Reinhard Müller
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Fixes #837
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<version>1</version>
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<title>SourceForge auf Abwegen</title>
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<h2>SourceForge auf Abwegen</h2>
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<h3>2001-10-20</h3>
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<p>
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In den letzten Monaten hat die Entwicklungsplattform
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<a href="http://www.sourceforge.net/">SourceForge</a>,
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welche eine große Anzahl
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von <a href="http://www.gnu.org/philosophy/free-sw.html">Freie
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Software</a>-Projekten beherbergt, ihre Politik geändert.
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Möglichkeiten ein Projekt vollständig von SourceForge zu
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exportieren wurden entfernt. Die dahinter stehende Technik
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bestand früher ausschliesslich aus Freier Software; nun
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<a href="http://www.google.com/search?q=cache:WxA5jbBHLMQ:sourceforge.net/docman/display_doc.php%3Fdocid%3D6267%26group_id%3D1+larry+augustin+site:sourceforge.net&hl=en">basiert sie auch auf nicht-freier Software</a>.
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Weiterhin wurden die Versuche von VA Linux[<a href="#valinux">1</a>]
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die Beiträge von externen Mitentwicklern zu kontrollieren immer
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undurchsichtiger.
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</p>
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<p>
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SourceForge hat viel Gutes für die Freie Software-Gemeinde getan,
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doch nun ist die Zeit gekommen sich zu befreien.
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</p>
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<h3>Einsperren von Benutzern in einer Welt unfreier Software</h3>
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<p>
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SourceForge brachte Freier Software eine vereinheitlichte
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und standardisierte Entwicklungsmethodik,
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aufbauend auf modernen Werkzeugen.
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Diese Werkzeuge (Fehlerdatenbank, Versionskontrolle durch CVS,
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Webseiten, Benutzerunterstützung, Foren, Umfragen, Nachrichtenkanäle,
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usw.) waren zwar vorher schon einzeln erhältlich, aber wenige
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Entwickler nutzen sie alle zusammen, weil sie dafür die Kombination
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eigenhändig aufsetzen mussten.
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SourceForge machte die Möglichkeiten, sowohl für neue und
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erfahrende Entwickler, leicht zugänglich.
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</p>
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<p>
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Wegen dieses Komforts von SourceForge ist seine Sammlung
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von Diensten für viele Entwickler selbstverständlich geworden.
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Sie würden nur ungern zu den alten Verhältnissen zurückkehren.
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Unglücklicherweise bedeutet das auch, dass wenn SourceForge
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in die falsche Richtung geht, es tendentiell viele
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Freie Software-Entwickler mit sich zieht.
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</p>
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<p>
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Die zweite wichtige Sache, welche SourceForge ausmachte, war,
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dass sie diese Umgebung ausschliesslich mit
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<a href="http://www.gnu.org/philosophy/free-sw.html"
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>Freier Software</a>
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aufbauten und zur Verfügung stellten.
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Insofern bot SourceForge der Freien Software-Gemeinde nicht
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nur eine mächtige Methodik an, sondern demonstrierte damit
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gleichzeitig was mit Freier Software möglich ist und warb dafür
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Freie Software zu verwenden.
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Und da die spezielle Software für SourceForge frei war,
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konnte jeder einen ähnlichen Service aufsetzen.
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Die SourceForge-Software wurde so unwiderruflich für Entwickler
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in aller Welt zugänglich. Entwickler, welche (beispielsweise)
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in Indien leben und sich den Datendurchsatz zum
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SourceForge-Server nicht leisten können, wären in der angenehmen
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Lage die gleichen Möglichkeiten auf ihrem Server einzurichten.
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</p>
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<p>
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Im August 2001 vollzog VA Linux eine Kehrtwende in ihrer Politik
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und fügte proprietäre Software zum SourceForge-Server hinzu.
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Mit der
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<a
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href="http://www.google.com/search?q=cache:WxA5jbBHLMQ:sourceforge.net/docman/display_doc.php%3Fdocid%3D6267%26group_id%3D1+larry+augustin+site:sourceforge.net&hl=en">
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Ankündigung</a>, gibt Larry Augustin (VA Linux CEO) an,
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dass die Benutzer von SourceForge.net <i>"praktisch keinen
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Unterschied bemerken würden"</i>.
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Das mag zwar stimmen, wenn letztere Scheuklappen aufsetzten
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und nur einbezögen, was dieser eine Server ihnen bietet
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und wie er sich bedienen läßt. Wenn wir jedoch über die Auswirkungen
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nachdenken, stellt sich die Situation ganz anders dar.
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Anstatt ein gutes Beispiel für Freie Software zu sein,
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demonstriert SourceForge nun unfreie Software. Es besteht
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die Gefahr, dass die vielen tausend registrierten Menschen
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sich an SourceForge und damit an die mit unfreier Software
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implementierten Möglichkeiten gewöhnen.
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</p>
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<p>
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Ihnen als Entwickler Freier Software wäre es weiterhin gestattet
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den SourceForge-Server ohne Entgeld zu nutzen, aber Sie würden
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die Freiheit die Software zu verwenden, vervielfältigen,
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anzupassen, zu studieren und weiterzugeben verlieren.
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Sie wären nicht frei einen ähnlichen Server selbst aufzusetzen
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oder auf Ihre Bedürfnisse anzupassen.
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Die letzte
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<a href="http://sourceforge.net/projects/alexandria/"
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>Veröffentlichung</a>
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der SourceForge-Server-Software liegt ein Jahr zurück.
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</p>
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<p>
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Die Hinwendung zu unfreier Software war das Ergebniss einer
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Reihe von Schritten mit dem Ziel die Benutzer an SourceForge
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zu ketten. Es gab nie einen Weg ein Projekt vollständig aus
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SourceForge zu extrahieren. Es gab Anstrengungen in diese Richtung
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deren Ergebnisse dieses Jahr wieder entfernt wurden.
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Zur Zeit ist nur der
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<a href="http://cvs.sourceforge.net/cvstarballs/"
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>CVS-Baum</a>
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und die
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Fehlerdatenbank (mit <i>/export/sf_tracker_export.php</i>)
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erhältlich.
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Wenige Leute wissen von letzterem, da die Methode nicht
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beschrieben ist.
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Die
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<a href="http://www.sourceforge.net/export/"
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>Export-Seite</a>
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beschreibt wie Skripte verwendet werden, welche schon nicht
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mehr existieren. Die Implementation von weiteren Export-Möglichkeiten
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wurde gestoppt. Das Entwicklungsteam besteht ausschliesslich
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aus Angestellten von VA Linux und ein paar wenigen Leuten,
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welche den Quelltext nicht rausgeben dürfen.
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</p>
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<p>
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Die
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<a href="http://www.geocrawler.com/about/"
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>Archive der E-Mail-Verteiler</a>, ein Hauptangebot von
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SourceForge, werden seit kurzem <i>nicht mehr betreut</i>.
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Wird dieses Angebot durch eine Lösung mit unfreier Software
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ersetzt?
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</p>
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<h3>Aneignung der Arbeit Freiwilliger</h3>
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<p>
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Folgendes passierte mir kurz vor der Ankündigung,
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SourceForge würde unfreie Software benutzen und entwickeln.
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Da ich als Beitragender zur SourceForge Software aufgeführt bin
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(in den
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<a href="http://chris.from.lu/SF2.5/AUTHORS"
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>Quellen</a>
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und der
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<a href="http://sourceforge.net/docman/display_doc.php?docid=751&group_id=1"
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>Dokumentation</a>)
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erhielt ich von VA Linux die Anfrage ihnen die Nutzungsrechte
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zu überschreiben. Das war weder überraschend noch war ich
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darüber unglücklich. Viele Freie Software-Projekte verlangen
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von Entwicklern, dass sie die Nutzungrechte an ihren Änderungen
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an den Hauptautor übertragen. Die Überschreibung auf einen
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alleinigen Rechteinhaber ist eine Strategie um die
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<a href="http://www.gnu.org/licenses/gpl.html">GNU GPL</a>
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effektiver verteidigen zu können und gern hätte ich
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auf diese Weise kooperiert.
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</p>
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<p>
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Als ich jedoch die Einzelheiten der Vereinbarung las,
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entdeckte ich schwerwiegende Probleme. Ich wurde aufgefordert
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die Rechte an meinem Werk, "<i>welches in der jetzigen
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Version der SourceForge Software-Entwicklungsplattform oder
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eventuell auch in einer zukünftigen verwendet wird</i>"
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zu übertragen. Die Übertragung war nicht auf meinen Beitrag
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zur SourceForge-Software beschränkt, sondern bezog sich
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möglichweise auf mein gesamtes, bereits erstelltes oder zukünftiges
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Werk, wenn für SourceForge daran irgendwie Interesse besteht.
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</p>
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<p>Ich erwartete ausserdem die Zusage, dass mein Werk
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unter der GNU GPL herausgegeben würde, aber die
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Vereinbarung enthielt nichts über Freie Software.
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VA Linux wäre es erlaubt, die Software welche ich
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schrieb unter einer unfreien Software-Lizenz herauszugeben
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und sie der Gemeinschaft vorzuenthalten.
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Zu diesem Moment war ich mir noch nicht sicher, ob diese Sorge
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nicht unberechtigt war, da VA Linux ausschliesslich Freie Software
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erstellte und einsetzte. Zwei Wochen später entschieden
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sie unfreie Software in SourceForge einzuführen
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und das warf ein anderes Licht auf die Frage.
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</p>
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<p>
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VA Linux sagte mir, sie hätten die Vereinbarung nur
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an zwei Personen geschickt, in der Hoffnung sie zu verbessern.
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Wir begannen eine zwei Monate lange Diskussion.
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Ich nahm an, die Diskussion habe zum Ziel die Vereinbarung
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passender für die Freie Software-Gemeinde machen, also
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bemühte ich mich konstruktiv beizutragen.
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Schlussendlich erhielt ich eine Version der Nutzungsrechtsübertragung
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erstellt von der Rechtabteilung. Ich zitiere es hier vollständig:
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</p>
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<blockquote>
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|
SourceForge Copyright Assignment
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<p>
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<i>Thank you for your interest in contributing software code
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to SourceForge.</i>
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</p>
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<p>
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<i>In order for us to include the code in our product, we will
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need you to provide us with the rights to the code.</i>
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</p>
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<p>
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|
<i>By signing this agreement, you, the undersigned, hereby
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|
assign to VA Linux all right, title and interest in and to
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|
the software code described below, and all copyright,
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|
patent, proprietary information, trade secret, and other
|
|
intellectual property rights therein. You also agree to take
|
|
all actions and sign all documents (such as copyright
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|
assignments or registrations) reasonably requested by VA
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Linux to evidence and record the above assignments.</i>
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</p>
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|
</blockquote>
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[Anmerk. des Übersetzers: Inoffizielle Übersetzung nur zur Erläuterung ]
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<blockquote>
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SourceForge "Copyright"-Übertragung
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<p>
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<i>Danke für Ihr Interesse Quelltext zur SourceForge-Software
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beizusteuern.</i>
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</p>
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<p>
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<i>Damit wir den Quelltext in unserem Produkt einfügen
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können benötigen, wir von Ihnen die Rechte am Quelltext.</i>
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</p>
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<p>
|
|
<i>Mit dieser Vereinbarung übertragen Sie VA Linux,
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|
durch Ihre Unterschrift, alle Rechte über jedwege Nutzung
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oder sonstige Ansprüche an dem unten beschriebenen Quelltext.
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Im besonderen schliesst das alle Nutzungsrechte,
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Patentansprüche und Geschäftsgeheimnisse mit ein.
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Weiterhin stimmen Sie überein alle
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weiteren Handlungen vorzunehmen und alle Dokumente
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zu unterschreiben (wie Nutzungsrechtsüberschreibungen
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oder Registrierungen) welche von VA Linux für vernünftig
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erachtet werden um die hier getroffene Vereinbarung
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zu beweisen oder zu dokumentieren.</i>
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</p>
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|
</blockquote>
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<p>
|
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Das griff nach noch mehr Rechten als der erste Entwurf.
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"<i>Sie erlauben uns alles, wir versprechen nichts</i>".
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An diesem Punkt wusste ich, dass die Versuche die Vereinbarung
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klarer abzufassen Zeitverschwendung waren. VA Linux sammelte die
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Nutzungrechte offensichtlich nicht, um damit die GNU GPL durchzusetzen.
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</p>
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<h3>Wege aus der Fallgrube</h3>
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<p>
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Für Menschen welche Freiheit als Wert schätzen, ist nun die Zeit
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gekommen, sich von SourceForge abzuwenden. Es hat sich
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in eine Teergrube verwandelt von der zu entkommen immer schwerer
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werden wird. Software-Entwicklungs-Server, welche vollständig auf
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Freier Sofware basieren, gibt es viele auf der ganzen Welt.
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Es ist möglich einen eigenen auszusetzen, sich einem bestehenden
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anzuschliessen oder die darunter liegende Software zu schreiben.
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Vor einigen Monaten half ich mit für das GNU-Projekt
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<a href="http://savannah.gnu.org/">Savannah</a>
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aufzusetzen, weil ich den Bedarf für eine gemeinschaftlich
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betriebene Plattform sah. Zusammen mit Freunden und Mitentwicklern
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sind wir dabei Software für
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<a href="http://savannah.gnu.org/docs/savannah-plan.html"
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>verteile Softwareentwicklungs-Server</a>
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neu zu schreiben und herauszugeben. Die Idee ist, einen
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SourceForge ähnlichen Dienst innerhalb weniger Stunden aufsetzen
|
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zu können.
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Savannah wird Ende des Jahres mit dieser Software laufen.
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Zu Beginn mag sie weniger Funktionalität als SourceForge haben,
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aber sie hat eine strahlende Zukunft weil sie ihre Wurzeln
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in einer gemeinschaftlichen Leistung von Leuten hat, welche
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Freie Software miteinander teilen.
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</p>
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<p>
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SourceForge war wie Freibier, weil es von Anfang an so
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entworfen wurde. Es war ein sehr teures Geschenk
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von sehr kurzer Haltbarkeit für die Freie Software-Gemeinschaft.
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Wir sollten wütend auf VA Linux sein, uns ein solch vergiftetes
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Geschenk gemacht zu machen.
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Auf der anderen Seite denke ich, dass wir
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VA Linux danken sollten. Sie brachten uns die Methodik
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und lehrten uns, dass eine Plattform für
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Entwicklungs-Server verteilt und in gemeinschaftlicher Art und
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Weise entwickelt werden muss; nicht von einem einzelnen
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Unternehmen, was alles von vorne bis hinten kontrolliert.
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Das bedeutet selbstverständlich auch,
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das jeder ein wenig Zeit zum Entwickeln und
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Pflegen solcher Angebote für Entwickler einbringen muss.
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Wir haben unser Glas ausgetrunken,
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es ist Zeit unsere Freiheit zu gewinnen.
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</p>
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<p>
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<i><a href="mailto:loic@gnu.org">Loïc Dachary</a></i>
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<br/>
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Übersetzung aus dem Englischen vom 11.11.2001:
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<a href="mailto:reiter@fsfe.org" >Bernhard Reiter</a>
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</p>
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<ol class="fn">
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<li id="valinux"> <a href="http://www.valinux.com/">VA Linux</a> besitzt
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den <a href="http://www.sourceforge.net/">SourceForge</a> Domain Namen,
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|
stellt eigene Hardware zur Verfügung, bezahlt den Datenverkehr und Leute
|
|
welche SourceForge pflegen. Zu VA Linux gehören auch die meisten <a
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|
href="http://www.osdn.com/">OSDN</a> Webserver, die größte Ansammlung
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|
Freier Software Informationen in der Hand eines einzigen Unternehmen.</li>
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</ol>
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