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2182 lines
96 KiB
HTML

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<head>
<title>Mitschrift einer Rede von Richard Stallman über die
Freie-Software-Bewegung, Zagreb; 2006-03-09</title>
</head>
<body>
<h1>Die Freie-Software-Bewegung und die Zukunft der Freiheit; 9. März
2006</h1>
<p>
Dies ist die Übersetzung einer Rede von Richard Stallman über die
Freie-Software-Bewegung in Zagreb am 9. März 2006. Der Vortrag wurde in
Englisch gehalten. </p>
<p>
Richard Stallman gründete 1983 das
<a href="/documents/gnuproject.html">GNU-Projekt</a> und damit die <a
href="/documents/freesoftware.html">Freie-Software</a>-Bewegung. Stallman
ist Präsident der FSF, einer Schwesterorganisation der FSFE.
</p>
<p>
<a href="/about/oriordan/oriordan.html">Ciarán O'Riordan</a> übernahm
die englische Mitschrift. Bitte unterstützen sie Arbeiten wie diese
durch <a href="http://www.fsfe.org/">Mitgliedschaft im Fellowship der
FSFE</a>, durch <a href="/help/donate">Spenden an die FSFE</a>, und
dadurch, dass Sie andere dazu zu ermutigen, das selbe zu tun.
</p>
<p>
Eine Audioaufnahme des Vortrages finden Sie online auf:
</p>
<ul>
<li>
<a
href="http://mjesec.ffzg.hr/~dpavlin/stallman2006/free_software_movement_and_the_future_of_freedom_zagreb_09_march_2006.ogg">http://mjesec.ffzg.hr/~dpavlin/stallman2006/...
[langer Dateiname].ogg</a>
</li>
</ul>
<h2 id="menu">Vortrags-Abschnitte</h2>
<ul>
<li><a href="#what-is-free-software?">Was ist Freie Software?</a></li>
<li><a href="#why-are-these-the-essential-freedoms?">Warum sind dies essentielle Freiheiten?</a></li>
<li><a href="#freedom-two">Freiheit zwei</a></li>
<li><a href="#freedom-zero">Freiheit null</a></li>
<li><a href="#freedom-one">Freiheit eins</a></li>
<li><a href="#freedom-three">Freiheit drei</a></li>
<li><a href="#directly-funding-free-software-development">Direktes
Finanzieren der Entwicklung Freier Software</a></li>
<li><a href="#comparing-free-and-proprietary-software">Vergleich Freier mit proprietärer Software </a></li>
<li><a href="#the-situation-in-1983">Die Situation 1983</a></li>
<li><a href="#choosing-the-unix-design">Wahl des Unix-Designs</a></li>
<li><a href="#the-name-gnu">Der Name "GNU"</a></li>
<li><a href="#gnu-and-linux">GNU und Linux</a></li>
<li><a href="#software-freedom-needs-to-be-widely-understood">Software Freiheit muss weithin verstanden werden</a></li>
<li><a href="#we-urgently-need-people-to-work-on-stage-2">Wir brauchen dringend Menschen die an "Phase 2" arbeiten</a></li>
<li><a href="#today-we-have-enemies">Heute haben wir Feinde</a></li>
<li><a href="#we-need-to-stop-wasting-our-market-power">Wir müssen damit
aufhören, unsere Marktmacht zu verschwenden</a></li>
<li><a href="#treacherous-computing">Betrügerisches Computing</a></li>
<li><a href="#the-dmca-and-eucd-laws">Die DMCA- und EUCD-Gesetze</a></li>
<li><a href="#software-patents">Softwarepatente</a></li>
<li><a href="#more-legislative-battles">Weitere legislative Schlachten stehen bevor</a></li>
<li><a href="#free-software-and-schools">Freie Software und Schulen</a></li>
<li><a href="#st-ignucias-and-the-church-of-emacs">St. IGNUcius und die Kirche des Emacs</a></li>
<li><a href="#q1">Frage #1: Können sie zu Mono Stellung nehmen?</a></li>
<li><a href="#q2">Frage #2: Was halten sie von BSD Lizenzen?</a></li>
<li><a href="#q3">Frage #3: Was tun, wenn Leute unsere Lizenzen verletzen?</a></li>
<li><a href="#q4">Frage #4: Es sollte klarer gemacht werden, dass Änderungen zu publizieren optional ist</a></li>
<li><a href="#q5">Frage #5: Enthält ihr Heiligenschein proprietäre Software?</a></li>
<li><a href="#q6">Frage #6: Können sie die Creative-Commons-Lizenz(en) kommentieren?</a></li>
<li><a href="#q7">Frage #7: Kennen sie irgendwelche Freie-Kultur-Organisationen?</a></li>
<li><a href="#q8">Frage #8: Sollte Freie Software nicht teuer sein, weil sie wertvoll ist?</a></li>
<li><a href="#links-for-further-reading">weiterführende Literatur</a></li>
</ul>
<h2>Übersetzung der Mitschrift</h2>
<p>
<span id="what-is-free-software?">(<a href="#menu">Zum Menü</a>) [Sektion: Was ist Freie Software? ]</span>
</p>
<p>
[00:03:10]
</p>
<p class="indent">
<span style="font-weight: bold;">Richard Stallman</span>: Was ist Freie
Software? Freie Software bedeutet Software, die die Freiheit des Nutzers
respektiert. Software, die Ihnen zur Verfügung steht, ihre Freiheiten
jedoch nicht respektiert, ist proprietäre Software oder unfreie
Software.
</p>
<p class="indent">
Proprietäre Software hält die Nutzer getrennt und hilflos. Getrennt,
weil es jedem Nutzer verboten ist, mit anderen zu teilen, und hilflos, weil
die Nutzer keinen Zugang zum Quellcode haben. Und so können sie nichts
ändern; sie können nicht einmal sagen, was das Programm tatsächlich macht.
</p>
<p class="indent">
Aber Freie Software, die glaube ich [auf kroatisch] in "slobodni softver"
übersetzt wird, ist Software, die die Freiheit der Nutzer respektiert.
Was meine ich damit? Denn es ist niemals genug nur zu sagen: &quot;<span
style="font-style: italic;">Ich bin für Freiheit</span>&quot;, die
entscheidende Frage ist immer: Welche essentiellen Freiheiten sollte jeder
haben? </p>
<p>
[00:04:27]
</p>
<p class="indent">
Es gibt vier essentielle Freiheiten für den Nutzer eines Programms.
</p>
<ul>
<li>
Freiheit 0 ist die Freiheit das Programm nach Belieben zu nutzen, zu
jedem Zweck.
</li>
<li>
Freiheit 1 ist die Freiheit den Quellcode des Programms zu studieren
und zu ändern, damit es tut, was Sie wollen.
</li>
<li>
Freiheit 2 ist die Freiheit, Ihren Nächsten zu helfen. Das ist die
Freiheit, Kopien anzufertigen und sie an andere zu verteilen, wenn Sie
möchten.
</li>
<li>
Freiheit 3 ist die Freiheit, Ihrer Gemeinschaft zu helfen. Das ist
die Freiheit, veränderte Versionen zu verteilen oder zu veröffentlichen,
wenn Sie möchten.
</li>
</ul>
<p class="indent">
Mit all diesen vier Freiheiten ist das Programm Freie Software. Wenn eine
dieser Freiheiten wesentlich fehlt - nicht genügend vorhanden ist - dann
ist das Programm proprietäre Software, was bedeutet, dass es unter einem
unethischen System verteilt wurde und somit nicht benutzt werden sollte,
ja gar nicht erst entwickelt werden sollte.
</p>
<p>
[00:05:45]
</p>
<p class="indent">
Beachten Sie bitte, dass der Großteil an Software, fast die gesamte
Software, weder frei noch proprietär ist. Es ist maßgeschneiderte
Software, die für einen bestimmten Nutzer entwickelt wurde. Wenn dieser
eine Nutzer alle diese Freiheiten hat, wenn er die vollen Rechte an der
Software hat, dann können Sie sagen, in einem banalem Sinn, dass dies
Freie Software ist. Es gibt nur einen Nutzer und dieser ist frei. Niemand
ist unterjocht worden, niemand ist schlecht behandelt worden auf diese
Weise. Natürlich gibt es immer andere ethische Fragen, die hier eine
Rolle spielen könnten. Es gibt viele ethische Fragen im Leben, aber in
dieser speziellen Frage, wenigstens in diesem Fall, ist nichts falsch
gemacht worden.
</p>
<p>
<span id="why-are-these-the-essential-freedoms?">(<a href="#menu">zum Menü
</a>) [Sektion: Warum sind dies essentielle Freiheiten?]</span>
</p>
<p class="indent">
Aber warum sind diese vier Freiheiten essentiell? Warum soll man Freie Software
<span style="font-style: italic;">so</span> definieren?
</p>
<p>
<span id="freedom-two">(<a href="#menu">Zum Menü</a>) [Sektion: Freiheit 2]</span>
</p>
<p class="indent">
Freiheit 2 ist essentiell aus fundamentalen ethischen Gründen, damit
Sie aufrichtig leben können, ein moralisches Leben als Mitglied Ihrer
Gesellschaft. Wenn Sie ein Programm benutzen, das Ihnen nicht Freiheit #2
gibt, laufen Sie Gefahr, dass Sie in ein moralisches Dilemma fallen. Wenn
Ihr Freund sagt:
&quot;<span style="font-style: italic;">Das ist ein tolles Programm, kann
ich eine Kopie davon haben? </span>&quot;
In diesem Moment müssen Sie sich zwischen zwei Übeln entscheiden. Das eine
Übel ist: Sie geben dem Freund eine Kopie und verletzen die Lizenz des
Programms. Das andere Übel ist: Sie verweigern Ihrem Freund die Kopie und
befolgen die Lizenz des Programms.
</p>
<p class="indent">
Wenn Sie einmal in dieser Situation sind, dann sollten Sie das kleinere
Übel wählen. Das kleinere Übel ist, Ihrem Freund die Kopie zu geben und
die Lizenz zu verletzen.
</p>
<p>
[Gelächter]
</p>
<p class="indent">
Nun, warum ist dies das kleinere Übel? Der Grund ist der, dass wir
annehmen können, dass Ihr Freund Sie bisher gut behandelt hat und als
nette Person Ihre Kooperation verdient. Der Grund, warum wir das annehmen
können, ist, da Sie andernfalls, wenn eine üble Person, die Sie nicht
wirklich mögen, Sie um Hilfe bittet, Sie natürlich sagen können
&quot;<span style="font-style: italic;">Warum sollte ich dir
helfen?</span>&quot; Das ist also ein leichter Fall. Das Problem besteht
nur, wenn die Person nett zu Ihnen und anderen war und Sie ihr
normalerweise helfen wollen würden.
</p>
<p class="indent">
Wohingegen der Entwickler des Programms absichtlich die soziale
Solidarität in Ihrer Gemeinschaft angegriffen hat. Absichtlich versucht,
Sie von jedem anderen auf dieser Welt zu trennen. Wenn Sie also so oder
so etwas Falsches tun müssen, dann ist es doch besser, dieses Falsche
richtet sich gegen jemanden, der es verdient, jemanden, der etwas falsches
getan hat, als jemandem zu schaden, der nichts falsch gemacht hat.
</p>
<p class="indent">
Wie auch immer, das kleinere Übel zu wählen bedeutet nicht, etwas Gutes zu
tun. Es ist niemals gut - nicht völlig - ein Abkommen zu treffen und es
dann zu brechen. Es mag die richtige Entscheidung sein es zu tun, aber es
ist nicht völlig in Ordnung.
</p>
<p class="indent">
Das Einzige im Softwarebereich was schlimmer ist als eine unerlaubte
Kopie eines proprietären Programms ist eine erlaubte Kopie dieses
Programms. Denn diese fügt der gesamten Gemeinschaft den gleichen
Schaden zu, und zusätzlich profitiert der Täter (normalerweise der
Entwickler) auch noch davon.
</p>
<p class="indent">
Wenn sie einmal darüber nachgedacht haben und das Wesen dieses Dilemmas
erkannt haben, sollten Sie wirklich dafür sorgen, nicht in dieses Dilemma
zu geraten. Es gibt zwei Wege, dies zu tun. Der eine, den die Entwickler
proprietärer Software vielleicht bevorzugen, ist: keine Freunde zu haben.
</p>
<p>
[Gelächter]
</p>
<p class="indent">
Der andere ist: Nutzen sie keine proprietäre Software.
</p>
<p>
[00:10:25]<br />
[00:11:25]
</p>
<p class="indent">
Wenn sie keine proprietäre Software benutzen bedeutet das, dass Sie
niemals riskieren, in dieses Dilemma zu geraten. Wenn ein Freund mich nach
einer Kopie eines Programms fragt, werde ich mich niemals in diesem
Dilemma befinden, denn ich kann immer ganz legal zustimmen, weil ich nur
Freie Software akzeptiere. Wenn mir jemand ein Programm anbietet, das
reizvoll für mich ist - unter der Bedingung, dass ich es nicht mit Ihnen
teilen darf - dann werde ich ablehnen, denn ich möchte immer in einer
Lage sein, in der ich mich für nichts schämen muss.
</p>
<p class="indent">
Die elementarste Ressource jeder Gesellschaft ist keine physische
Ressource, es ist eine psycho-soziale Ressource. Es ist der Geist des
guten Willens; der Geist gegenseitigen Helfens. Es ist kein Zufall, dass
die Weltreligionen seit tausenden von Jahren für den Geist des
guten Willens werben. Denn wenn sie das Aufkommen dieses Geistes nur ein
bisschen anheben können, verbessert dies das Leben für jedermann.
</p>
<p class="indent">
Was bedeutet es nun, wenn mächtige soziale Institutionen sagen, dass es
falsch ist zu teilen? Was bewirken sie damit? Sie verseuchen diese
lebenswichtige Ressource, etwas, das sich keine Gesellschaft leisten
kann. In keiner Gesellschaft gibt es zu viel Wohlwollen. Keine
Gesellschaft kann es sich leisten, etwas davon zu verheizen.
</p>
<p class="indent">
Und was bedeutet es, wenn sie sagen, wenn Sie mit Ihren Nachbarn
teilen, dann sind sie ein Pirat? Was machen sie damit? Sie versuchen, das
Helfen des Nächsten mit dem Attackieren von Schiffen gleichzusetzen. Und
nichts könnte falscher sein als das, denn Schiffe zu kapern ist sehr sehr
böse, aber seinen Nächsten zu helfen ist bewundernswert.
</p>
<p class="indent">
Und was bedeutet es, wenn sie jahrelange Haftstrafen gegen Menschen
verhängen, die ihren Nächsten helfen? Wie viel Furcht braucht es, bis
Ihre Nachbarn zu ängstlich sind, Ihnen zu helfen, oder bis Sie zu
ängstlich sind mit ihnen zu teilen?
</p>
<p>
[00:14:07]
</p>
<p class="indent">
Dieser Grad an Angst, diese Terrorkampagne, ist das, was die Entwickler
unfreier Software versuchen, über die Menschen weltweit zu bringen.
Und ich gebrauche den Ausdruck &quot;<span style="font-style:
italic;">Terrorkampagne</span>&quot; nicht nur um zu zeigen, wie sehr ich
dies missbillige, sondern weil bis jetzt in wenigstens zwei Ländern, die
Entwickler proprietärer Software den Menschen, die unerlaubte Kopien
besitzen, damit Angst machen, im Gefängnis vergewaltigt zu werden. Ich
denke, Menschen mit Vergewaltigung zu drohen, rechtfertigt den Begriff
Terrorkampagne. Ich denke, wir sollten ihre Terrorkampagne beenden. Wir
sollten nicht zulassen, dass sie fortgeführt wird.
</p>
<p>
[00:14:53]
</p>
<p class="indent">
Das ist der Grund für Freiheit Nummer zwei, die Freiheit, Ihren Nachbarn
zu helfen. Die Freiheit, Kopien anzufertigen und sie an andere zu
verteilen.
</p>
<p>
<span id="freedom-zero">(<a href="#menu">Zum Menü</a>) [Sektion: Freiheit 0]</span>
</p>
<p class="indent">
Freiheit 0 ist aus einem völlig anderen Grund nötig. Das ist die
Freiheit, das Programm zu jedem beliebigen Zweck zu nutzen. Es mag
schockieren, aber es gibt proprietäre Programme, die Ihnen nicht
einmal diese magere Freiheit lassen. Sie begrenzen, wie häufig Sie das
Programm benutzen können, oder wann, oder wie, oder für welche Arbeiten,
zu welchem Zweck.
</p>
<p class="indent">
Es liegt auf der Hand, dass das keine Kontrolle über den eigenen Computer
bedeutet. Also ist Freiheit 0 nötig, um die Kontrolle über den eigenen
Computer zu haben. Aber es ist nicht genug, denn das ist nur die Freiheit
zu tun oder zu lassen, was auch immer der Entwickler bereits für Sie
entschieden hat.
</p>
<p>
<span id="freedom-one">(<a href="#menu">Zum Menü</a>) [Sektion: Freiheit eins]</span>
</p>
<p class="indent">
Um wirklich die Kontrolle über Ihren eigenen Computer zu gewinnen, müssen
Sie die Entscheidungen vom Entwickler wegnehmen, damit Sie sie selbst
treffen können. Dafür brauchen sie Freiheit Nummer eins, die Freiheit
denn Quellcode des Programms zu erforschen und so zu ändern, dass er
macht, was Sie wollen. Wenn Sie diese Freiheit nicht besitzen, können Sie
nicht einmal sagen, was das Programm macht.
</p>
<p class="indent">
Gestern wurde mir gesagt, dass Ceauşescu entschied, alle Telefone in
Rumänien mit Abhörmechanismen auszustatten - Abhörmaßnahmen für die
Regierung. Heute machen Entwickler proprietärer Software etwas ähnliches.
Viele unfreie Programme beinhalten arglistige Eigenschaften, um den
Nutzer auszuspionieren, ihn einzuschränken oder gar zu attackieren.
</p>
<p class="indent">
Spionageeigenschaften sind recht gebräuchlich. Von einem unfreien
Programm, welches den Nutzer ausspioniert, haben Sie vielleicht schon mal
gehört, es nennt sich Windows XP. Wenn der Windows-XP-Nutzer, und ich
sage nicht &quot;<span style="font-style: italic;">Sie</span>&quot;, da
Sie niemals so ein Programm benutzen würden, wenn der Nutzer von Windows
XP seine eigenen Dateien nach einem bestimmten Wort durchsucht, dann
sendet Windows eine Nachricht und meldet das Wort, nachdem gesucht wurde.
Das ist eine Spionageeigenschaft.
</p>
<p class="indent">
Dann, wenn Windows nach einem Update fragt, um die letzten Änderungen
herunterzuladen, dann sendet es eine Liste der kompletten Software, die
auf dem System installiert wurde. Das ist eine weitere Spionageeigenschaft.
</p>
<p class="indent">
Es war nicht leicht diese Eigenschaften herauszufinden. Ich glaube nicht,
dass Microsoft den Leuten erzählt, dass sie auf diese Weise ausspioniert
werden. Sie setzen wahrscheinlich etwas in die Lizenzvereinbarung, welche
besagt &quot;<span style="font-style: italic;">"Sie erklären sich damit
einverstanden, dass sämtliche Daten, die nötig sind um wasauchimmer bla
bla bla"</span>&quot;. Und die Nutzer machen sich nicht einmal die Mühe,
das zu lesen. Und wenn sie es läsen, dann würde es ihnen nichts sagen.
</p>
<p class="indent">
Tatsächlich ist es so, dass einige clevere Untersuchungen notwendig waren,
um herauszufinden, dass Windows die Liste der installierten Software
sendet, denn sie wird verschlüsselt übertragen.
</p>
<p>
[00:18:45]
</p>
<p class="indent">
Aber das Ausspionieren der Nutzer ist nicht auf Windows begrenzt.
Windows Media Player spioniert ebenso. Es ist so, dass er eine
vollständige Überwachung durchführt. Er meldet jede Seite, die der Nutzer
sich ansieht.
</p>
<p class="indent">
Denken Sie bitte nicht, das diese Art von Arglist auf Microsoft begrenzt
ist. Microsoft ist nur einer unter vielen Entwicklern von
Nutzer-unterjochender Software. Realplayer macht das Gleiche. Es
überwacht den Nutzer vollständig, meldet jede Seite, die der Nutzer sich
ansieht.
</p>
<p class="indent">
Das gleiche gilt für Tivo. Und Tivo ist ein interessanter Fall, weil
viele in der Freie-Software-Gemeinschaft Tivo lobten, als es herauskam.
Tivo nutzt eine Menge Freier Software. Es beinhaltet ein GNU/Linux-System.
</p>
<p class="indent">
Und so sagten manche:&quot;<span style="font-style: italic;"> "Oh, wie
toll! Sie nutzen unsere Software, sie profitieren von uns, wir sollten
glücklich sein."</span>&quot; Unglücklicherweise enthält Tivo auch
unfreie Software und bespitzelt den Nutzer. Es meldet alles, was der
Nutzer sich ansieht.
</p>
<p class="indent">
Dies zeigt, dass dies nicht genug ist, unser Ziel muss darüber hinausgehen,
dass sie Freie Software benutzen. Das Ziel muss sein, dass sie keine
unfreie Software benutzen, dass wir keine unfreie Software
benutzen. Wenn Sie Ihre Freiheit behalten wollen, dann müssen Sie jedes
Programm ablehnen, dass sie Ihnen nimmt. Und jedes unfreie Programm
nimmt sie Ihnen.
</p>
<p class="indent">
Einen Computer zu bekommen, der etwas Freie Software enthält, teilweise
Freie Software, bedeutet nicht, dass dieser Computer Ihre Freiheit
respektiert. Er respektiert sie nur teilweise.
</p>
<p>
[00:21:00]
</p>
<p class="indent">
Arglistige Eigenschaften gehen über Bespitzelungen hinaus. Zum Beispiel
gibt es da die Funktionalität, nicht zu funktionieren. Dass das Programm
sagt:&quot;<span style="font-style: italic;"> "Ich werde Ihnen diese
Datei nicht anzeigen. Ich möchte nicht, dass Sie einige Zeilen dieser
Datei kopieren. Ich werde diese Datei nicht für Sie ausdrucken, weil ich
Sie nicht genug mag."</span>&quot; Dies ist auch bekannt als DRM -
Digital Restrictions Management, die beabsichtigte Eigenschaft nicht zu
funktionieren.
</p>
<p class="indent">
Und dann gibt es da noch Hintertüren. Es gab ein unfreies Programm,
das vor einigen Jahren freigegeben wurde. Und als die Nutzer damals
den Quellcode einsehen konnten, entdeckten sie, dass es seit Jahren eine
Hintertür besaß.
</p>
<p class="indent">
Das hätten sie nicht herausfinden können, als das Programm noch proprietär
war. Sie konnten nicht wissen, dass es diese Hintertür gab. Erst als es
frei wurde, konnten sie sie finden und natürlich haben sie sie entfernt.
</p>
<p class="indent">
Ein proprietäres Programm, dass Sie möglicherweise kennen und eine
Hintertür enthält, ist Windows XP. Wenn Windows XP nach einem Upgrade
fragt, kennt Microsoft die Identität des Nutzers, so kann Microsoft dem
Nutzer ein Upgrade liefern, dass speziell für ihn entworfen wurde. Was
bedeutet das? Es bedeutet, dass dieser Nutzer vollständig der Gnade
Microsofts ausgeliefert ist. Microsoft kann was auch immer mit ihm tun.
</p>
<p class="indent">
Es gibt ein Stück von Microsofts Server Software, in der 1999 eine
Hintertür für die NSA (die Nationale Sicherheitsbehörde der USA) entdeckt wurde. Sie
können unfreier Software nicht vertrauen. Unfreie Software gibt
dem Entwickler Macht über den Nutzer, und innerhalb dieser Macht gibt es
viele Möglichkeiten, sie gegen den Nutzer zu verwenden. Manche Entwickler
proprietärer Software tun dies - und andere nicht. Natürlich können Sie
niemals sagen, mit welcher Klasse Sie es zu tun haben, außer wenn Sie eine
arglistige Eigenschaft entdecken, aber davon abgesehen wissen Sie es
nicht.
</p>
<p class="indent">
Aber nehmen wir mal eins der Programme von Entwicklern, die keine
böswilligen Eigenschaften einbauen - denn es gibt einige Entwickler, die
ernsthaft versuchen, ein Programm zu schreiben, das dem Nutzer dient.
</p>
<p class="indent">
Sie sind immer noch Menschen. Also machen sie Fehler. Alle Programmierer
machen Fehler. Ihr Code enthält immer noch Programmierfehler. Der Nutzer
eines unfreien Programms ist einem solchen versehentlichen Fehler
ebenso hilflos ausgeliefert wie bei einer beabsichtigten arglistigen
Eigenschaft. Ein Nutzer eines unfreien Programms ist ein Gefangener
seiner Software.
</p>
<p>
[00:25:05]
</p>
<p class="indent">
Wir, die Entwickler Freier Software, sind auch nur Menschen. Auch wir
machen Fehler, und unsere Programme haben Programmierfehler. Der
Unterschied liegt darin, dass, wenn unsere Programme Fehler haben,
Sie sie beheben können, weil wir Ihre Freiheit respektiert haben, dies zu
tun, den Code zu ändern. Was immer wir auch in die Software eingefügt
haben und Sie nicht mögen, Sie können es ändern, denn wir respektieren
Ihre Freiheit, dies zu tun.
</p>
<p class="indent">
Aber Freiheit Nummer eins ist nicht genug. Freiheit Nummer eins ist die
Freiheit, den Quellcode persönlich zu studieren und zu ändern, damit er
macht, was sie wollen. Das ist nicht genug, weil es Millionen
Computerbenutzer gibt, die nicht programmieren können. Sie können diese
Freiheit nicht direkt ausüben. Aber sogar für Programmierer wie mich ist
Freiheit Nummer eins nicht genug, weil es einfach zu viel Freie Software
gibt. Niemand kann sie vollständig prüfen und es bewältigen, sämtliche
Änderungen zu implementieren, die er haben möchte.
</p>
<p class="indent">
Das geht über die menschliche Kapazität hinaus.
</p>
<p>
<span id="freedom-three">(<a href="#menu">Zum Menü</a>) [Sektion: Freiheit 3]</span>
</p>
<p class="indent">
Also liegt die einzige Möglichkeit, die Software, die wir nutzen,
vollständig zu kontrollieren, darin, zusammenzuarbeiten, zu kooperieren.
Und dazu benötigen wir Freiheit Nummer drei, die Freiheit, der Gemeinschaft
zu helfen, die Freiheit, veränderte Versionen zu verteilen und zu
veröffentlichen, wenn Sie möchten.
</p>
<p class="indent">
Mit dieser Freiheit können wir zusammen die volle Kontrolle über die
Software übernehmen. Auf diese Weise entwickelt sich Freie Software
demokratisch unter der Kontrolle seiner Nutzer. Nicht im strengen Sinne
von Demokratie, wo jeder seine Stimme abgibt und einige anhand des
Wahlergebnisses Änderungen umsetzen und jeder bekommt es dann.
Stattdessen ist es so, dass, wenn Sie ein freies Programm haben, und eine
Menge Menschen wollen Änderungen in diese Richtung, dann werden sie eine
Menge Arbeit darin investieren und ihre Verbesserungen veröffentlichen. Auf
diese Weise wird das Programm eine Menge Fortschritte in diese
Richtung machen.
</p>
<p class="indent">
Während, wenn nur ein paar Leute Fortschritt in diese Richtung wollen,
dann können sie es immer noch machen. Sie können es immer noch
weiterentwickeln, aber es wird durch den Arbeitsaufwand begrenzt sein,
den die Leute bereit sind zu investieren. Und wenn die meisten Menschen
die Änderung nicht mögen, dann werden sie weiterhin Ihre eigene Version
verwenden. Die Hauptversion wird in diese eine Richtung gehen, aber die
anderen Leute, die etwas anderes wollen, können trotzdem ihre eigene
Version haben, die sich in die andere Richtung weiterentwickelt.
</p>
<p class="indent">
Wenn es eine Million Menschen gibt, die eine bestimmte Veränderung in
einem Freien Programm wollen, dann gibt es aller Wahrscheinlichkeit nach
unter ihnen einige Tausend, die programmieren können, und früher oder
später werden einige von ihnen sich daran setzen und diese Änderung
vornehmen und publizieren ihre modifizierte Version. Danach werden all
die Millionen Leute zu der neuen Version wechseln. Demnach können also
nur Programmierer direkt Freiheit eins und drei ausüben, aber jeder Nutzer
kann direkt Freiheit 0 und 2 ausüben - die Freiheit das Programm
auszuführen und zu kopieren - und die Nicht-Programmierer profitieren
indirekt von den Freiheiten 1 und 3. Sie können sie nicht direkt
ausüben, da sie die Fähigkeit, programmieren zu können, voraussetzen, aber
wenn andere diese Freiheiten nutzen, können auch Nicht-Programmierer ihre
Vorzüge teilen.
</p>
<p class="indent">
Demnach sind alle diese vier Freiheiten essentiell für alle Nutzer,
einschließlich der Nicht-Programmierer, die die Mehrheit der Gesellschaft
bilden.
</p>
<p>
<span
id="directly-funding-free-software-development">(<a
href="#menu">Zum Menü</a>) [Sektion: Direktes Finanzieren der
Entwicklung Freier Software]</span>
</p>
<p class="indent">
Nehmen wir an, es gibt nur tausend Nutzer, die eine bestimmte Änderung in
einem freien Programm wünschen, und niemand von ihnen kann programmieren.
Sie können noch immer von diesen Freiheiten profitieren. Und zwar so:
</p>
<p class="indent">
Einer von ihnen kann eine Anzeige aufgeben und mit den anderen Kontakt
aufnehmen. Sobald dies geschehen ist, können sie eine Organisation
gründen.
</p>
<p>
[00:30:04]
</p>
<p class="indent">
Der Zweck dieser Organisation besteht darin, Geldmittel aufzutreiben, um
die Änderungen, die sie möchten, umzusetzen. Die Organisation bestimmt
einen Eintrittspreis von 100 Dollar. Nun, diese tausend Leute, wir
nehmen an, sie alle wollen diese Änderung, treten bei, und die Organisation
verfügt über 100.000 Dollar, mit denen sie vielleicht einige Programmierer
für ein Jahr beschäftigen können. Das ist ein Weg, um eine recht große
Änderung vorzunehmen.
</p>
<p class="indent">
Wenn sie nur eine kleine Änderung wollten, dann könnten sie vielleicht
nur 10 Dollar für den Beitritt verlangen.
</p>
<p class="indent">
Um die Änderung tatsächlich umzusetzen muss die Organisation
Programmierer bezahlen, was bedeutet, dass sie zuerst welche finden
müssen. Und sie fragen die Programmierer: &quot;<span style="font-style:
italic;">Wann können Sie diese Änderung vornehmen und wie viel verlangen
Sie dafür?</span>&quot; und dann können sie andere Programmierer fragen
&quot;<span style="font-style: italic;">Wann können Sie diese Änderung
vornehmen und wie viel verlangen Sie dafür?</span>&quot; und dann können
sie beauftragen, wen immer sie wollen.
</p>
<p class="indent">
Dies zeigt, dass Freie Software einen freien Markt für alle Arten von
Betreuung und Diensten bietet. Im Gegensatz dazu bedeutet proprietäre
Software gewöhnlich ein Monopol für Betreuung, weil nur der Entwickler im
Besitz des Quellcodes ist, und nur der Entwickler irgendwelche Änderungen
vornehmen kann. Das bedeutet, dass Nutzer, die eine Änderung wollen, den
Entwickler bitten müssen: &quot;<span style="font-style: italic;">Bitte,
bitte, setze die Änderung um, die wir möchten.</span>&quot;. Manchmal
sagt der Entwickler: &quot;<span style="font-style: italic;">Bezahlen Sie
erstmal, und wir werden ihnen zuhören</span>&quot;, und wenn der Nutzer
dies tut, dann sagt der Entwickler: &quot;<span style="font-style:
italic;">Danke, in sechs Monaten wird es ein Upgrade geben. Kaufen Sie es,
und Sie werden sehen, ob wir Ihr Problem gelöst haben, und Sie werden
außerdem sehen, welche neuen Probleme wir für Sie auf Lager
haben</span>&quot;.
</p>
<p>
[00:32:07]
</p>
<p class="indent">
Bei Freier Software hat jeder eine Kopie, kann jeder den Quellcode
untersuchen, ihn beherrschen lernen und damit anfangen, Betreuung dafür
anzubieten - auf einem freien Markt. Demnach können Nutzer, die gute
Betreuung wirklich schätzen, bessere Betreuung auf einem freien Markt für
Freie Software erwarten, als sie ihn durch ein Monopol für Betreuung für
proprietäre Software bekommen können.
</p>
<p class="indent">
Und dies zeigt uns etwas Paradoxes: Normalerweise gehen wir nicht von
einem Monopol aus, wenn man die Wahl zwischen Produkten hat, aber bei
einer Wahl zwischen proprietären Softwarepaketen, die eine bestimmte
Arbeit erledigen, gibt es immer noch ein Monopol. Tatsächlich gibt es mehr
als ein Monopol. Es handelt sich hierbei um eine Wahl zwischen mehreren
Monopolen, denn der arme Nutzer, der sich für dieses proprietäre Programm
entscheidet, wird danach an diesen Anbieter gebunden sein. Und wenn er
sich für ein anderes proprietäres Programm entscheidet, dann bindet er
sich an eben diesen Anbieter, was Betreuung angeht. Es gibt also
keine Möglichkeit, einem Monopol aus dem Weg zu gehen.
</p>
<p class="indent">
Dies illustriert ein weiterreichendes Prinzip. Es ist ein Fehler,
Freiheit mit &quot;<span style="font-style:
italic;">Wahlfreiheit</span>&quot; gleichzusetzen.
Freiheit ist etwas sehr viel Größeres als nur die Wahl zwischen einigen
Optionen zu haben. Freiheit bedeutet die Kontrolle über Ihr eigenes Leben
zu besitzen. Wenn Leute versuchen, Freiheit zu analysieren und sie dabei
auf Wahlfreiheit reduzieren, dann haben sie bereits so gut wie alles
von ihr weggeworfen, und was übrig bleibt, ist nur ein kleiner Bruchteil
von wirklicher Freiheit, von dem sie leicht beweisen können, das er kaum
etwas ausmacht. So ist dieser Begriff sehr oft der erste Schritt in dem
fälschlichen Argument, dass Freiheit nicht wichtig sei.
</p>
<p class="indent">
In der Lage zu sein, zwischen proprietären Softwarepaketen zu wählen,
bedeutet, in der Lage zu sein, seinen Herren und Meister zu wählen.
Freiheit bedeutet, keinen Herren und Meister zu haben.
</p>
<p>
[00:34:45]
</p>
<p class="indent">
Nun habe ich den Grund für Freiheit Nummer drei - die Freiheit, seiner
Gemeinschaft zu helfen, die Freiheit eine veränderte Version zu verteilen
und zu veröffentlichen, wenn Sie wollen - erklärt. Und damit habe ich die
Erklärung der vier Freiheiten abgeschlossen. Wenn ein Programm alle vier
dieser essentiellen Freiheiten enthält, dann ist es Freie Software. Wenn
eine dieser Freiheiten im Wesentlichen fehlt, dann ist das Programm
proprietäre Software, was bedeutet, Sie sollten es nicht benutzen und es
sollte erst gar nicht entwickelt werden, nicht auf diese Art.
</p>
<p>
<span
id="comparing-free-and-proprietary-software">(<a href="#menu">Zum
Menü</a>) [Sektion: Vergleich Freier mit proprietärer Software]</span>
</p>
<p class="indent">
Ein proprietäres Programm zu entwickeln, bedeutet, Versuchungen für Leute
zu entwickeln, ihre Freiheit aufzugeben, und das ist kein positiver
Beitrag zur Gesellschaft. Das ist der Punkt, an dem Leute einen Fehler
machen, wenn sie versuchen Freie Software mit proprietärer zu vergleichen
hinsichtlich der Masse an Software, die entwickelt werden könnte. Das ist
als würde man sagen: &quot;<span style="font-style: italic;">Ist es
besser, Waffen herzustellen, oder Häuser und Lebensmittel? Nun, lasst uns
sehen, von was von den beiden wir mehr herstellen können. Oh, wir können
mehr Waffen herstellen, dann lasst uns Waffen herstellen. </span>&quot;
</p>
<p class="indent">
Die Leute stellen die falsche Frage, wenn sie sagen: &quot;<span
style="font-style: italic;">Könnten wir mehr proprietäre Software
schaffen oder mehr Freie Software</span>&quot;, dann verkehren sie die
ganze Angelegenheit. Das Beste ist, wenn Sie Freie Software schaffen
können, das Nächstbeste ist, wenn sie keine Software machen können, und
das Schlimmste ist, wenn sie proprietäre Software schaffen.
</p>
<p>
[00:36:52]
</p>
<p class="indent">
Ich bin sehr für das Prinzip, Menschen, die etwas zur Gesellschaft
beitragen, zu belohnen und Leute, die der Gesellschaft schaden, auf die
eine oder andere Art zu bestrafen. Das bedeutet, dass Leute, die
brauchbare Freie Software entwickeln, eine Belohnung verdienen und Leute,
die attraktive proprietäre Software entwickeln, eine Bestrafung
verdienen.
</p>
<p class="indent">
Obwohl es gut ist, Taten, die an der Gesellschaft mitwirken, zu belohnen
oder Taten, die der Gesellschaft schaden, zu bestrafen, können wir nicht
einfach sagen: &quot;<span style="font-style: italic;">Ich werde tun, was
immer auch belohnt wird. Es ist Aufgabe der Gesellschaft, sicherzustellen,
dass nur gute Taten belohnt werden</span>&quot;. Unsere Verantwortung als
ethische Wesen ist, das Richtige zu tun, ob es nun belohnt wird oder
nicht. Und deshalb habe ich die Entscheidung - vor langer Zeit - gefällt,
Freie Software zu entwickeln oder überhaupt keine Software. Ich werde
keine Köder schaffen, um Menschen dazu zu bewegen, ihre Freiheit
aufzugeben. Da wäre es besser, ich hätte nichts getan.
</p>
<p>
<span id="the-situation-in-1983">(<a href="#menu">Zum Menü</a>) [Sektion: Die Situation 1983]</span>
</p>
<p class="indent">
Ich kam zu diesen ethischen Ideen im Jahre 1983. Mehr oder weniger.
Natürlich habe ich mich schon viele Jahre vorher mit diesen Themen
beschäftigt. Aber 1983 war das Jahr, in dem ich entschied, dass ich es
möglich machen wollte, einen Computer in Freiheit als Teil einer
Gemeinschaft zu nutzen.
</p>
<p class="indent">
Wie war das möglich? 1983 war es nicht möglich, weil Computer ohne
Betriebssystem nicht benutzbar sind. Und 1983 waren alle Betriebssysteme
moderner Computer proprietär. Die Nutzer mussten sogar eine
Geheimhaltungsvereinbarung unterschreiben, nur um die ausführbare Version
zu erhalten. Und der Quellcode war normalen Nutzern nicht zugänglich.
</p>
<p class="indent">
Also war der zweite Schritt, um einen Computer nutzen zu können, nachdem
man den Computer gekauft hat, explizit den Rest der Gemeinschaft zu
betrügen. Was konnte ich nun dagegen unternehmen?
</p>
<p class="indent">
Ich war nur ein Mann, der an eine Idee glaubte, die die meisten Leute für
lächerlich radikal gehalten hätten. Ich hatte keinerlei politische
Fähigkeiten. Ich war nicht besonders berühmt - außerhalb des Zirkels von
Entwicklern für Editorprogramme. Was konnte ich also tun, um dies zu
ändern? Ich dachte nicht, dass ich Regierungen überzeugen konnte, ihre
Gesetze zu ändern, oder Firmen dazu, ihre Praktiken zu ändern. Aber es gab
da eine Sache, in der ich sehr gut war, und das war Softwareentwicklung.
Besonders Betriebssystem-Software. Und als ich dies zusammenfasste,
erkannte ich, dass ich dieses Problem lösen könnte, ohne irgendjemanden
bestimmtes überzeugen zu müssen, indem ich ein weiteres Betriebssystem
entwickeln würde, das frei sein würde. Und dann könnten wir alle dazu
wechseln und in Freiheit leben. Wir würden keine weiteren Entwickler
überzeugen müssen zu wechseln. Wir würden ihnen einfach den Rücken
kehren. Wenn jemand unsere Freiheit nicht respektieren wollte, dann
würden wir einfach seine Software nicht benutzen.
</p>
<p>
[00:40:52]
</p>
<p class="indent">
Ich entdeckte einen Weg, politische Veränderung in der Gesellschaft durch
technische Arbeit zu schaffen. Und als ich erkannte, dass dieser Weg
gangbar war, und dass genau die Art von Arbeit dazu notwendig war, die
meiner Hauptfähigkeit entsprach, da erkannte ich, dass ich von den
Umständen dazu erwählt worden war, diesen Job zu erledigen.
</p>
<p class="indent">
Es ist, als würden sie einen Ertrinkenden sehen, und Sie könnten
schwimmen, und der Ertrinkende wäre nicht Bush ...
</p>
<p>
[Gelächter]
</p>
<p class="indent">
...dann hätten sie die moralische Pflicht, diese Person zu retten. Ich
kann nicht schwimmen, aber in diesem Fall war nicht schwimmen notwendig,
sondern eine Menge Software zu schreiben. Und was dies betraf, hatte ich
eine Chance. Also entschied ich, ein Freie-Software-Betriebssystem zu
entwickeln oder bei dem Versuch zu sterben. In hohem Alter vermutlich.
</p>
<p>
[Gelächter]
</p>
<p class="indent">
Denn zu dieser Zeit hatte die Freie-Software-Bewegung, die ich ins Leben
rief, keine aktiven Feinde. Es gab genug Leute, die nicht einverstanden
waren, aber die lachten nur. Niemand hat uns aktiv daran gehindert, ein
freies Betriebssystem zu entwickeln. Das Hindernis lag nur darin, dass es
eine Menge Arbeit war und niemand wusste, ob es jemals fertig werden
würde. Aber wenn Sie für die Freiheit kämpfen, dürfen Sie nicht auf den
Moment warten an dem Sie wissen, dass Sie gewinnen werden, bevor Sie
anfangen zu kämpfen. Denn wenn dies Ihre Methode ist, dann werden Sie
immer die Gelegenheiten verpassen.
</p>
<p>
<span id="choosing-the-unix-design">(<a href="#menu">Zum Menü</a>) [Sektion: Wahl des Unix-Designs]</span>
</p>
<p class="indent">
Diese Entscheidung führte mich zu weiteren Entscheidungen, Entscheidungen
über das technische Design. Welche Art von System sollte es sein? Nun,
damals in den 80ern gab es viele verschiedene Computerarchitekturen, und
es wurden noch mehr auf den Markt gebracht. Ich wusste, dass es Jahre
dauern würde, ein Betriebssystem zu entwickeln, und bis dahin würden die
Computersysteme anders aussehen. Das bedeutete, dass das System portierbar
sein musste. Andernfalls wäre es wahrscheinlich veraltet gewesen, bevor es
überhaupt fertig war.
</p>
<p class="indent">
Aber es gab nur ein erfolgreiches portierbares Betriebssystem, das ich
kannte, und das war Unix. Also entschied ich, dem Unixdesign zu
folgen. Ich versprach mir davon eine bessere Chance, auch wirklich ein
portierbares und nutzbares System zu erreichen. Außerdem war es nützlich,
das System aufwärtskompatibel zu Unix zu machen, da Unix populär war. Und
auf diese Weise konnten viele Unixnutzer leichter wechseln.
</p>
<p class="indent">
Ich entschied mich also, dies zu tun, und das führte mich zu einer
interessanten Folgerung. Wissen Sie, Unix besteht aus hunderten
verschieden getrennten Komponenten, die über Schnittstellen
kommunizieren, die mehr oder weniger dokumentiert waren. Und die Nutzer
nutzen die gleichen Schnittstellen, um mit den Komponenten zu kommunizieren.
</p>
<p class="indent">
Um nun zu Unix kompatibel zu sein, müssen Sie die Schnittstellen
beibehalten, mehr oder weniger, und jedes Teil kompatibel ersetzen. Das
bedeutete, dass alle Designentscheidungen bereits getroffen waren. Diese
Teile konnten von vielen verschiedenen Menschen ersetzt werden. An jedem
Teil konnte eine andere Gruppe arbeiten. Und sie konnten unabhängig
voneinander arbeiten. Dies beseitigte eines der größten Probleme großer
Programmierprojekte, nämlich die Schwierigkeit, so viele Leute miteinander
zusammenarbeiten zu lassen.
</p>
<p>
[00:45:30]
</p>
<p class="indent">
Mit der Entscheidung zur Unixkompatibilität, was wichtig war um leicht zu
dem System zu wechseln, war es bereits für uns aufgeteilt. In hunderte
von Teilen.
</p>
<p>
<span id="the-name-gnu">(<a href="#menu">Zum Menü</a>) [Sektion: Der Name &quot;GNU&quot;]</span>
</p>
<p class="indent">
Das Einzige, was wir noch brauchten um anzufangen, war ein Name. In der
Gemeinschaft der Programmierer, die in den 1970er-Jahren Software
miteinander geteilt hatten - was mich lehrte, dass Freie Software eine
gute und ethische Lebensart ist - programmierten wir aus Spaß daran.
</p>
<p class="indent">
Viele von uns waren Studenten, und viele andere wurden dafür bezahlt, aber
das war nebensächlich. Der Hauptgrund, warum wir programmierten, war
furchtbar faszinierender Spaß. Da wir in diesem Geist aus Freude und Spaß
programmierten, hatten wir auch andere Methoden, unseren Spaß zu haben.
Zum Beispiel wollten wir unseren Programmen immer lustige Namen geben,
auch schelmische und freche Namen. Und wir hatten eine besondere Sitte,
Programme, die durch andere Programme inspiriert waren - vielleicht
kompatibel dazu - einen Namen zu geben, der ein rekursives
Akronym dafür ist, dass dieses Programm nicht das andere ist. Das ist
eine lustige Art, dem Original Anerkennung für die Inspiration zu zollen.
</p>
<p>
[00:47:32]
</p>
<p class="indent">
Zum Beispiel entwickelte ich 1975 den Emacs, ein erweiterbarer,
programmierbarer Editor. Sie könnten den Editor sogar während des
Gebrauchs umprogrammieren. Und er war so anziehend, dass er mehr als 30
Mal imitiert wurde. Und einige nannten sich &quot;<span
style="font-style: italic;">etwas Emacs</span>&quot; oder es gab Sine,
für "Sine Is Not Emacs" (Sine ist nicht Emacs) oder Fine, für "Fine Is
Not Emacs". Und Mince, für "Mince Is Not Complete Emacs" (Mince ist nicht
komplett Emacs) und die zweite Version von Eine nannte sich Zwei, für
"Zwei Was Eine Initially" (Zwei war ursprünglich Eine).
</p>
<p class="indent">
Man konnte also eine Menge Spaß mit rekursiven Abkürzungen haben. Aus
Mangel an irgendeiner besseren Idee suchte ich nach einer rekursiven
Abkürzung für "Etwas Ist Nicht Unix", aber ich versuchte alle 26
Möglichkeiten, und keine von Ihnen ergab ein englisches Wort. Und wenn
es keine andere Bedeutung hat, ist es nicht lustig. Was sollte ich also
machen? Nun, ich dachte an eine Verkürzung des Akronyms und suchte nach
einem dreistelligem.
</p>
<p class="indent">
Ich versuchte jeden Buchstaben, ANU, BNU, CNU, DNU, ENU, FNU, GNU! Nun,
Gnu war das lustigste Wort der englischen Sprache. Angesichts eines
intelligenten, bedeutungsvollen, speziellen Grund, etwas Gnu zu nennen,
konnte ich nicht widerstehen. </p>
<p>
[00:49:21]
</p>
<p class="indent">
Warum wird das Wort Gnu für so viele Wortspiele benutzt? Weil es laut
Wörterbuch &quot;<span style="font-style: italic;">nuh</span>&quot;
ausgesprochen wird. Das &quot;<span style="font-style:
italic;">G</span>&quot; ist stumm. Und die Versuchung Gnu statt
&quot;<span style="font-style: italic;">new</span>&quot; (neu) zu sagen ist
fast unwiderstehlich für Leute, die Wortspiele mögen. Es gab sogar ein
lustiges Lied, das durch das Wort Gnu inspiriert wurde, als ich ein Kind
war. Mit soviel Komik, die bereits mit diesem Wort verbunden war, war es
der bestmögliche Name für alles Mögliche.
</p>
<p class="indent">
Wenn es um den Namen ihres Betriebssystems geht, folgen Sie bitte nicht
dem Wörterbuch. Wenn sie vom &quot;<span style="font-style:
italic;">new</span>&quot; Betriebssystem reden, werden sie manche Leute
sehr verwirren - besonders da wir bereits seit dreiundzwanzig Jahren daran
arbeiten. Also ist es nicht mehr neu. Aber es wird immer noch und wird auch weiterhin
&quot;<span style="font-style: italic;">gnu</span>&quot; [zwei
Silben, wie in &quot;<span style="font-style:
italic;">Kanu</span>&quot;] ausgesprochen, gleichgültig wie viele Menschen
es versehentlich &quot;<span style="font-style:
italic;">Linux</span>&quot; aussprechen.
</p>
<p class="indent">
Nun, wie fing es mit diesem Fehler an?
</p>
<p>
<span id="gnu-and-linux">(<a href="#menu">Zum Menü</a>) [Sektion: GNU und Linux]</span>
</p>
<p class="indent">
In den 80er Jahren entwickelten wir ein Stück des GNU-Systems nach dem
anderen. Anfangs ging es nur langsam voran, da nur ich und eine weitere
Person daran arbeiteten, aber das Ziel war natürlich nicht ein System,
das von mir entwickelt wurde. Das Ziel war, so schnell wie möglich ein
Betriebssystem aus Freier Software zu schaffen. Also warb ich um so viele
weitere Mitarbeiter wie ich konnte. Von 1983 an, bevor ich überhaupt
damit anfing, irgendetwas zu schreiben, begann ich Leute zu bitten
mitzumachen. Und über die Jahre, jedes Jahr, wuchs die Zahl derer, die zu
GNU beitrugen.
</p>
<p>
[00:51:23]
</p>
<p class="indent">
1990 hatten wir fast alle Teile zusammen. Aber eine große entscheidende
Komponente fehlte noch immer; und das war der Kernel. Also beschäftigte
die Free Software Foundation, die ich Ende 1985 gegründet hatte, jemanden
um einen Kernel zu entwickeln. Ich wählte das Design des Kernels und
darin lag meine gesamte Beteiligung am Kernel. Ich schrieb ihn nicht.
Ich wählte ein Design von dem ich mir die schnellste Fertigstellung
erhoffte. Und zwar fand ich einen Mikrokernel, der von einem
regierungsfinanzierten Projekt an einer Universität entwickelt wurde, und
ich sagte, lasst uns dies als Grundgerüst nutzen, um oben drauf eine
Auswahl an Programmen zu entwickeln, jedes einzelne, um eine bestimmte
Aufgabe zu erfüllen. Und die Programme kommunizieren per Nachrichten
miteinander, was der Mikrokernel übernimmt.
</p>
<p class="indent">
Damals 1990 dachten die Leute, dass dies der sauberste Weg ist, einen
Kernel zu entwerfen. Es bedurfte vieler, vieler Jahre, um ihn überhaupt zum
Laufen zu bringen, und er läuft bis heute noch nicht so gut; es sieht auch so
aus als gäbe es grundsätzliche Probleme mit diesem Design, von denen 1990
noch niemand wusste.
</p>
<p class="indent">
Glücklicherweise aber mussten wir nicht so lange warten, denn 1991
entwickelte ein Student in Finnland einen anderen Kernel, der einem
monolithischen, traditionellen Design folgte. Und er schaffte es, diesen
Kernel in weniger als einem Jahr zum Laufen zu bekommen. Dieser Kernel
wurde &quot;<span style="font-style: italic;">Linux</span>&quot; genannt
und war anfangs keine Freie Software. 1992 änderte er die Lizenz und
übernahm eine Freie-Software-Lizenz, und zwar die GNU General Public
License, die ich geschrieben hatte, um sie als Lizenz für die Teile des
GNU Systems zu verwenden, die wir entwickelten.
</p>
<p class="indent">
Auf diese Weise, obwohl Linux nicht für das GNU-Projekt entwickelt wurde,
war es zu dem Zeitpunkt 1992 doch Freie Software, und folglich ergab
diese Kombination aus einem fast kompletten GNU System und dem Kernel
Linux ein vollständiges System. Ein System, dass Sie tatsächlich auf
einem blanken Computersystem installieren konnten. Und zum ersten mal war es
möglich, einen PC in Freiheit zu nutzen. Das Ziel, dass wir uns im Januar
1984 gesetzt hatten, war erreicht.
</p>
<p class="indent">
Die Entwicklung von Linux war ein wichtiger Beitrag zur
Freie-Software-Gemeinschaft. Es war der Schritt, der uns über die
Ziellinie brachte.
Davor hatten wir eine Menge nützlicher Programme, die man auf einem
unfreien System installieren konnte. Erst als wir das letzte fehlende
Stück hatten, waren wir in der Lage, das unfreie System zu ersetzen.
</p>
<p>
[00:55:16]
</p>
<p class="indent">
Allerdings fügt seitdem die falsche Annahme, dass das gesamte System
Linux sei, dass es 1991 vollständig von dem Studenten entwickelt worden
sei, der Freie-Software-Bewegung extremen Schaden zu, denn es
brach die Verbindung zwischen unserer Software und unserer Philosophie.
</p>
<p class="indent">
Vor dieser Zeit gab es kein komplett freies Betriebssystem, aber es gab
viele wichtige Teile, die Leute auf ihr unfreies System
installieren konnten, denn die Programme waren nicht nur frei, sondern
gewöhnlich auch besser. Und wenn sie dies taten, dann merkten sie, dass
es GNU Programme waren, und sahen sich als Fans oder Enthusiasten von
GNU. Und wenn sie die Artikel in den Paketen lasen, die die Philosophie
Freier Software erklärten, die ich Ihnen heute erzählt habe, dann dachten
sie vielleicht: &quot;<span style="font-style: italic;">Oh, dies ist die
Philosophie, die hinter GNU steckt, ich mag GNU. Ich sollte das
lesen.</span>&quot; Was nicht bedeutete, dass sie alle damit
einverstanden waren, aber sie hörten sich wenigstens die Argumente
an. Sie zogen sie ernsthaft in Erwägung. So hatten wir eine
Chance sie zu überzeugen. Sie waren motiviert, einen Beitrag zu Freier
Software zu leisten, einen Beitrag zu GNU. So verbreitete die Software
die Philosophie, und die Philosophie erweiterte die Software.
</p>
<p class="indent">
Als die Leute mehr oder weniger damit begannen, das komplette GNU-System
zu benutzen und dachten es sei Linux, da führte das Benutzen des
GNU-Systems nicht länger zu unserer Philosophie - wie ich Ihnen heute sagte,
der Philosophie der Freie-Software-Bewegung - sondern es führte dazu,
dass die Menschen die Philosophie des Entwicklers von Linux beachteten.
</p>
<p class="indent">
Er stimmte niemals mit den Idealen der Freien Software Bewegung überein.
Tatsächlich nennt er sich gern unpolitisch.
</p>
<p>
[00:57:44]
</p>
<p class="indent">
Aber wie so oft, wenn Leute sagen sie seien unpolitisch, dann
unterstützen sie in Wirklichkeit eine besondere politische Sichtweise, und
seiner Sichtweise nach sollte der Entwickler die volle Kontrolle haben,
dass der Entwickler einfach entscheiden kann, ob Sie nun Freiheit haben
oder nicht, und dass es immer falsch ist, nicht auf den Entwickler zu
hören. Das heißt, es sei immer falsch, eine Software-Lizenz zu verletzen.
Das ist die Sicht, die er in der Vergangenheit darlegte.
</p>
<p class="indent">
Und wenn die Leute denken, das gesamte System sei seine Arbeit, dann
tendieren sie dazu, ihn als Leitlinie auch in diesen ethischen Fragen zu
nehmen. So sehen wir uns in der unangenehmen Situation, dass ein System,
das hauptsächlich unsere Arbeit ist, Leute dazu bewegt, Ansichten zu
verfolgen, die unseren zuwiderlaufen, weil das System inkorrekterweise
jemand anderem zugeordnet wird. Deshalb lege ich auf diesen Punkt so
besonderen Wert. Deshalb bitte ich darum, das System GNU+Linux oder GNU/Linux zu
nennen. Bitte nennen sie es nicht Linux. Es ist nicht nur unfair
gegenüber den hauptsächlichen Entwicklern, wenn Sie es anders
nennen, es führt Leute auch dazu, nicht über Freiheit nachzudenken.
</p>
<p class="indent">
Und das ist wirklich gefährlich, denn die Geschichte zeigt uns, dass
Freiheit niemals garantiert und gesichert ist. Betrachten Sie nur die
Geschichte der Vereinigten Staaten der letzten Jahre, um zu sehen, wie
Menschen ihre Freiheit verlieren. Das Leben gibt Ihnen immer
Gelegenheiten, ihre Freiheiten aufzugeben. Jemand sagt:
&quot;<span style="font-style: italic;">Gib mir Deine Freiheit und ich
gebe Dir dies ... oder das ... oder ich werde Dich beschützen -- oder ich
werde mich um Dich kümmern</span>&quot; oder was auch immer. Wenn Sie
Ihre Freiheit nicht zu würdigen wissen, sie nicht sehr stark
wertschätzen, dann werden Sie sie verlieren. Ein Dummkopf und seine
Freiheit sind schnell voneinander getrennt.
</p>
<p>
<span
id="software-freedom-needs-to-be-widely-understood">(<a
href="#menu">Zum Menü
</a>) [Sektion: Software-Freiheit muss weithin verstanden werden]</span>
</p>
<p class="indent">
Um ihre Freiheit zu verteidigen, müssen die Menschen sie wertschätzen, für
sie dankbar sein. Und um sie wertschätzen zu können, müssen sie erstmal
wissen, was sie bedeutet. In anderen Lebensbereichen haben die meisten
Menschen schon von Menschenrechten gehört. Das bedeutet nicht, dass es
leicht sei, sie zu verteidigen, aber wenigstens müssen wir nicht damit
anfangen, ihnen beizubringen, welches Konzept dahinter steht. Wir müssen den
Leuten nicht erklären, was Pressefreiheit bedeutet, da sie schon vorher
davon gehört haben. Die Idee der Pressefreiheit hat sich innerhalb von
Jahrhunderten entwickelt und sich über den ganzen Globus verbreitet.
</p>
<p class="indent">
Aber Informationstechnologie ist neu. Erst seit ca. zehn Jahren nutzt
eine große Anzahl an Menschen in reichen Ländern Computer. Und erst seit
wenigen Jahrzehnten gibt es überhaupt Computer. Also die Ideen darüber,
welche Menschenrechte beim Gebrauch von Software bestehen, entwickeln
sich gerade erst. Die Freie-Software-Bewegung sagt, dass es vier
essentielle Menschenrechte für den Nutzer von Software gibt. Das ist eine
neue Idee. Die meisten Menschen, die Software nutzen, haben noch nie
darüber nachgedacht welche Menschenrechte ein Softwarenutzer haben
sollte. Sie haben einfach akzeptiert, was ihnen gesagt wurde, und zwar,
dass ein Softwarenutzer auf folgende Menschenrechte Anspruch hat:
überhaupt keine.
</p>
<p class="indent">
Das ist es, was die Entwickler proprietärer Software ihnen geben. Das ist
was sie fast jeden akzeptieren sehen. Das ist was sie getan haben. Und
sie haben niemals jemanden sagen hören, dass es da noch eine andere Idee
gibt. </p>
<p class="indent">
Wir müssen also mit dem ersten Schritt anfangen und den Leuten sagen, was
es bedeutet, als Softwarenutzer frei zu sein. Und dann können wir hoffen,
dass die Menschen diese Freiheiten genügend wertschätzen, um sie zu
verteidigen, damit sie vielleicht frei bleiben. Die Zukunft unserer
Gemeinschaft hängt davon ab, was wir wertschätzen, mehr als alles
andere.
</p>
<p>
[01:03:27]
</p>
<p class="indent">
Und deshalb ist es heute so wichtig, den Menschen die Ideale der
Freien Software Bewegung zu vermitteln. Es ist nicht genug, sie
einfach dazu aufzufordern, Freie Software zu benutzen. Natürlich
hoffe ich, dass sie Freie Software benutzen, denn es wäre eine
Schande, wenn sie proprietäre, Nutzer-unterjochende Software
nutzen würden. Aber nur Freie Software zu nutzen ist nicht
genug, wenn wir eine Freiheit haben wollen, die über Jahre hält.
Wenn wir jedem Computerbenutzer morgen Freiheit geben würden, aber
die Nutzer nicht wüssten, was diese Freiheit ist, dann hätten in
fünf Jahren viele bereits verloren, denn jemand hätte ihnen
gesagt: &quot;<span style="font-style: italic;">Ich habe hier
ein schönes Programm, was dir die Dinge erleichtern wird.
Möchtest du es? Natürlich musst du versprechen, es mit niemanden
zu teilen und ich zeige dir nicht, wie es innen aussieht. Aber es
ist ein tolles Programm, willst du es nicht haben?</span>&quot;
</p>
<p class="indent">
Eine Person, die nicht gelernt hat, dass da etwas faul ist, sagt
vielleicht ja. Und das bedeutet, dass ihre Freiheit teilweise
verloren ist. Also ist es nicht genug, den Menschen die Freiheit
zu geben. Wir müssen ihnen beibringen, sie als Freiheit
wahrzunehmen, sodass sie ihren Wert erkennen und schätzen und
dann auch verteidigen, sie sich nicht mehr nehmen lassen. Das
ist, was wir brauchen, wenn wir Freiheit nicht nur morgen, sondern
auf Dauer haben wollen.
</p>
<p>
<span
id="we-urgently-need-people-to-work-on-stage-2">(<a
href="#menu">Zum
Menü</a>) [Sektion: Wir brauchen dringend Menschen, die an
&quot;Phase 2&quot; arbeiten]</span>
</p>
<p class="indent">
Viele Leute schlagen eine Zwei-Phasen-Lösung vor. Sie sagen:
"zuerst bringen wir den Leuten bei, Freie Software zu nutzen, und
dann, wenn sie sie nutzen, dann werden wir sie lehren, diese
Freiheit zu schätzen."
</p>
<p class="indent">
Nun, diese Strategie könnte funktionieren, wenn sie richtig
versucht würde, aber wenn Leute dies vorschlagen, dann arbeiten
sie fast immer an Phase 1. Tatsächlich bemerke ich, dass diese
Zwei-Phasen-Lösung eigentlich eine Ausrede dafür ist, an Phase
eins zu arbeiten und Phase 2 zu ignorieren. Phase 2 ist das,
woran ich arbeite. Und wenn Sie wirklich an eine
Zwei-Phasen-Lösung glauben, dann schließen Sie sich mir an, um an
Phase 2 zu arbeiten, denn das Problem ist, dass sich so viele in
unserer Gemeinschaft auf Phase 1 konzentrieren. Und ein so
großer Teil unserer Gemeinschaft redet über praktische Vorteile,
während er Freiheit ignoriert. Und inzwischen, wenn Sie jetzt
anfangen, das GNU/Linux System zu benutzen, kann es sein, dass
Sie für Jahre niemanden über Freiheit reden hören. Anders
ausgedrückt: Unsere Gemeinschaft hat nicht gerade damit begonnen,
die Ziele der Freiheit aus den Augen zu verlieren, sie hat sie
bereits vollständig vergessen. Mit dem Resultat, dass es nun ein
Kampf ist, unsere eigene Gemeinschaft über die Freiheit
aufzuklären, die der Grund dafür war, diese Gemeinschaft zu
bilden.
</p>
<p class="indent">
Von allen Betriebssystemen in der Geschichte wurden alle außer
einem aus kommerziellen oder technischen Gründen entwickelt. GNU
wurde um der Freiheit willen entwickelt. Die Nutzer müssen das
wissen. Und ich möchte Sie bitten, dabei zu helfen, ihnen das zu
vermitteln. Deshalb widme ich mich nun der Verbreitung dieser
Ideen von Freiheit. Heute gibt es mehr als eine Million
Mitwirkende an Freier Software. Die Gemeinschaft braucht mich
jetzt nicht mehr so sehr als Programmierer, und nebenbei werde
ich älter und kann es wahrscheinlich nicht mehr so gut wie
früher. Aber es gibt keine Millionen Leute, die die Leute
lehren, ihre Freiheit zu schätzen, insbesondere die Freiheit in
einer Gemeinschaft zu kooperieren. In diesem Bereich brauchen
wir dringend mehr Leute.
</p>
<p>
[01:08:19]
</p>
<p>
<span id="today-we-have-enemies">(<a href="#menu">Zum Menü</a>)
[Sektion: Heute haben wir Feinde]</span>
</p>
<p class="indent">
Besonders, da wir seit heute etwas haben, was wir früher nicht
hatten: Feinde. Mächtige Feinde. Reiche Unternehmen,
die denken, sie sollten die Welt regieren, und es fast machen.
</p>
<p class="indent">
Wir stehen heute einer Menge Hindernissen gegenüber. Zum
Beispiel kommen viele (Hardware)-Produkte ohne Spezifikationen auf
den Markt.
</p>
<p class="indent">
1984, als ich anfing GNU zu schreiben, war diese Idee fast
völlig unbekannt. Fast undenkbar. Natürlich, wenn Sie einen
Computer kaufen, gibt es eine Bedienungsanleitung, die ihnen
genau sagt, wie sie jedes Teil an dem Computer benutzen. Wie
könnten sie einen Computer verkaufen ohne Ihnen zu sagen wie Sie
ihn benutzen können?
</p>
<p class="indent">
Aber heute ist es genau das, was einige Hardware-Hersteller tun.
Und es ist schwer, einen Treiber für Eingabegeräte zu
schreiben, wenn sie nicht die Kommandos kennen, um dies zu tun.
Natürlich, die Hersteller sagen: &quot;<span style="font-style:
italic;">Oh, kein Problem, wir unterstützen Linux</span>&quot;.
Sie nennen das System Linux. Und sie liefern einen Treiber und
sagen
&quot;<span style="font-style: italic;">Benutze einfach diesen
Treiber</span>&quot;. Das einzige Problem dabei ist: dieser
Treiber ist keine freie Software. Es ist ein Binärprogramm. Also
können Sie es nicht ändern. Sie können nicht untersuchen was es
macht. Also ist das nicht akzeptabel.
</p>
<p class="indent">
Was wir machen müssen ist, auf der einen Seite, herauszufinden, wie
man mit Reverse-Engineering Freie Treiber schreiben kann.
Und auf der anderen Seite Druck auszuüben, um diese Firmen dazu
zu bewegen, mit uns zu kooperieren.
</p>
<p class="indent">
Damit wir Freie Software machen können, die die Hardware des
Computers wirklich ausnutzt. Dieser Computer besitzt ein Modem,
das nicht funktioniert. Es ist ein Lose-Modem
(Verlierer-Modem). Nun ja, der Ausdruck, den sie gerne benutzen
ist &quot;<span style="font-style: italic;">Winmodem</span>&quot;,
aber ich möchte Microsoft Windows nicht als Gewinn bezeichnen,
denn das ist ein Ausdruck des Lobes. Also ist es ein Lose-Modem.
</p>
<p class="indent">
Es ist ein Modem, das nur unter Windows funktioniert, weil ein
Teil der Arbeit von Software erledigt werden muss, und wir nicht
wissen was diese Software dabei tun muss. Und ich glaube, einige
Aspekte sind sowieso patentiert.
</p>
<p>
[01:11:16]
</p>
<p class="indent">
Nun, mir wurde gesagt, dass einige dieser Lose-Modems jetzt
Freie Software unterstützen. Ich kenne die genauen Details
nicht. Heutzutage funktioniert kein einziger der großen
3D-Beschleuniger-Chips mit Freier Software, da die
Spezifikationen geheim sind.
</p>
<p>
<span
id="we-need-to-stop-wasting-our-market-power">(<a
href="#menu">Zum Menü</a>) [Sektion: Wir müssen damit
aufhören, unsere Marktmacht zu verschwenden]</span>
</p>
<p class="indent">
Dies ist ein Bereich, in dem unsere Gemeinschaft eine enorme
Macht ausüben könnte. Mit mehreren Millionen Nutzern, wenn wir
organisiert wären, wenn wir zu einer Firma sagen würden:
&quot;<span style="font-style: italic;">Wir werden Sie
boykottieren, bis sie damit anfangen, mit uns zu kooperieren. Dann
aber werden wir alle bei ihnen kaufen und die anderen
boykottieren</span>&quot;.
</p>
<p class="indent">
Wir könnten sie dazu bewegen, uns anständig zu behandeln. Aber
wir sind nicht organisiert, und die meisten Leute in unserer
Gemeinschaft haben noch nie davon gehört, dass es hierbei um
eine ethische Frage von Freiheit geht. So verschwenden wir die
Marktmacht, die wir haben.
</p>
<p class="indent">
Und die Probleme werden noch schlimmer. Es läuft gerade eine
Anstrengung, eine Verschwörung großer Firmen, das Design von
Computern in Zukunft so zu ändern, dass es unmöglich wird, Freie
Software zu schreiben, um viele wichtige Aufgaben zu erledigen.
</p>
<p>
[01:13:05]
</p>
<p>
<span id="treacherous-computing">(<a href="#menu">Zum Menü</a>)
[Sektion: Betrügerisches Computing]</span>
</p>
<p class="indent">
Dies ist unter denen bekannt als
&quot;<span style="font-style: italic;">Trusted
Computing</span>&quot; und bei uns als
&quot;<span style="font-style: italic;">Treacherous
Computing (betrügerisches Computing)</span>&quot;.
Der Plan dahinter ist, dass Softwareentwickler darauf vertrauen können,
dass der Computer den Entwicklern statt den Besitzern gehorcht.
Aus deren Sicht ist es
Vertrauen, aus Ihrer Sicht ist es betrügerisch. Welchen Namen Sie
wählen, ist eine Frage auf welcher Seite Sie stehen.
</p>
<p class="indent">
Ich bin auf der Seite der Nutzer, die in der Lage sein sollten,
ihren eigenen Computer zu kontrollieren. Also nenne ich es
betrügerisches Computing. Das ist ein sehr gefährlicher Plan, und
es ist nicht klar, wie wir ihn stoppen können. Wir müssen einfach
weiterkämpfen und hoffen, dass mit deren Plan etwas schief
läuft, denn manchmal läuft etwas schief.
</p>
<p>
<span id="the-dmca-and-eucd-laws">(<a href="#menu">Zum Menü</a>)
[Sektion: Die DMCA- und EUCD-Gesetze]</span>
</p>
<p class="indent">
Es wurden Gesetze durchgebracht, die Teile Freier Software
verbieten. Zum Beispiel gibt es in den USA bereits zwei solcher
Gesetze. Eines davon nennt sich "Digital Millennium Copyright Act"
und im Wesentlichen gab es Herausgebern die Macht, ihr eigenes
Urheberrecht zu schreiben.
</p>
<p class="indent">
Die Idee dahinter ist: wenn Herausgeber etwas in
verschlüsseltem Format auf den Markt bringen oder auf irgendeine
andere Art den Nutzer beschränken, dann ist alles, was dem
Nutzer wieder zu seiner Freiheit verhilft, illegal.
DVDs sind so beschaffen, um den Nutzer einzuschränken. Das Video
auf einer DVD ist in einem verschlüsselten Format gespeichert,
und ursprünglich sollte diese Verschlüsselung geheim bleiben,
damit es für immer unmöglich bliebe, Freie Software zu schreiben,
die es ermöglicht, eine DVD anzusehen. Aber die Leute fanden es
heraus, mit dem Resultat, dass einige ein freies Programm
schrieben, mit dem man sich eine DVD ansehen kann. Dieses
Programm ist nun in den USA zensiert. Die USA zensieren Software.
Wenn Sie sich also in den Vereinigten Staaten befinden, und es tut
mir leid für Sie, wenn es so ist, weil Sie fundamentale
Menschenrechte nicht genießen würden - besonders als Ausländer,
aber ein Recht hätten Sie dann immer noch nach dem Kauf einer DVD.
Sie hätten das Recht sie sich anzuschauen. Aber die Freie Software
mit der sie sich anschauen könnten ist illegal. Sogar anderen zu
sagen, wo sie sie außerhalb der USA finden können, ist illegal.
</p>
<p class="indent">
Wirklich Orwellsche Zensur.
</p>
<p>
[01:16:36]
</p>
<p class="indent">
Und ich bin traurig, sagen zu müssen, dass die Europäische Union eine
ähnliche Richtlinie angenommen hat. Sie geht nicht ganz so weit.
Es verbietet nur die kommerzielle Verbreitung solcher Software.
Das kann uns nur wenig beruhigen, wenn man bedenkt, dass fast jedes
Land, vielleicht jedes Land, beim Umsetzen dieser Richtlinie
weiter gegangen ist als notwendig, weitaus strikter als die
Richtlinie verlangt. Sie stellen sich an die Seite einiger
Großkonzerne gegen ihre eigenen Bürger. Dies vermittelt einen
kleinen Eindruck davon, wie gefährdet die Demokratie in der EU ist,
und wie die Demokratie weltweit krankt. Eine Regierung des Volkes -
vom Volk, für das Volk - würde solche Einschränkungen nicht
einführen. Sie würde nicht Millionen seiner Bürger im Auftrag von
Firmen kriminalisieren, gewöhnlich ausländische Firmen. Sie müssen
fragen: Für wen arbeiten diese Regierungen tatsächlich?
Repräsentieren sie ihre eigene Bevölkerung oder sind es
Statthalter für jemand Höheres?
</p>
<p class="indent">
Dieses Gesetz beschränkt sich nur auf einen Teil von dem, was Sie
mit Software tun können. Es geht darum, Zugang zu veröffentlichten
Werken zu haben. Auch wenn dies nur ein kleines Nebenfeld der
Software ist, so kann es doch enorm wichtig sein. Zum Beispiel, wenn
Millionen von Leuten DVDs auf ihrem Computer sehen wollen und sie
es nicht mit Freier Software können, oder vielmehr nicht auf
legalem Wege ein solches Programm auf einem freien Betriebssystem
installieren dürfen, dann werden viele von ihnen eben
unfreie Betriebssysteme verwenden und unfreie Software, nur
aus diesem Grund allein. Also auch wenn dies nur eine von
tausenden von Software-Anwendungen ist, so kann
sie doch in der Praxis sehr wichtig sein.
</p>
<p>
<span id="software-patents">(<a href="#menu">Zum Menü</a>) [Sektion:
Softwarepatente]</span>
</p>
<p class="indent">
Das andere Gesetz, dass viele Arten Freier Software verbietet,
kann auf jede beliebige Software zutreffen, und das ist das
Patentgesetz, über das ich gestern gesprochen habe.
[<a
href="http://mjesec.ffzg.hr/~dpavlin/stallman2006/dangers_of_software_patents_zagreb_08_march_2006.ogg">link
zur Audio-Datei</a>]. Patentrecht ist eine Bedrohung für alle
Softwareentwickler. Patentrecht bedeutet, dass Sie ein Programm
schreiben und dann dafür verklagt werden können, wegen des
Programmcodes, den Sie selber geschrieben haben. Das Urheberrecht
kann das nicht. Wenn Sie den Code schreiben, haben entweder Sie oder
Ihr Arbeitgeber das Urheberrecht. Was bedeutet, dass es niemand
anderes hat. Also gibt es keine Gefahr, dass jemand Sie wegen
einer Urheberrechtsverletzung anklagt aufgrund des Programms,
dass Sie schrieben. Aber Patente sind völlig anders als
Urheberrechte.
</p>
<p>
[01:20:07]
</p>
<p class="indent">
Patente decken Ideen, Techniken, Eigenschaften, Methoden ab,
nicht den Programmcode selbst. Und wenn sie Code schreiben, dann
implementieren sie eine Reihe an Techniken, Methoden,
Eigenschaften und Ideen. Und eine von ihnen könnte bereits von
jemanden patentiert worden sein. Es könnte sogar sein, dass
fünfzig von ihnen bereits von fünfzig verschiedenen Personen
patentiert worden sind. Und sie alle könnten, jeder für sich,
damit drohen, Sie zu verklagen.
</p>
<p class="indent">
Alle Softwareentwickler sind davon bedroht, aber die meisten
versuchen nur, ein erfolgreiches Produkt zu schaffen. Wir versuchen
alle, den informationstechnischen Bedürfnissen der Nutzer in
Freiheit gerecht zu werden. Unser Ziel ist, dass jede Software frei
sein sollte, dass alle Nutzer mit ihrer Software tun können, was
sie wollen, und ihre Freiheit behalten. Unser Ziel ist, den Leuten
Freie Software für jede Aufgabe zur Verfügung zu stellen, damit
niemand vor der Wahl stehen muss: Entweder ich behalte meine
Freiheit oder ich erledige diese Aufgabe mit meinem Computer.
</p>
<p class="indent">
Es ist irgendwie traurig. Dies zeigt, wie wenig die Leute ihre
Freiheit schätzen. Leute finden sich, sie haben irgendeinen Grund
einen bestimmten Job zu erledigen, er ist attraktiv, anziehend,
verspricht ein wenig Geld. Und allein dafür geben sie ihre
Freiheit auf. So traurig.
</p>
<p>
[01:21:50]
</p>
<p class="indent">
Da wir nicht erwarten können, dass alle Menschen ihre Freiheit
genügend schätzen, um zu sagen, &quot;<span style="font-style:
italic;">Ich werde dies nicht tun. Meine Freiheit ist mir wichtiger als
diese eine Computeranwendung</span>&quot;, ist unser Ziel, ihnen ein
freies Programm zu geben, das diese Aufgabe erledigt. Und dann haben sie
eine leichte Wahl. Sie können das unfreie Programm ablehnen und
stattdessen das freie Programm nutzen.
</p>
<p class="indent">
Jede Aufgabe, die mit Freier Software nicht erledigt werden kann,
ist ein großes Problem.
</p>
<p>
<span id="more-legislative-battles">(<a href="#menu">Zum Menü
</a>) [Sektion: Weitere legislative Schlachten stehen bevor ]</span>
</p>
<p class="indent">
Mit diesen beiden Gesetzen ist noch nicht genug. Es werden sich
laufend neue überlegt. Zum Beispiel die WIPO, die Weltorganisation für
&quot;<span style="font-style: italic;">geistiges Eigentum</span>&quot;,
arbeitet an einem Abkommen, dass es illegal wird,
einen digitalen Empfänger für verschlüsselte Fernsehprogramme zu
bauen, den der Nutzer modifizieren kann.
</p>
<p class="indent">
In anderen Worten: Zum ersten Mal ginge es gesondert darum, dass allein
die Tatsache, dass etwas Freie Software ist, der Grund sei,
es zu verbieten. Dies zeigt, wie sehr sie unsere Freiheiten hassen.
</p>
<p class="indent">
Deshalb ist es heute nicht genug, einfach nur Software zu schreiben
und seinen Spaß zu haben. Natürlich brauchen wir immer noch Leute,
die das tun, und wir haben sie auch, aber wir müssen uns auch
politisch organisieren, um unsere Freiheiten zu behalten und uns gegen
die häufigen Kampagnen zu organisieren, die uns die eine oder
andere Freiheit nehmen wollen. Und die EU war bisher generell sehr
geneigt, Richtlinien im Interesse von Film- und Plattenfirmen
zu verabschieden, die ihren Bürgern ihre Freiheiten nehmen.
</p>
<p>
[01:24:27]
</p>
<p class="indent">
Wir haben eine große Schlacht zu führen, und niemand kann sagen,
ob wir sie gewinnen können. Und das bedeutet: wir müssen kämpfen.
Ich hoffe, dass Sie in dieser Schlacht helfen werden.
</p>
<p>
<span id="free-software-and-schools">(<a href="#menu">Zum Menü</a>)
[Sektion: Freie Software und Schulen]</span>
</p>
<p class="indent">
Es ist unerlässlich für Schulen, ausschließlich Freie Software zu
verwenden. Der Grund liegt darin, dass Schulen den Auftrag haben,
Gesellschaftsfähigkeit zu lehren. Den Menschen beizubringen, Teile
einer kompetenten, freien Gesellschaft zu werden. Schüler an
proprietärer Software auszubilden bedeutet ihnen Abhängigkeit
beizubringen. Es lehrt sie, abhängig von bestimmten mächtigen
Unternehmen zu sein, diesen Firmen noch mehr Macht über die
Gesellschaft zu geben. Wohingegen ihnen beizubringen, Freie Software zu
nutzen, ihnen den Weg zu Freiheit und Stärke zeigen würde. Folglich müssen
Schulen damit aufhören, proprietäre Software zu lehren.
</p>
<p class="indent">
Aber es gibt ein noch stärkeres Argument dafür. Einen noch tieferen
Grund. Und das ist moralische Bildung. Schulen müssen den Kindern
den Geist guten Willens vermitteln, den Sinn, anderen um sie
herum in der Gesellschaft zu helfen. Jede Klasse sollte eine Regel
haben: Kinder, wenn ihr Software mit in die Stunde bringt, könnt
ihr sie nicht für euch behalten, ihr müsst sie mit den anderen
teilen, und wenn ihr nicht teilt, dann könnt ihr sie nicht
mitbringen, denn wir helfen hier einander.
</p>
<p class="indent">
Um dies richtig zu lehren, muss die Schule ihre eigene Regel
befolgen. Sie muss ein gutes Beispiel setzen. Das bedeutet, dass
sie nur Freie Software in den Unterricht einbringen darf.
</p>
<p>
<span id="st-ignucias-and-the-church-of-emacs">(<a
href="#menu">Zum Menü</a>) [Sektion: St. IGNUcius und die Kirche
des Emacs]</span>
</p>
<p class="indent">
Mir wurde schon manches mal Überheblichkeit vorgeworfen. Ich glaube
nicht, dass das wahr ist. Wenn ich jemanden treffe, der nicht
alles unternimmt, um unsere Freiheit zu stärken, dann versuche ich
nicht, diese Person anzugreifen, sondern ich versuche, diese Person
zu ermutigen, mehr zu tun.
</p>
<p class="indent">
Wie dem auch sei, ich habe etwas <span style="font-style:
italic;">Heiliges</span> an mir, weil ich ein Heiliger bin. Es ist
mein Job, heilig zu sein.
</p>
<p>
[Stallman zieht ein Gewand an und setzt sich eine 16-Zoll
Festplatte auf den Kopf]
</p>
<p>
[Applaus]
</p>
<p class="indent">
Ich bin Sankt IGNUcius...
</p>
<p>
[Gelächter]
</p>
<p class="indent">
von der Kirche des Emacs. Ich segne Deinen Computer mein Kind.
Emacs begann als Text-Editor, der für viele Nutzer zu einer
Lebensart geworden ist, da sie all ihre Arbeit am Computer
erledigen konnten, ohne Emacs zu beenden. Und letztlich wurde er
auch zu einer Religion. Heute haben wir sogar eine große Spaltung
zwischen zwei rivalisierenden Versionen von Emacs; und wir haben
Heilige, aber glücklicherweise keine Götter. Anstelle von
Göttern verehren wir einen Editor.
</p>
<p class="indent">
Um ein Mitglied der Kirche des Emacs zu sein, müssen Sie das
Glaubensbekenntnis rezitieren; Sie müssen sagen: Es gibt kein
System außer GNU, und Linux ist einer seiner Kernel.
</p>
<p>
[Gelächter]
</p>
<p class="indent">
Die Kirche des Emacs hat gewisse Vorzüge, verglichen mit anderen
Kirchen, die ich nicht benennen werde. Zum Beispiel erfordert es
kein Zölibat, um ein Heiliger in der Kirche des Emacs zu sein. Wenn
Sie also nach einer Kirche suchen, in der Sie ein Heiliger werden
können, dann ist unsere vielleicht etwas für Sie. Es erfordert
jedoch ein Leben von moralischer Reinheit zu führen. Sie müssen
jedwede proprietären Betriebssysteme auf all ihren Computern
exorzieren und dann vollständige, heilige, freie Betriebssysteme
installieren und nur Freie Software darüber. Wenn Sie dieses
Gelübde ablegen und danach leben, dann werden Sie ein Heiliger und
vielleicht bekommen Sie einen Heiligenschein - wenn sie einen
finden, denn die werden nicht mehr hergestellt.
</p>
<p class="indent">
Ich werde manchmal gefragt, ob es eine Sünde in der Kirche des
Emacs ist, den anderen Text-Editor vi zu verwenden. Nun, es ist
wahr, dass vi vi vi der Editor der Bestie ist, aber eine freie
Version zu benutzen ist keine Sünde; es ist eine Buße.
</p>
<p>
[Gelächter]
</p>
<p class="indent">
Und manchmal fragen mich die Leute, ob mein Heiligenschein in
Wirklichkeit eine alte Festplatte ist. Es ist keine Festplatte, es
ist mein Heiligenschein. Aber es war mal eine Festplatte in einer
früheren Existenz.
</p>
<p>
[Gelächter]
</p>
<p class="indent">
Ich danke Ihnen. Jetzt werde ich für eine Weile Fragen
beantworten.
</p>
<p>
[Applaus]
</p>
<p id="q1">
(<a href="#menu">Zum Menü</a>)<br />
<span style="font-weight: bold;">Q1</span>: Können sie zu Mono
Stellung nehmen? </p>
<p class="indent">
<span style="font-weight: bold;">Richard Stallman</span>: Mono
ist eine freie Implementierung von Microsofts Sprache C#.
Microsoft hat sich selbst als unser Feind bezeichnet, und wir
wissen, dass Microsoft Patente für einige Eigenschaften von C#
bekommt. Ich halte es also für gefährlich, C# zu verwenden, und es
kann auch gefährlich sein, Mono zu verwenden. Gegen Mono ist nichts
zu sagen. Mono ist eine freie Implementierung einer Sprache, die
genutzt wird. Es ist gut, freie Anwendungen zur Verfügung zu
stellen. Wir sollten von jeder Sprache freie Implementierungen
haben. Aber davon abhängig zu sein ist gefährlich, und wir sollten es
besser lassen.
</p>
<p id="q2">
(<a href="#menu">Zum Menü</a>)<br />
<span style="font-weight: bold;">Q2</span>: Wie sehen sie andere
Lizenzen als die GPL? Wie zum Beispiel BSD-artige Lizenzen?
</p>
<p class="indent">
<span style="font-weight: bold;">Richard Stallman</span>: Nun, es
gibt nicht so etwas wie &quot;<span style="font-style:
italic;">BSD-artige Lizenzen</span>&quot;. Es gibt zwei
verschiedene BSD Lizenzen, und sie sind beide Freie-Software-Lizenzen,
aber es besteht ein wichtiger Unterschied zwischen den
beiden. Wenn Sie den Ausdruck &quot;<span style="font-style:
italic;">BSD-artig</span>&quot; verwenden, dann übersehen Sie den
Unterschied. Für nähere Informationen besuchen Sie <a
href="http://www.gnu.org/philosophy/bsd.html">www.gnu.org/philosophy/bsd.html</a>.
Dort wird die Angelegenheit erklärt.
</p>
<p class="indent">
Wie auch immer, beide diese Lizenzen sind Freie-Software-Lizenzen.
Beide bieten die vier essentiellen Freiheiten, was
bedeutet, dass sie beide im Wesentlichen ethisch sind.
</p>
<p class="indent">
Die eine von ihnen hat ein bedeutendes Manko und die andere nicht. Ich
überzeugte Berkley die Lizenz zu ändern und dieses praktische Manko
loszuwerden. Und nebenbei, der Grund warum die BSD Entwickler ihren Code für frei
erklärt haben, lag wenigstens teilweise an meinem Besuch, den ich ihnen
1984 oder 1985 abstattete. Denn ich wollte etwas von ihrem Code in GNU
verwenden. Also fragte ich sie, denn zu der Zeit gab es BSD, es war eine
Version von Unix, und man musste ihnen eine AT&amp;T Quell-Lizenz
vorzeigen um eine Kopie von BSD zu erhalten.
</p>
<p class="indent">
Also sagte ich ihnen: Ihr spendet gewissermaßen eure Arbeit, euer Werk an
eine Firma. Sie ist nicht einmal gemeinnützig und ihr spendet ihr es.
Warum trennt ihr euren Code nicht von AT&amp;T und macht euren Code
dadurch frei? Ich tat dies, da ich von einigen Teilen wusste, dass sie ihr Werk
gewesen sind und versprach mir davon, auf diese Weise diese Teile in GNU
verwenden zu können, und schneller zu einem freien Betriebssystem zu
gelangen.
</p>
<p class="indent">
Auf der Internetseite <a href="http://www.gnu.org/">www.gnu.org</a>
finden Sie Informationen über GNU und Freie Software Es gibt auch eine
Seite der Free Software Foundation: <a
href="http://fsf.org/">fsf.org</a>.
</p>
<p id="q3">
(<a href="#menu">Zum Menü</a>)<br />
<span style="font-weight: bold;">Q3</span>: Als Teil einer Gemeinschaft,
die ein Stück Software entwickelt, gibt es ein Problem mit einigen der
Nutzer. Sie entwickeln es einfach weiter, aber sie veröffentlichen nicht
ihren Quellcode.
</p>
<p class="indent">
<span style="font-weight: bold;">Richard Stallman</span>: Was macht dieses Programm?
</p>
<p>
<span style="font-weight: bold;">Q3b</span>: Es ist ein Emulator für ein MORPG
</p>
<p class="indent">
<span style="font-weight: bold;">Richard Stallman</span>: Generell ist
nichts falsches daran, wenn eine Person ein Programm anpasst und es privat
nutzt...
</p>
<p>
<span style="font-weight: bold;">Q3c</span>: Aber sie veröffentlichten nur Binärdateien.
</p>
<p class="indent">
<span style="font-weight: bold;">Richard Stallman</span>: Oh,
dann verletzen sie die Lizenz. Die Entwickler müssen mit einem Anwalt
sprechen. Sie können sie verklagen.
</p>
<p>
<span style="font-weight: bold;">Q3d</span>: Das Problem ist, dass sie in
der ganzen Welt verteilt sind.
</p>
<p class="indent">
<span style="font-weight: bold;">Richard Stallman</span>: Nun,
das muss nicht unbedingt etwas bedeuten. Sehen Sie es nicht so schwarz.
Einige der Hauptentwickler sollten, anstatt davon zu reden, wie
hoffnungslos alles ist, mit einem Anwalt sprechen, zum Beispiel dem
Software Freedom Law Centre. Wenn man so etwas mit der Free Software
Foundation macht, sorgen wir dafür, dass sie sich fügen.
</p>
<p class="indent">
Wir setzen die GNU General Public License energisch durch. Und der Grund
dafür ist: wenn Leute die GPL verletzen, dann bedeutet das im
Allgemeinen, dass einige Nutzer ihre Freiheit verlieren. Und um deren
Freiheit zu schützen, setzen wir die Lizenz durch. Wir benutzen die
gleichen Waffen, nämlich das Urheberrecht, das andere dazu nutzen,
die Freiheit anderen zu nehmen. Mit dem Unterschied, dass wir es dazu
nutzen, die Freiheit der Leute zu verteidigen. Und das rechtfertigt es.
</p>
<p>
<span style="font-weight: bold;">Q3e</span>: Also sollten wir mit dieser
Waffe alle diese Kinder auf der ganzen Welt bekämpfen?
</p>
<p class="indent">
<span style="font-weight: bold;">Richard Stallman</span>: Ich weiß nicht.
Sind es alles Kinder?
</p>
<p>
<span style="font-weight: bold;">Q3f</span>: Die meisten sind Kinder.
</p>
<p class="indent">
<span style="font-weight: bold;">Richard Stallman</span>: Dann wird es
leicht sein.
</p>
<p>
[Gelächter, Applaus]
</p>
<p>
[01:38:46]
</p>
<p id="q4">
(<a href="#menu">Zum Menü</a>)<br />
<span style="font-weight: bold;">Q4</span>: Es gibt da ein häufiges
Missverständnis über Freiheit Nummer drei. Einige Leute glauben, dass
alle Änderungen zwingend veröffentlicht werden müssen. Vielleicht ist es
es wert, ein paar Sätze dazu zu sagen, um dies klarzustellen.
</p>
<p class="indent">
<span style="font-weight: bold;">Richard Stallman</span>: Deshalb sage ich:
Die Freiheit Änderungen zu verteilen, wenn Sie wollen. Ich setze das
&quot;<span style="font-style: italic;">wenn Sie wollen</span>&quot; ein, um
dieses Missverständnis zu korrigieren. Es gibt einfach so viele Dinge zu
sagen, und es war nicht genügend Zeit, sie alle zu sagen. Ich habe eine
Menge Dinge ausgelassen. Sie haben Recht, es ist nur so, dass es eine
Menge anderer Missverständnisse gibt, die ich heute nicht beseitigen
konnte. Es gibt zu viel zu sagen, als dass man alles unterbringen könnte.
Ich tue was ich kann. Sie haben recht, aber was kann ich tun?
</p>
<p id="q5">
(<a href="#menu">Zum Menü</a>)<br />
<span style="font-weight: bold;">Q5</span>: Enthält ihr Heiligenschein
[eine große alte Festplatte] proprietäre Software? </p>
<p class="indent">
<span style="font-weight: bold;">Richard Stallman</span>: Nicht mehr.
Wenn erst einmal Fingerabdrücke drauf sind, glaub ich nicht, dass man noch
irgendetwas davon auslesen kann.
</p>
<p id="q6">
(<a href="#menu">Zum Menü</a>)<br />
<span style="font-weight: bold;">Q6</span>: Können Sie die
Creative-Commons-Lizenz kommentieren?
</p>
<p class="indent">
<span style="font-weight: bold;">Richard Stallman</span>: Die Sache ist
die, dass es bedeutungslos ist, über die Creative Commons Lizenz zu reden.
Das Schlimme an ihr ist, dass sie eine Reihe von Lizenzen hervorgebracht
hat, die nichts miteinander gemein haben. Und zwar, wenn Sie sich diese
Lizenzen ansehen und bestimmen, welche Freiheit in all diesen Lizenzen
gemein (common) ist, dann wird die Antwort sein: Keine.
</p>
<p class="indent">
Dies ist ein Problem, denn der Grund, warum ich so eine Sache gern
unterstützen würde, wäre die Anerkennung der wichtigen Freiheiten. Und
anfangs, als mit der Creative Commons begonnen wurde, da erkannten alle
Lizenzen ein gewisses Minimum an Freiheiten an, auch die Freiheit,
von der ich glaube, dass sie jedem in Bezug auf Kunst und
Meinung zusteht, nämlich die Freiheit der nichtkommerziellen Verbreitung
von exakten Kopien des Werkes. Zu der Zeit glaubte ich, das sei das
Minimum an Freiheit, die jeder für alle Arten von Arbeiten haben sollte.
</p>
<p class="indent">
Larry Lessig hat mich irgendwie davon überzeugt, dass es noch eine
weitere essentielle Freiheit gibt, die er Remix nennt. Das ist die
Freiheit, Teile aus verschiedenen Werken zu nehmen und zu ändern und zu
etwas zusammenzufügen, das vollkommen anders ist und ein anderes Ziel
verfolgt usw. Aber in den Vereinigten Staaten fällt das gewöhnlich unter
"fair use" (fairen Gebrauch), also sah ich keinen Grund, weiter darüber zu
reden.
</p>
<p class="indent">
Jedenfalls gewährten die ersten Creative-Commons-Lizenzen die Freiheit
für nicht kommerzielle Verbreitung exakter Kopien der gesamten Werke.
Aber dann entwickelten sie weitere Lizenzen, die Ihnen diese Freiheit
nicht mehr gewähren. Es gibt dort sogar Lizenzen, die Ihnen überhaupt
keine Freiheit bieten, weil ich in einem entwickelten Land lebe und das
trifft wahrscheinlich auch auf Sie zu.
</p>
<p class="indent">
Deshalb betrachte ich diese Lizenzen als inakzeptabel. Es gibt keinen
rechtfertigenden Grund, sie zu verwenden. Das Problem ist, dass Creative
Commons so funktioniert, dass es die Leute dazu ermutigt, alles in einen
Topf &quot;<span style="font-style: italic;">Creative Commons</span>&quot;
zu werfen. Und so sieht man Leute, die sagen: &quot;<span
style="font-style: italic;">Lasst uns eine Creative-Commons-Lizenz dafür
nehmen</span>&quot; oder &quot;<span style="font-style: italic;">Bitte
macht bei unserem Projekt mit, wir verwenden eine Creative-Commons-Lizenz.</span>&quot;.
Und sie glauben, sie haben Ihnen etwas
Substantielles gesagt. Viele Leute lesen das und denken, dass sie etwas
Substantielles erfahren haben. Tatsächlich ist es aber so, dass ihnen gar
nichts darüber gesagt wurde - welche Freiheiten die Nutzer haben werden,
die diese Arbeit nutzen.
</p>
<p class="indent">
Deshalb kann ich Creative Commens überhaupt nicht unterstützen. Wegen der
Art, wie sie es aufgesetzt haben. Entweder Sie unterstützen alles oder
nichts. Und für mich bedeutet das, dass ich es nicht unterstützen kann.
</p>
<p class="indent">
Ich hab sie gefragt, ob sie es nicht in zwei Bereiche aufteilen können, mit
unterschiedlichen Namen und unterschiedlicher Marke. Dann könnte ich
einen unterstützen und den anderen nicht. Ich wäre froh, wenn sie das
möglich machen würden.
</p>
<p class="indent">
Das zeigt einen fundamentalen philosophischen Unterschied zwischen
Creative Commons und der Freie-Software-Bewegung. Creative Commons mag
in gewisser Hinsicht von der Freie-Software-Bewegung inspiriert worden
sein, aber es ist ihr nicht ähnlich. Die Freie-Software-Bewegung fängt
damit an, zu sagen: Dies sind die essentiellen Freiheiten, die jeder haben
sollte. Wir arbeiten daran, diese Freiheiten zu etablieren und zu verteidigen.
Creative Commens sagt nichts in diese Richtung. Creative Commons redet
davon, den Urhebern dabei zu helfen, ihre Rechte flexibel durchzusetzen.
Das ist eine völlig andere philosophische Orientierung.
</p>
<p class="indent">
So ist es kein Wunder, dass sie keine Liste von essentiellen Freiheiten
haben. Anfangs dachte ich, dass sie sie gewissermaßen hätten. Zwar sagten
sie nicht &quot;<span style="font-style: italic;">Dies ist die Freiheit,
die wir verteidigen werden</span>&quot;, aber ihre Taten sahen danach
aus, als würden sie sie verteidigen. Ich dachte das sei gut genug. Aber da
es nicht ihre eigentliche Absicht war, änderten sie ihre Tätigkeiten, und
heute, sogar im rein praktischen Sinne, verteidigen sie nicht
einmal diese minimale Freiheit. Und das ist furchtbar.
</p>
<p>
[01:46:07]
</p>
<p id="q7">
(<a href="#menu">Zum Menü</a>)<br />
<span style="font-weight: bold;">Q7</span>: Kennen sie irgendwelche
Organisationen, die diesen Ansatz verfolgen - anders als Creative
Commons?
</p>
<p class="indent">
<span style="font-weight: bold;">Richard Stallman</span>: Nicht wirklich.
Es gibt ein paar &quot;<span style="font-style: italic;">Freie-Kultur</span>&quot;-Organisationen,
die sogar noch weiter gehen und
versuchen, ein Kunstschaffen zu stärken, das frei ist im vollen Sinne der
gleichen vier Freiheiten.
</p>
<p id="q8">
(<a href="#menu">Zum Menü</a>)<br />
<span style="font-weight: bold;">Q8</span>: Sollte Freie Software nicht
teurer sein als proprietäre Software, da sie ja wertvoller ist?
</p>
<p class="indent">
<span style="font-weight: bold;">Richard Stallman</span>: Tut mir
leid, ich weiß nicht, was Sie meinen. Zu fragen ob Software teuer
oder billig ist, impliziert eine Reihe versteckter Annahmen. In der
proprietären Softwarewelt, in der es verboten ist, das Programm zu
kopieren, ist es gewöhnlich so, dass es nur einen Ort gibt, an dem
sie an Kopien gelangen können. So können Sie fragen, wie viel diese
eine Quelle für Kopien verlangt. Auch wenn das eine sinnvolle
Frage ist, so kann die Antwort jedoch lauten: soviel heute hier
und soviel morgen dort. Es gibt nicht notwendigerweise eine
Antwort auf diese Frage.
</p>
<p class="indent">
Wohingegen bei Freier Software jeder Kopien anfertigen darf, da
jeder die Freiheit besitzt. Es gibt also viele Orte, an denen man
zu einer Kopie gelangen kann. Und an jedem Ort kann Ihnen eine
Kopie überlassen oder verkauft werden. Es gibt also keinen
einheitlichen Preis.
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<p class="indent">
Aber Freie Software ist eine Frage von Freiheit, nicht Preis. Die
Frage nach dem Preis ist zweitrangig. Leute sind frei, Kopien zu
kaufen und zu verkaufen, aber das nur, weil sie frei sein sollten.
Die Frage nach dem Preis kümmert mich nicht.
</p>
<p>
[Ende des Vortrags, Applaus]
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<h2 id="links-for-further-reading">Weiterführende Links</h2>
<ul>
<li>
&quot;<a
href="http://www.ifso.ie/documents/rms-2004-05-24.html">The
Dangers of Software Patents&quot;</a>&quot;, by Richard
Stallman (transcript)
</li>
<li>
&quot;<a
href="http://www.gnu.org/philosophy/copyright-and-globalization.html">Copyright
vs. Community in the age of computer networks</a>&quot;, by
Richard Stallman (transcript)
</li>
<li>
&quot;<a href="../projects/gplv3/tokyo-rms-transcript.html">GPLv3 - an
overview of the changes</a>&quot;, by Richard Stallman
(transcript)
</li>
<li>
&quot;<a href="eur5greve.html">European perspectives and work of the FSF
Europe</a>&quot;, by Georg Greve
</li>
</ul>
</body>
</html>