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<title>Das Jahr 2010 der FSFE Ein Brief vom Präsidenten</title>
</head>
<body>
<h1>Das Jahr 2010 der FSFE Ein Brief vom Präsidenten</h1>
<div id="introduction">
<p>Wir hatten ein ereignisreiches und gutes Jahr. Im folgenden Text
finden Sie Hintergrundlinks zu unseren Aktivitäten. Bitte nutzen Sie
diese Gelegenheit um sich ein umfassenderes Bild unserer gegenwärtigen
und zukünftigen Arbeit für Freie Software zu verschaffen.</p>
</div>
<h2>Auszeichnungen und Würdigungen der Arbeit der FSFE</h2>
<p>Wir erhielten dieses Jahr nicht nur eine, sondern zwei
Auszeichnungen. Im
Mai <a href="/news/2010/news-20100126-01.html">erhielt die FSFE
die Theodor-Heuss-Medaille</a>. Während einer großen Zeremonie
im Mai mit vielen deutschen politischen Koryphäen in Stuttgart
lobte Ludwig Heuss, Direktor der Ludwig-Heuss-Stiftung, die
Arbeit der FSFE für Freiheit in der
Informationsgesellschaft:</p>
<p>„Die Free Software Foundation Europe erhält die
Theodor-Heuss-Medaille 2010 weil ihre Arbeit sehr zur Schaffung
von neuen sozialen, politischen und rechtlichen Bedingungen für
digitale Freiheit durch Freie Software beiträgt.“</p>
<p>Eine Woche davor, am 28. April, wurde der Gründer der
FSFE <a href="/news/2010/news-20100428-01.html">Georg Greve mit
dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet</a>. Dies geschah in
Würdigung seiner großen Erfolge für die Verbreitung Freier
Software mit der FSFE. Unserer Kenntnis nach ist dies weltweit
das erste Mal, dass ein Aktivist für freie Software in einem
Land derart gewürdigt wurde. Das ist eine wohlverdiente
Belohnung für viele Jahre harter Arbeit. Herzliche
Glückwünsche, Georg!</p>
<h2>Teile und erobere zurück!</h2>
<p>Solche Ehrungen sind natürlich eine große Motivation. Aber wir haben
keine Zeit, um uns auf unseren Lorbeeren auszuruhen. Technologie
entwickelt sich und überall müssen sich Freie-Software-Aktivisten neuen
Herausforderungen stellen. Viele Menschen verlassen sich mehr und mehr
auf Webdienste, „Software as a Service“ und „Cloud Computing“ für
unterschiedliche Zwecke wie E-Mail, für Online-Datenspeicher oder für
soziale Netzwerke. Die Freiheiten, die Freie Software ausmachen
Programme zu verwenden, zu verstehen, zu verbreiten und zu verbessern
sind auf Programme auf Computern, die unter unserer eigenen Kontrolle
stehen, zugeschnitten. Können wir einen Weg finden, diese Freiheiten in
einer Welt zu verteidigen, in der große Teile unserer Computernutzung
auf Maschinen passiert, die andere kontrollieren? Wie können wir diese
Freiheiten zurückgewinnen, wo sie bereits verloren sind?</p>
<p>Die wahrscheinlich beste Antwort auf diese Fragen sind
dezentralisierte Systeme. Systeme, die die von uns gesuchten Dienste
bieten, aber die keine zentrale Kontrollinstanz haben. Wie genau
müssten solche Systeme aussehen, um unsere Freiheiten zu bewahren, und
wie können sie entwickelt werden? Um Benutzer und Entwickler dazu zu
bringen darüber nachzudenken haben
wir <a href="http://www.youtube.com/watch?v=hNhlOlGInHE">Vorträge</a>
auf verschiedenen Veranstaltungen quer durch Europa gehalten und sogar
in Porto Alegre, Brasilien, auf der FISL. Im November organisierten wir
auf der „Free Society Conference“
(<a href="http://fscons.org/">FSCONS</a>) in Göteborg eine ganze
Vortragsreihe zum Thema unter dem
Titel <a href="http://fscons.org/divide">„Divide and re-conquer“</a>
(Teile und erobere zurück!). Dort brachten wir Menschen zusammen, die
an Projekten arbeiten, die zentrale Kontrollinstanzen aufbrechen und
durch dezentralisierte Systeme ersetzen. Solche sind: Michael Chisari
von Appleseed, Benjamin Bayart vom Internetprovider „French Data
Network“, dessen Eigentümer seine Benutzer sind, und Torsten Grote von
der FSFE, der erklärte, warum die Konzentration von Macht und Daten in
den Händen von wenigen Firmen ein Problem ist und wie dezentralisierte
Systeme dabei helfen können, unsere Freiheiten zurück zu erobern.</p>
<h2>Kampagnen für Freie Software und offene Standards</h2>
<p><a href="/activities/os/os.html">Offene Standards</a> sind essentiell
für Freie Software. Freie Software hängt von Offenen Standards ab, um
mit anderen Programmen interagieren zu können. Wenn Organisationen und
Firmen der öffentlichen Hand Offene Standards verwenden, sind
Bürgerinnen nicht genötigt, proprietäre Software zu verwenden, um mit
ihnen zu kommunizieren, während die Organisationen selbst die Fesseln
der Abhängigkeit von einem einzelnen Softwareanbieter abstreifen
können.</p>
<p>Aus diesen Gründen haben wir in diesem Jahr weiterhin viel Zeit und
Arbeit in Offene Standards investiert. Im Rahmen der
Kampagne <a href="http://documentfreedom.org/2010/summary-2010">Document
Freedom Day</a> feierten am 31. März rund um die Welt Gruppen auf
Veranstaltungen von Argentinien bis nach Vietnam und in vielen
europäischen Ländern Offene Standards und offene Dateiformate.</p>
<p>Die Europäische Kommission ist gerade dabei, die lang erwartete
Überarbeitung des European Interoperability Framework abzuschließen. Es
handelt sich dabei um eine Empfehlung, wie die IT-Systeme der
öffentlichen Institutionen in Europa miteinander kommunizieren
sollen. Die Originalversion von 2004 unterstützte stark Offene
Standards und hat großen Einfluss ausgeübt. Die überarbeitete Version,
deren Veröffentlichung wir in Kürze erwarten, wird in dieser
Hinsicht <a href="/activities/os/eifv2.html">vermutlich erheblich
abgeschwächt</a> sein.</p>
<p>Während wir mit <a href="/news/2010/news-20101016-01.html">Händen
und Füßen kämpften</a>, um zumindest eine Nennung Offener Standards im
Dokument zu erhalten, verschafften wir dem Thema eine Menge
Aufmerksamkeit innerhalb der Europäischen Kommission und im
europäischen öffentlichen
Sektor. Wir <a href="http://blogs.fsfe.org/gerloff/?p=426">brachten uns
auch in die Reform des europäischen Standardisierungssystems ein</a>,
die im Moment im Gange ist. Der Präsident der FSFE Karsten Gerloff hat
auf einer Konferenz, die im November von der Europäischen Kommission
und dem Europäischen Patentamt organisiert wurde, die Kernpunkte der
Freien Software im Bezug auf Standardisierung dargelegt.</p>
<p>Wenn die öffentliche Hand Software verlangt, die auf Offene
Standards basiert, können sich Freie-Software-Firmen um Verträge
bewerben und so mehr Geld in die Entwicklung investieren. Wir haben die
öffentliche Auftragsvergabe in Europa beobachtet. Als der italienische
Teil von Südtirol den Vertrag für proprietäre Softwarelizenzen ohne
Ausschreibung
verlängerte <a href="/news/2010/news-20100702-01.html">schlugen wir
öffentlich Alarm</a>. Statt die Provinz nur zu kritisieren, boten wir
der Verwaltungsbehörde Hilfe an, um beim nächsten Mal eine bessere
Entscheidung treffen zu können. Das führte zu einem Runden Tisch mit
lokalen Experten der Freien Software, der nun wirkliche
Langzeitfortschritte in der Entwicklung einer faireren
Auftragsvergabepraxis macht. Wir hoffen damit ein Beispiel zu schaffen,
dem andere öffentliche Verwaltungen folgen werden.</p>
<p>Unsere <a href="/campaigns/pdfreaders/pdfreaders.html">PDF-Betrachter-Kampagne</a>
hat dutzende öffentliche Institutionen quer durch Europa davon
überzeugt <a href="http://pdfreaders.org">freie PDF-Betrachter</a> zu
bewerben. Mit der Unterstützung von hunderten Freiwilligen aus ganz
Europa kontaktierten wir öffentliche Verwaltungen in 33 Ländern,
informierten sie über Freie Software und Offene Standards, und baten
sie, ihre Werbung für proprietäre PDF-Betrachter durch Links zu freien
PDF-Betrachtern zu ersetzen oder zu ergänzen.</p>
<p>In der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO)
trägt <a href="/activities/wipo/wipo.html">unsere kontinuierliche
Arbeit</a> Früchte. Auch wenn die Veränderung in dieser internationalen
Organisation langsam geschieht, so ist sie dennoch
sichtbar. Wir <a href="http://www.wipo.int/meetings/en/details.jsp?meeting_id=19684">analysierten
die Risiken von Softwarepatenten und die Vorteile von Offenen
Standards</a> für Vertreter von Patentämtern aus der ganzen Welt. Mit
Mitgliedstaaten und Mitarbeitern der WIPO hatten wir auch produktive
Diskussionen darüber, wie Freie Software ein permanentes Element in den
Aktivitäten der WIPO werden kann. Die Organisation ist immer noch weit
davon entfernt die „Weltorganisation für geistigen Reichtum“ zu werden,
zu der wir vor sechs Jahren angeregt haben, aber sie öffnet sich
langsam gegenüber den Ideen der Freien Software und des freien
Wissensaustausches. Die WIPO hat einige Studien zu Themen beauftragt,
die sie bisher ignorierte. Sobald die Ergebnisse zur Verfügung stehen,
werden wir die Organisation dazu drängen, diese Themen zu einem
regulären Teil ihrer Arbeit zu machen.</p>
<p>Nach dem Weggang unseres FTF-Koordinators Adriaan de Groot im April
konzentrierten wir die Arbeit unserer Rechtsabteilung auf
Kernaufgaben. Das <a href="/activities/ftf/network.html">European Legal
Network</a> ist zum weltweit größten Netzwerk von
Freie-Software-Spezialisten in Rechtsfragen herangewachsen. Die nur
nach Einladung erreichbare Umgebung stellt einen geschützten Raum für
sensible Diskussionen und einen offenen, ehrlichen Austausch von
Meinungen sicher. Der jährliche Workshop des Netzwerks in Amsterdam war
ein durchschlagender Erfolg. Das
Netzwerk <a href="https://wiki.fsfe.org/EuropeanLegalNetwork/LinkingDocument">erstellte
auch ein Dokument über Interaktionen zwischen verschiedenen
Softwarekomponenten</a>, das eine strukturierte Zusammenstellung von
verschiedenen Meinungen zu einem komplexen und unklaren Feld
bietet. Wir betreuen weiterhin
unser <a href="/activities/ftf/fiduciary.html">Treuhandprogramm zur
Urheberrechtsübertragung</a> für Projekte, die es nutzen möchten und
beantworten die laufend aufkommenden rechtlichen und lizenzrechtlichen
Fragen aus der Gemeinschaft.</p>
<h2>Hinter den Kulissen</h2>
<p>Intern haben wir uns um unseren Haushalt gekümmert. Unsere Hardware-
und Softwareinfrastruktur wird erneuert. Das ehrenamtliche Web-Team
macht unsere Webseiten kontinuierlich informativer, während unsere
Systemadministratoren dafür sorgen, dass unsere Server stabil und
sicher sind. Wir steigern kontinuierlich die Effizienz unserer internen
Abläufe, um uns mehr auf unsere Arbeit für Freie Software konzentrieren
zu können.</p>
<p>Wie üblich wird eine Menge Arbeit von Ehrenamtlichen erledigt. Sie
ermöglichen der FSFE die Verbindung mit Aktivisten für Freie Software
aus ganz Europa und helfen uns, jedes Jahr auf dutzenden
Veranstaltungen in vielen Ländern präsent zu sein. Neben den üblichen
Freie-Software-Konferenzen haben wir unser Spektrum für eine breitere
Öffentlichkeit erweitert. Am Deutschen Kirchentag, der von 130.000
Menschen besucht wurde, hatten wir einen erfolgreichen
Informationsstand. Ehrenamtliche Helfer betreuen auch unsere Webseiten
und machen sie in bis zu dreißig Sprachen verfügbar. Freiwillige Helfer
haben ein neues Länderteam in Frankreich und eine aktive
Fellowship-Gruppe in Slowenien gebildet. Die allerwichtigste Folge
davon ist, dass sie die Botschaft Freier Software an ihre
Arbeitsplätze, in ihre Universitäten und ihren Freundeskreis
tragen. Das ist die Gelegenheit um ihnen allen ein großes „Dankeschön!“
zu sagen.</p>
<p>Alle unsere Aktivitäten wurden von den FSFE-Praktikanten
unterstützt. Dieses Jahr arbeiteten vier talentierte junge Leute mit
uns, tauchten kopfüber in die Welt der Freien Software und erledigten
viel von der Arbeit, die nötig ist, um Kampagnen, Veranstaltungen und
Richtlinienarbeit zu ermöglichen.</p>
<h2>Ausblick auf 2011</h2>
<p>2011 wird die FSFE zehn Jahre alt. Wir sind mit Ihrer Unterstützung
und der Arbeit von vielen engagierten Menschen weit gekommen und zu
Europas angesehendsten Organisation für Freie Software geworden. Aber
wir haben noch viel mehr zu tun.</p>
<p>Wir möchten der Gesellschaft helfen, Systeme aufzubauen, die unsere
Freiheiten respektieren, da Computernutzung zunehmend auf Netzwerke
verlagert wird. Aufbauend auf das Bewusstsein, dass wir für verteilte
Systeme geweckt haben, werden wir Menschen zusammen bringen und Wege
suchen, um ihre Kräfte zu bündeln und sie so stärker zu machen.</p>
<p>Garantiert werden uns Offene Standards und die
Standardisierungsreform auch im Jahr 2011 beschäftigen. Die
Vorbereitungen für den Document Freedom Day am 30. März laufen bereits
auf vollen Touren. Wir werden uns auch weiterhin für einen Markt
einsetzen, der offen für Freie Software und ein Standardisierungssystem
ist, dass die Bedürfnisse von den Benutzern, Entwicklern und Firmen
Freier Software respektiert.</p>
<p>Softwarepatente schleichen sich in verschiedenen Verkleidungen
zurück auf die Agenda. Wir werden darauf drängen, dass Patente ohne
Beschränkungen lizenziert werden, sobald diese in Standards aufgenommen
werden. Kürzlich begann die Europäische Kommission erneut, die Idee
eines einzigen europäischen Patents zu verfolgen. Für Software wird
viel davon abhängen, wie so ein System umgesetzt wird. Die FSFE wird
die Entwicklung beobachten und je nach Bedarf Anregungen geben oder
Druck ausüben.</p>
<p>Unsere Rechtsabteilung war extrem erfolgreich, Experten zu
rechtlichen Aspekten der Freien Software zusammenzubringen und
Entwickler in Lizenzierungsfragen zu unterstützen. Im Jahr 2011 werden
wir diese Abteilung umorganisieren und noch nützlicher für die
Gemeinschaft machen.</p>
<h2>Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!</h2>
<p>All diese Arbeit kostet Geld. Beinahe das
gesamte <a href="/donate/thankgnus.html">Budget der FSFE</a> wird
aus <a href="https://my.fsfe.org/donate">Ihren Spenden</a> und den
Fellowship-Beiträgen gespeist. Ihre Unterstützung ermöglicht nicht
nur all diese Arbeit, sondern noch mehr: Das Wichtigste ist, dass wir
dadurch unabhängig von Einzelinteressen bleiben können. Diese
Unabhängigkeit ist kein Luxus. Sie ist die Grundvoraussetzung für
unsere Arbeit. Vielen Dank, dass Sie das möglich machen!</p>
<p>Wir arbeiten daran, monatliche Spenden und Fellowship-Beiträge
einfacher für Sie zu machen. Monatliche Einzahlungen ermöglichen uns
eine zuverlässigere Budgetplanung und halten uns das ganze Jahr über
zahlungsfähig. Auch an einer steuerfreien Spendenmöglichkeit in einigen
europäischen Ländern arbeiten wir gerade.</p>
<p>Wir hoffen auf Ihre weitere Unterstützung, während wir uns diesen
Herausforderungen stellen. Im Namen aller FSFE-Angestellten und
ehrenamtlichen Helfer wünsche ich Ihnen schöne Feiertage. Feiern Sie
in Freiheit, ruhen Sie sich etwas aus, und sammeln Sie Kraft für die
Herausforderungen und Auseinandersetzungen, die uns 2011 erwarten! Es
wird ein aufregendes Jahr. Ich lade Sie ein, gemeinsam mit uns für die
Freiheit der Software zu arbeiten.</p>
<p>Mit besten Wünschen für ein freies Jahr 2011,<br/>
Karsten Gerloff<br/>
Präsident, Free Software Foundation Europe</p>
</body>
<timestamp>$Date: 2010-12-13 15:00:03 +0100 (Mon, 13 Dec 2010) $ $Author: guest-enz $</timestamp>
<translator>Onsemeliot</translator>
</html>