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<version>2</version>
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<title>Offene Standards – Überblick – FSFE</title>
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</head>
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<body class="article" microformats="h-entry">
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<p id="category"><a href="/work.html">Unsere Arbeit</a></p>
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<h1>Offene Standards</h1>
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<div id="introduction">
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<div class="right" style="max-width: 850px; width: 53%;">
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<img src="/activities/os/robot-protest-dark_2016_plussy.png" alt="robot protest"/>
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</div>
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<p><a href="/activities/os/def.html">Offene Standards</a>
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ermöglichen es, alle möglichen Arten von Daten frei und ohne Veränderungen mit
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anderen zu teilen. Sie verhindern Herstellerabhängigkeit und andere künstliche
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Barrieren gegen Interoperabilität. Des Weiteren fördern sie die Auswahl
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zwischen Anbietern und technischen Lösungen. Die FSFE drängt zur Einführung von <a
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href="/activities/os/def.html">Offenen Standards</a>, um den Wettbewerb am IT-Markt
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zu fördern. Dadurch wird ein Wechsel zu Freier Software oder zwischen verschiedenen
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Freien-Software-Lösungen erleichtert.</p>
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</div>
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<h2 id="what-is-a-technical-standard">Was ist ein technischer Standard?</h2>
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<p>Ein technischer Standard ist eine Zusammenstellung von allgemein beschlossenen Regeln
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für technische Systeme. Dies ist normalerweise in einer sogenannten „Normvorschrift“
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dokumentiert, die beschreibt, wie Informationen konsistent organisiert werden, damit mehrere
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unabhängige Anwendungen diese verwenden können. Standards, die zur Informationsspeicherung
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verwendet werden, heißen „Dateiformate“ und jene zur Übertragung von Informationen heißen
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„Protokolle“.</p>
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<p>Ein Standard bildet einen gemeinsame Grundlage, die die Basis für Interoperabilität und
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Wettbewerb ist. Der Gegensatz von Standardisierung ist ein Monopol:
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Anwender eines Produktes oder Dienstes können nur mit Anwendern des gleichen Produktes oder
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Dienstes interagieren. Aus diesem Grund werden Standards verwendet, um Wettbewerb im Sinne des Allgemeinwohls zu fördern.</p>
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<p>Standards können positive Auswirkungen auf Neuerungen haben, indem Sie allen
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Wettbewerbern auf dem Mark die Möglichkeit geben, auf diesen Standards aufzubauen und
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ihre eigenen Dienste darin zu integrieren.</p>
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<h2 id="why-open-standards">Warum Offene Standards?</h2>
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<p>Ein Problem entsteht, wenn ein Standard von einem Marktakteur eingesetzt wird
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und dieser seine Marktposition ausnutzt, um die Weiterentwicklung dieses Standards kontrollieren.
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Außerdem könnte er den Standard manipulieren, indem er durch Lizensierung bestimmte Anwendergruppen ein-
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oder explizit ausschließt. In diesem Fall wird Standardisierung für das genaue Gegenteil von
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Wettbewerb und Interoperabilität verwendet.</p>
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<p>Wettbewerbsfähigkeit im Markt wird daher nur von Standards erzeugt, die offen sind.
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Weil offene Standards ohne Einschränkungen frei verfügbar sind, erlauben sie, genormte
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Methoden in Produkten und Diensten einzusetzen, ohne einem Akteur schon vornerein Vorteile durch den Besitz
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des Standards zu gewähren. Als Konsequenz daraus ist der Zugriff auf die Technologie für alle
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Handelnden im Markt möglich, ungeachtet ihrer Geschäftsmodelle.</p>
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<h3 id="what-is-an-open-standard">Was ist ein „offener“ Standard?</h3>
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<p>Offene Standards finden Verwendung in Freier Software. Wenn einer Standard
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nicht die folgenden Kriterien erfüllt, dann benachteiligt er Freie Software und
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darf deshalb nicht „offener Standard“ genannt werden:</p>
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<p>Ein <a href="/activities/os/def.html">Offene Standard</a> bezieht sich auf ein Format
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oder Protokoll, das:</p>
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<ol>
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<li>öffentlich zugänglich ist, zur öffentlichen Bewertung und Verwendung, ohne Einschränkungen und für alle
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beteiligten Teilnehmer gleichwertig,</li>
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<li>ohne Bestandteile oder Erweiterungen ist, deren Abhängigkeiten wiederum selbst nicht der Definition eines Offenen Standards
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entsprechen,</li>
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<li>frei von rechtlichen oder technischen Bestimmungen ist, die die Verwendung von irgendeinem
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Beteiligten oder Geschäftsmodell einschränken,</li>
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<li>unabhängig von einem einzigen Anbieter in einem Prozess weiterentwickelt wird, der offen für
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eine gleichberechtigte Beteiligung von Wettbewerbern und Drittanbietern ist,</li>
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<li>verfügbar in mehreren vollständigen Implementierungen ist, entweder von konkurrierenden Anbietern, oder
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als eine vollständige Implementierung, die gleichberechtigt verfügbar für alle Beteiligte ist.</li>
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</ol>
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<p>Auf diese Weise wird sichergestellt, dass Technik für jeden verfügbar ist,
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unabhängig vom Geschäftsmodell, der Größe oder Beständen an Exklusivrechten.</p>
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<h2 id="why-should-a-stanard-be-minimalistic">Warum sollte ein Standard minimalistisch sein?</h2>
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<p>Das Ziel von Standards ist es, eine gemeinsame technische Grundlage zu schaffen und
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verschiedenen Anwendungen die Möglichkeit zu geben, miteinander zu agieren. Je mehr
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Daten digital gespeichert werden, umso wichtiger ist es, dass diese von verschiedenen
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Anwendungen transportiert und verarbeitet werden können. Das ist auch der Grund, wieso man unbedingt sicherstellen sollte,
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dass die Formate, die zum Speichern verwendet werden, mit anderen
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Anwendungen bearbeitet werden können, unabhängig vom Anbieter oder einer bestimmten technischen Lösung.</p>
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<p>Darum müssen Standards nicht nur offen, sondern auch
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<a href="/activities/os/minimalisticstandards.html">„minimalistisch“</a>,
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sein, um ein technisches Probleme adäquat zu lösen und so viele Implementierungen des Standards
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wie möglich zu ermöglichen. Anders ausgedrückt muss bewertet werden,
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ob ein Standard so einfach wie möglich und so komplex wie nötig ist.</p>
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<p>Standards, die überladen mit mehreren unnötigen Erweiterungen sind, verschafft dem Anbieter
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einen Vorteil: Es ist schwieriger für andere Implementierer, das Format adäquat zu lesen
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und der Kunde ist somit an einen Anbieter gebunden („Vendor Lock-in“).
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Zusätzlich schaffen überbordete Standards mit kaum genutzten Funktionen Hintertüren
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und Anfälligkeiten für bösartige Angreifer, die diese ausnutzen können.</p>
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<h2 id="standard-that-is-implementable-with-free-software">Mit Freier Software implementierbarer Standard</h2>
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<h3 id="reference-implementation">Referenz-Implementierung</h3>
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<p>Für Software-Standards wird der eigentliche Standard durch sowohl
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die formale Spezifikation als auch die tatsächliche Implementierung definiert. Der Erwerb der
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formalen Spezifikation ist oft nicht ausreichend, um einen Standard für ein komplexes
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digitales System zu implementieren. Für jede Firma, die einen Standard implementieren möchte,
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kann das Wissen über existierende Implementierungen genauso wichtiger sein wie die formale Spezifikation,
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weil das dabei hilft, Versuch-und-Irrtum-Methoden bei Uneindeutigkeiten
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der formalen Spezifikation zu vermeiden.</p>
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<p>Deswegen ist es wichtig für einen ausreichend „offenen“ Standard, dass die Offenheit sowohl Spezifikation
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als auch Implementierung umfasst.</p>
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<p>Folglich ist es für offene Implementierungen betriebswirtschaftlich vorteilhafter,
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eine Referenzimplementierung unter einer Freie-Software-Lizenz zu veröffentlichen.
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Das erlaubt, dass die Referenzimplementierung frei verfügbar ist und auch als formale Spezifikation
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ohne den institutionellen Prozess der Standardisierung dienen kann.</p>
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<h3 id="patents-in-standards">Patente in Standards</h3>
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<p>Manchmal beinhaltet die Standard-Spezifikation technische Lösungen, die
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benötigt werden, um den Standard zu implementieren. Diese technischen
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Lösungen können mit Patenten geschützt werden. Wer dann diesen Standard übernehmen und implementieren
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möchte, muss deswegen die entsprechenden Lizenzen vom Patentinhaber erwerben.</p>
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<p>In der Industrie haben sich unterschiedliche Lizenzmodelle entwickelt, um das
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Problem von Patenten in Standard-Implementierungen zu überwinden: Zum Beispiel mit lizenzkostenfreien
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(eng. „royalty-free“ (RF)) oder alternativen „fairen, angemessenen, und nicht-diskriminierenden“
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(FRAND) Vertragsbedingungen. <a href="/activities/os/why-frand-is-bad-for-free-software.en.html">FRAND-Vertragsbedingung
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sind inkompatibel mit Freier Software</a>. Dadurch, dass FRAND-Vertragsbedingungen
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normalerweise geheimgehalten werden, ist es unmöglich zu überprüfen, ob diese Vertragsbedingungen wirklich
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„fair“ oder „nicht-diskriminierend“ sind.
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Folglich kann FRAND verwendet werden, um den Standardisierungsprozess zu manipulieren und Wettbewerber
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auszuschließen.</p>
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<p>Da RF-Lizenzierung nur die Kriterien der Nutzungsgebühren betrachtet,
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werden hierbei keine möglichen weiteren Einschränkungen bei der Implementierung und Anpassung
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des Standards für Freie Software berücksichtigt. In dieser Hinsicht muss
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die Lizenzpolitik von patentierter Technik in Standardisierung mit der
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größtmöglichen Bandbreite von Akteuren auf dem Markt kompatibel sein, da es die Absicht einer Standardisierung
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ist, Wettbewerb zu fördern und Innovationen, die darauf aufsetzen, zu erlauben.</p>
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<p>It is noteworthy, that hardly any new system in ICT is built without
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the use of Free Software, and the exclusion of companies basing their
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products on Free Software from standardisation can significantly hamper
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innovation. Therefore, the appropriate licence for standard-essential-patents
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is the one that is not placing any restrictions to the standard implementation
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with Free Software, i.e. 'restriction-free', according to the
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<a href="#what-is-an-open-standard">Open Standard definition</a>.</p>
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<p>Es muss dabei erwähnt werden, dass kaum ein neues System der IuK nicht mit aus Freier Software besteht
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und der Ausschluss von Firmen von Standardisierungsprozessen, deren Produkte auf Freier Software basieren,
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die Entwicklung von Neuerungen signifikant beeinträchtigen kann.
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Somit ist die geeignete Lizenz für „standard-wesentliche Patente“
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eine Lizenz, die keine Beeinträchtigungen in Bezug auf die Implementierung des Standards
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mit Freier Software enthält, siehe „einschränkungsfrei“ gemäß der
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<a href="#what-is-an-open-standard">Offene-Standard-Definition</a>.</p>
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<h2 id="what-can-you-do">Was können Sie tun?</h2>
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<blockquote>
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<h3 id="as-a-citizen">Als Bürger</h3>
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<p>
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<ul><li>Bestehen Sie auf offenen Standards: Lassen Sie sich nicht von der Regierung, Universität, dem Arbeitgeber
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oder einer öffentlichen Verwaltung zwingen, ein proprietäres (Datei-)Format zu verwenden.</li></ul>
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</p>
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</blockquote>
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<blockquote>
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<h3 id="as-a-politician">Als Politiker</h3>
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<ul>
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<li>Fördern Sie Strategien, die Wettbewerb und Innovation durch Standardisierung sicherstellen, d.h.
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minimalistische Offene Standards, die mit Freier Software implementierbar sind.</li>
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<li>Fördern Sie Lizensierungen, die auf einschränkungsfreie Bedingungen aufbauen,
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um die größtmögliche Verbreitung eines Standards zu erlauben und die Implementierung
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durch alle Akteure auf dem Markt zu ermöglichen.</li>
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<li>Priorisieren Sie die Verwendung Offener Standards bei öffentlichen Auftragsvergaben und Softwareentwicklungen,
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||
um die Kompatibilität aller Softwarelösungen im öffentlichen Sektor sicherzustellen.</li>
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</ul>
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</blockquote>
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<related-feed tag="openstandards"/>
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</body>
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<sidebar promo="open-standards">
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<h2>Weiterführende Literatur</h2>
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<ul>
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<li>„<a href="/activities/os/ps.html">Eine Analyse der Abwägung zwischen Standards und
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||
Patenten</a>“<br/> von <a href="/about/people/greve/">Georg Greve</a></li>
|
||
<li><a href="/activities/os/why-frand-is-bad-for-free-software.html">Warum
|
||
FRAND schlecht ist für Freie Software</a></li>
|
||
<li><a href="/activities/os/eif-v3.html">Kommentare der FSFE zur Revision des „European Interoperability Frameworks“ v.3</a></li>
|
||
<li><a href="/activities/os/eifv2.html">"EIFv2: Dem Verlust der Interoperabilität auf der Spur"</a> von Karsten Gerloff und Hugo Roy</li>
|
||
<li><a href="/activities/os/bsa-letter-analysis.html">Offene Standards verteidigen: Die FSFE
|
||
widerlegt die falschen Behauptungen der BSA gegenüber der Europäische Kommission</a>“ von
|
||
<a href="/about/people/gerloff/gerloff.html">Karsten Gerloff</a>, Carlo Piana und
|
||
<a href="/about/tuke/tuke.html">Sam Tuke</a></li>
|
||
<li><a href="/activities/os/2012-06-uk-consultation-os.html">Antrag der FSFE
|
||
an die Beratung über Offene Standards im Vereinigten Königreich 2012 (UK Open Standards Consultation 2012),
|
||
die vom Cabinet Office initiiert wurde.</a></li>
|
||
<li><a href="/activities/policy/eu/digital-single-market-comments.html">FSFE-Kommentare zur „Digitaler Binnenmarkt“-Strategie der EU</a></li>
|
||
<li>„<a href="/activities/policy/igf/sovsoft.html">Souveräne Software: Offene Standards,
|
||
Freie Software und das Internet</a>“<br/> Beitrag der FSFE zum ersten <a
|
||
href="/activities/policy/igf/igf.html">IGF</a>, von <a href="/about/people/greve/">Georg
|
||
Greve</a></li>
|
||
<li><a href="/activities/os/20150213.EC-patents-standards-consultation.FSFEresponse.pdf">
|
||
Antwort der FSFE</a> [pdf] auf die Anfrage der Europäischen Kommission zu Patenten und Standards.
|
||
13. Februar 2015.</li>
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||
<li><a href="/activities/os/2014-03-26.OpenLetterToVilella.en.html">Offener Brief
|
||
am Document Freedom Day 2014 an Giancarlo Vilella, Generaldirektor für Innovation und technologische Unterstützung (ITEC) des
|
||
Europäischen Parlaments und Vorstand des zwischeninstitutionalen Komitees für Informatik (Inter-Institutional Committee for
|
||
Informatics)</a> von <a href="/about/people/gerloff/">Karsten Gerloff</a></li>
|
||
<li><a href="/activities/os/msooxml.html">MS-OOXML: Ein Pseudo-Standard
|
||
der vorgibt offen zu sein</a></li>
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</ul>
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<h2>Interessante externe Links</h2>
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<ul>
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<li><a href="http://documentfreedom.org">Document Freedom Day</a></li>
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||
<li><a href="http://www.odfalliance.org">ODF Alliance</a></li>
|
||
<li><a href="http://www.pdfreaders.org">PDFreaders.org</a></li>
|
||
<li><a href="http://www.fsf.org/resources/formats/playogg">Play Ogg!</a></li>
|
||
<li><a href="http://isp.law.yale.edu/static/papers/Open_Documents_and_Democracy.pdf">„Open Documents
|
||
and Democracy“</a> von Laura de Nardis und Eric Tam vom Yale Information Society Project</li>
|
||
<li><a href="http://www.intgovforum.org/Substantive_1st_IGF/openstandards-IGF.pdf">„An
|
||
Economic Basis for Open Standards“</a> von Rishab A. Ghosh</li>
|
||
<li><a href="https://blogs.fsfe.org/greve/?p=160">„An emerging understanding of Open Standards“</a>
|
||
von <a href="/about/people/greve/">Georg Greve</a></li>
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</ul>
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</sidebar>
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</html>
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