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<title>Routerzwang - FSFE</title>
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<h1 class="p-name">Routerzwang</h1>
<div class="e-content">
<div id="introduction">
<p>In unserer Gesellschaft sollte es selbstverständlich sein, sich für
technische Geräte frei entscheiden zu können, die man in seinem Zuhause in
Betrieb nehmen möchte, genauso wie wir entscheiden können, welches Mobiltelefon
wir kaufen. Doch einige Internetanbieter widersprechen diesem Prinzip und
schreiben ihren Kunden vor, welches Gerät sie zur Einwahl in das Internet
nutzen müssen oder diskriminieren Besitzer alternativer Geräte. Diese
Verletzung eigentlich selbstverständlicher Rechte wird Routerzwang genannt und
wird von der Free Software Foundation Europe und vielen anderen Organisationen,
Projekten und Individuen stark kritisiert. Routerzwang ist nicht nur ein Thema
für Technikexperten, sondern betrifft uns alle.</p>
</div>
<h2>Was sind Router und was für ein Zwang?</h2>
<p>Router sind technische Geräte, die neben der Einwahl ins Internet auch
weitere Funktionen, etwa W-Lan, IP-Telefonie (VoIP) und TV-Streaming, aber auch
eher technische Details wie Portfreischaltungen, DynDNS oder VPN-Tunnel
beinhalten. Über Router läuft in der Regel die gesamte internetbasierte
Kommunikation.</p>
<p>Internetanbieter, wie in Deutschland zum Beispiel die Telekom, Vodafone,
Kabeldeutschland und viele andere, bieten oftmals schon bei Vertragsabschluss
einen von ihnen empfohlenen Router an. Das ist prinzipiell nicht schlecht, denn
dadurch müssen Verbraucher nicht selbst auf die Suche nach einem passenden Gerät
gehen. Doch umgekehrt muss es immer die Möglichkeit geben, sich ein eigenes
Gerät auszusuchen, ohne vom guten Willen des Anbieters abhängig zu sein. Doch
warum ist das so wichtig? Das hat mehrere Gründe, einige allgemeiner, anderer
technischer Natur.
</p>
<ol>
<li><strong>Vertrauen und Präferenzen</strong>: Jeder Mensch hat andere
Präferenzen, wenn es um die Auswahl von technischen Geräten geht. Ein
Internetanbieter darf sich nicht über diese Entscheidungsfreiheit der Menschen
stellen. Wenn Kunden das vom Anbieter empfohlene Gerät aus welchen Gründen auch
immer nicht verwenden möchten, so muss dieser das respektieren und es darf kein
Nachteil für den Verbraucher entstehen.</li>
<li><strong>Privatsphäre und Datenschutz</strong>: Dutzende Male sind die
Standardrouter von Providern durch große Sicherheitslücken aufgefallen oder
waren Opfer von Hintertüren, die Geheimdiensten und Kriminellen Zugriff auf
jede Infrastruktur dahinter gegeben haben. Ein Kunde braucht daher die
Freiheit, sich für ein Gerät oder einen Hersteller zu entscheiden, dem er
vertraut. Routerzwang hingegen zerstört das sowieso geminderte Vertrauen in
neue Technologien.</li>
<li><strong>Freier Wettbewerb und technologischer Fortschritt</strong>: Nutzer
profitieren von der Konkurrenz und dem freien Wettbewerb, der freie Auswahl und
eine stetige Verbesserung der Produkte garantiert. Doch sollten immer mehr
Internetanbieter den Routerzwang durchsetzen, kämen gerade kleinere Hersteller
von Routern ins Hintertreffen, da fast niemand mehr ihre Geräte einsetzen kann.
Dadurch haben kleinere und alternative Hersteller keine Chancen mehr, auf dem
Markt zu bleiben. Das geht im Endeffekt zulasten der Verbraucher, da
(Sicherheits-)Funktionen immer weiter abgespeckt werden und die
Benutzerfreundlichkeit sinken wird.</li>
<li><strong>Kompatibilität</strong>: Die Vielfalt an technischen Geräten ist
schon heute sehr groß. Das ist prinzipiell sehr gut, denn so können wir uns
frei für die Produkte entscheiden, die uns am meisten zusagen. Leider gibt es
beispielsweise auch Router, an die etwa nur Telefone einer bestimmten Marke
angeschlossen werden können. Nutzer müssen sich dann nur wegen des Unwillens der
Internetanbieter neue technische Geräte anschaffen. Das ist schon allein aus
Verbraucher- und Umweltschutzgründen sehr schlecht, da viel Elektroschrott
entsteht, obwohl die Geräte eigentlich noch funktionieren.</li>
<li><strong>Sicherheitsbedenken durch Monokulturen und fehlende
Updates</strong>: Sicherheitsexperten sind schon heute besorgt über die
steigende Anzahl von technischen Monokulturen. Diese treten etwa auf, wenn ein
großer Prozentsatz einer technischen Sparte nur von einer Produktfamilie oder
einem Hersteller dominiert wird. Treten dann dort große Probleme oder
Sicherheitslücken auf, ist gleich eine enorme Anzahl von Benutzern betroffen.
Die meisten Internetanbieter führen nur wenige Routermodelle und gefährden damit die
Sicherheit ihrer Kunden.
<p>Das ist insbesondere dann problematisch, wenn Hersteller und Anbieter in der
Auslieferung von kritischen Updates sehr langsam sind. Denn oftmals ist es
Routerzwang-Kunden gar nicht möglich, selbst Aktualisierungen einzuspielen,
obwohl diese vielleicht schon vom Routerhersteller bereit gestellt wurden. Hier
werden Kunden zulasten ihrer Sicherheit entmündigt.</p></li>
</ol>
</div><!--/e-content-->
<h2>Verwandte Nachrichten</h2>
<fetch-news/>
</body>
<sidebar promo="our-work">
<h2>Mehr über Routerzwang</h2>
<ul>
<li><a href="/activities/routers/timeline.html">Zeitliche Übersicht des Routerzwangs</a></li>
<li><a href="https://wiki.fsfe.org/Activities/CompulsoryRouters/Implementation/Germany">Stand der Implementation des neuen Gesetzes in Deutschland</a></li>
</ul>
<h2>Externe Artikel über Routerzwang</h2>
<ul>
<li><a href="https://blog.mehl.mx/2016/erste-testgeraete-fuer-routerfreiheit-versendet/">Erste Testgeräte für Routerfreiheit versendet</a></li>
<li><a href="http://blog.mehl.mx/2014/why-free-choice-of-routers-is-an-unnegotiable-must/">Warum freie Routerwahl unverzichtbar ist (englisch)</a></li>
</ul>
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