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Die Allianz-Gruppe wird unter Softwarepatenten leiden -
4. Oktober 2004
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<center><h1>Softwarepatente in Europa</h1>
[<a href="/activities/swpat/swpat.html">Einführung</a> | <a
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</center>
<br />
<center> Offener Brief [<a href="/activities/swpat/letter-20040510.html">2004-05-10</a>]
[<a href="/activities/swpat/letter-20040531.html">2004-05-31</a>]
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[2004-10-04]
[<a href="/activities/swpat/letter-20041101.html">2004-11-01</a>]
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[<a href="/activities/swpat/letter-20050405.html">2005-04-05</a>]
[<a href="/activities/swpat/letter-20050502.html">2005-05-02</a>]
[<a href="/activities/swpat/letter-20050606.html">2005-06-06</a>]
</center>
<h1>Die Allianz-Gruppe wird unter Softwarepatenten leiden</h1>
<h3>4. Oktober 2004</h3>
<div class="letter">
<p>Sehr geehrter Herr Diekmann,</p>
<p>
Haben Sie jemals in Betracht gezogen, Börsenhändlern eine Versicherung
gegen Verluste anzubieten? So absurd das auch klingt, die Europäische
Union zieht derzeit ernsthaft eine vergleichbare Maßnahme in Betracht.
</p>
<p>
Der Europäische Rat und die Europäische Kommission versuchen,
Softwarepatente in Europa einzuführen. Das ist nicht nur eine Bedrohung
für jedes Unternehmen, das in Europa tätig ist,
<a href="https://lists.fsfe.org/pipermail/press-release-de/2004q2/000030.html">eine Reihe von internationalen Wissenschaftlern</a>
sieht darin auch ein maßgebliches Risiko für die ganze europäische
Wirtschaft. Zusätzlich zu den bereits bekannten Studien belegen auch
kürzlich erschienene Publikationen von
<a href="http://www.pwc.com/Extweb/pwcpublications.nsf/docid/EC6DE73A846581CE80256EFD002E41FB">Pricewaterhouse Coopers (PwC)</a>
und
<a href="http://www.dbresearch.com/PROD/DBR_INTERNET_EN-PROD/PROD0000000000175949.pdf">Deutsche Bank Research</a>
die schadende Wirkung von Softwarepatenten. Der Nachrichtendienst
<a href="http://www.theregister.co.uk/2004/09/15/pwc_swpat_are_a_threat/">"The Register"</a>
zitiert PwC wie folgt:
"Die großzügige Regelung [...] in der Vergangenheit hat zu einer sehr
innovativen und wettbewerbsfähigen Softwareindustrie mit niedrigen
Eintrittsbarrieren geführt. Ein Softwarepatent, das dazu dient,
Erfindungen nicht-technischer Natur zu schützen, könnte die hohe
Innovationsrate zerstören."
</p>
<p>
Die Realität von Softwarepatenten ist bekannt für ihren rein
spekulativen Charakter. Obwohl oft edle Ziele wie die Förderung von
Innovationen ins Treffen geführt werden, zeigen Studien des
<a href="http://www.researchoninnovation.org/patent.pdf">Massachusetts Institute of Technology (MIT)</a>
oder der
<a href="http://swpat.ffii.org/archiv/zitate/index.de.html#mopoko0207">deutschen Monopolkommission,</a>
dass Softwarepatente der Innovation schaden.
</p>
<p>
Softwarepatentanmeldungen können als die Jetons angesehen werden, die
auf einem Roulette-Tisch eingesetzt werden und -- falls erfolgreich --
blüht dem "Gewinner" ein Jackpot in Form einer Milliardenklage, die
gegen ihn gerichtet ist. Jedes große Unternehmen, das Software
anwendet, könnte in den Genuss eines solchen "Gewinns" kommen. Je mehr
Geld im Spiel ist, und je mehr Software angewendet ist, desto
wahrscheinlicher wird man als Ziel ausgewählt. Hochkarätige Unternehmen
wie die Allianz-Gruppe -- die im Kern von Software abhängig sind --
sind durch die Einführung von Softwarepatenten in der EU besonders
gefährdet.
</p>
<p>
Während Sie diese Pläne der Europäischen Kommission wohl bereits sehr
in Sorge gebracht haben werden, betrifft Sie dieses Thema auch noch in
anderen Aspekten.
</p>
<p>
Nachdem auch die Europäische Kommission den gefährlichen und potentiell
vernichtenden Effekt von Softwarepatenten erkennen musste, steht nun
die Idee im Raum, über eine weitere Direktive eine
<a href="http://europa.eu.int/comm/internal_market/indprop/docs/patent/studies/litigation_en.pdf">Pflichtversicherung</a>
gegen Softwarepatente für alle europäischen Unternehmen einzuführen.
Diese Versicherung soll offensichtlich nicht zu teuer sein, um nicht
die europäische Wirtschaft direkt und unmittelbar zu ruinieren.
</p>
<p>
Auch Sie, als der Geschäftsführer der Allianz-Gruppe, werden Ihr
Unternehmen versichern müssen, da Sie ebenfalls zum Ziel einer
milliardenschweren Softwarepatentklage werden können. Im Wesentlichen
ist es das selbe, wie eine billige Pflichtversicherung von
Börsenmaklern gegen Verluste zu fordern -- und wir sind überzeugt, dass
Sie den Fehler in dieser Logik sehen.
</p>
<p>
Wir würden die Möglichkeit schätzen, diese Problematik weiter mit Ihnen
zu diskutieren, aber momentan ist Zeit ein wichtiger Faktor. Der
Europäische Rat plant, im November zu entscheiden, und das Europäische
Parlament wird dann im kommenden Frühjahr endgültig abstimmen müssen.
</p>
<p>Mit freundlichen Grüßen,</p>
<p>
<a href="/about/people/greve/">Georg Greve</a><br />
Präsident<br />
Free Software Foundation Europe (FSFE)<br />
<a href="/index.html">fsfe.org</a>
</p>
</div>
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</html>
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