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<title>FSF Europe - Pro-Linux Interview mit Georg C. F. Greve</title>
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<center><h1>Pro-Linux.de Interview mit Georg C. F. Greve</h1></center>
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<p>Interview vom <b>24.9.2001</b> mit Georg C. F. Greve, durchgeführt von
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Wolfgang Jährling für <a
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href="http://www.pro-linux.de">Pro-Linux.de</a>. Der originale Beitrag
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findet sich <a
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href="http://www.pl-berichte.de/berichte/inter_greve.html">hier</a>.</p>
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Georg C. F. Greve ist Präsident der in diesem Jahr gegründeten <a href="/">Free Software Foundation Europe (FSFE)</a> und war bereits seit 1999 der europäische Sprecher des GNU-Projektes. Er ist Autor der <a href="http://brave-gnu-world.org/">Brave GNU World</a> und programmiert seit 1993 unter GNU/Linux in C/C++, wobei er für seine Arbeit an <a href="http://www.gnu-awacs.org/">GNU AWACS</a> leider kaum noch Zeit findet. Erfreulicherweise erklärte er sich bereit, Pro-Linux einige Fragen zur FSFE und zu Freier Software in Europa zu beantworten. Dieses E-Mail-Interview wurde von <a href="mailto:wolfgang@pro-linux.de">Wolfgang</a> durchgeführt.
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<b>Pro-Linux</b>:<i>
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Zu welchem Zweck wurde die FSFE gegründet und inwiefern wird die
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Community von der Arbeit der FSFE profitieren?</i>
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<b>Georg Greve</b>:
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Es gab vielfältige Gründe, die FSF Europe ins Leben zu rufen.
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Wer jemals versucht hat, Events in irgendeiner Form mit der FSF zu
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koordinieren, der kennt die praktischen und organisatorischen
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Probleme, die die Entfernung mit sich brachte. Doch die Vereinfachung
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dieses Aspekts ist letztlich nur ein angenehmer Nebeneffekt.
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In Europa ist Freie Software so stark und aktiv wie in vermutlich kaum
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einer anderen Region. Eine derartig lebendige Szene braucht und
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verdient auch eine FSF, die unmittelbar in sie eingebettet und
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schwerpunktmäßig vor Ort aktiv ist.
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Zudem verändert sich die Welt der Freien Software in den letzten
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Jahren sehr stark. War sie anfangs ein unbedeutender Teil eines
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kleinen Sektors, ist sie nun wesentliche Komponente eines der
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Kerngebiete unserer Gesellschaft geworden. Um diesem Wandel gerecht zu
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werden, muß auch die FSF neue Strukturen finden.
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Die Gründung der FSF Europe war der erste Schritt in Richtung eines
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globalen FSF Netzwerks und hat weltweit zu ähnlichen Initativen
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geführt. Die FSF India existiert bereits und FSF Africa sowie FSF
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Japan sind in frühen Planungsphasen. Dies zeigt, daß die Notwendigkeit
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für eine FSF auch an anderen Orten empfunden wurde.
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Diese Notwendigkeit begründet sich auch aus den zunehmend wichtigen
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politischen, juristischen und öffentlichen Aspekten der Arbeit der
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FSF. War zunächst der Beweis zu erbringen, daß Freie Software möglich
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ist, geht es nun darum, Freie Software auch dauerhaft zu sichern und
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zu verbreiten.
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Doch gerade für diese Arbeit ist es wichtig, vor Ort präsent zu sein,
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um mit Politikern, Anwälten und Journalisten zusammenarbeiten zu
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können. Für diese Zusammenarbeit ist es wichtig, sich in derselben
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"Kulturzone" wie die Menschen zu befinden, mit denen man
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zusammenarbeitet. Die Sprach- und Zeitzonenbarrieren sind oft
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ernstzunehmende Hindernisse.
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Außerdem ist das persönliche Treffen gerade in diesen Gebieten oft
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durch nichts zu ersetzen.
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Ein oft unterschätzter Aspekt ist die Bewußtseinsbildung. Wenn wir
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Freie Software dauerhaft in unserer Gesellschaft verankern wollen,
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müssen wir in der Bevölkerung ein Bewußtsein für die damit verbundenen
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Fragen schaffen.
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In diesem Zusammenhang wird manchmal gerne die Umweltbewegung
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angeführt. Weiß heutzutage jedes Kind um die Umweltverschmutzung und
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ist sich der Tatsache bewußt, daß die Umwelt sich nicht beliebig
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ausbeuten läßt, war dies vor c.a. 40 Jahren noch weitestgehend
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unbekannt. Auch das Bewußtsein um die Menschenrechte mußte erst
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geschaffen werden.
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Einen ähnlichen Prozess will die FSF Europe auch für unsere "digitale
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Umwelt" in Gang setzen.
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Durch diese Arbeit wird ein gesellschaftlich positives Klima für Freie
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Software geschaffen, von dem die Community nachhaltig profitieren
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wird.
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Arbeitgeber werden schneller bereit sein, Projekte als Freie Software
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durchzuführen, es wird mehr und noch bessere Freie Software geben,
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Treiber werden auch für Freie Software in ausreichender Qualität und
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Menge zur Verfügung stehen.
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Doch die Community profitiert auch direkt auf mehrere Arten und Weisen
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von der Arbeit der FSF Europe.
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In der FSF Europe findet sie einen Ansprechpartner, der dabei helfen
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und unterstützen kann, Fragen und Probleme der Freien Software zu
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lösen.
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Die GNU General Public License, die wichtigste Lizenz Freier Software,
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wird von der FSF Europe geschützt und wir werden dafür sorge tragen,
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daß sie die nach europäischem Recht und Recht der Länder größtmögliche
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Rechtssicherheit für Entwickler und Anwender gewährleistet.
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Daneben sind wir bereit, jedem Mitglied der Freien Software Community
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mit juristischer Beratung zur Seite zu stehen, wenn dies nötig wird,
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um den Unternehmen klarzumachen, daß auch die Freie Software nicht
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schutzlos ist.
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Natürlich machen wir auch Projektarbeit in Software- und
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Metaprojekten, die in irgendeiner Art und Weise der Freien Software
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zugute kommen.
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Dabei stellt die FSF Europe einen Positionspfeiler dar, der die
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langfristige Perspektive vertritt, auch wenn dies manchmal unbequem
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oder unpopulär sein mag. Wenn ein Trend die langfristige Perspektive
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zugunsten einer kurzfristig reizvollen Möglichkeit aufzugeben droht,
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werden wir ganz klar die langfristige Perspektive vertreten.
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Unser Anliegen ist nicht, Freie Software zu einer kurzen Blüte zu
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verhalfen, wir möchten die Philosophie Freier Software zu einem
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dauerhaften Bestandteil der europäischen Kultur machen.
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<b>Pro-Linux</b>:<i>
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Hat die FSFE bereits ihre Arbeit ernsthaft aufgenommen? Wenn ja,
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was wurde bereits getan, um Freie Software zu fördern?
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</i></p>
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<b>Georg Greve</b>:
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Offiziell ist die FSF Europe e.V. (die zentrale Organisation) seit
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letzter Woche ein eingetragener, gemeinnütziger Verein nach deutschem
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Recht. Doch auch wenn natürlich noch immer ein Teil unserer Resourcen
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in den Strukturaufbau geht, haben wir bereits am 10. März 2001 unsere
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Tätigkeit aufgenommen und auch schon erste Resultate erzielt.
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So haben wir beispielsweise in Zusammenarbeit mit den "Institut für
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Rechtsfragen der Freien und Open Source Software" (ifross) dafür
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gesorgt, daß die geplante deutsche Urheberrechtsreform Freie Software
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angemessen berücksichtigt.
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Diese Reform wurde ursprünglich für Musiker erdacht, die durch die
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Plattenindustrie teilweise massiv ausgebeutet werden und schrieb vor,
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daß auf Urheberrechte nur gegen angemessene Vergütung verzichtet
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werden kann. Da Freie Software aber nach deutschem Recht als Schenkung
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gewertet wird, hätte dies Freie Software u.U. illegal gemacht.
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ähnliche Initiativen gibt es teilweise auch in anderen Ländern und
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dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, dieses Gebiet nicht zu
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vernachlässigen.
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Daneben befindet sich ein Projekt für eine offizielle deutsche Fassung
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der GNU General Public License, die im Rahmen einer übersetzung
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möglichst gut ans deutsche Recht angepasst werden soll, in der
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Planung. Das Projekt für ein europäisches Copyright-Assignment hat
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bereits begonnen.
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Was die Projektarbeit angeht, so beteiligt sich die FSF Europe
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beispielsweise als Projektpartner beim
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<a href="http://www.demudi.org">"Debian Multimedia Distribution" Projekt</a>,
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dem sie mit Beratung zum Hintergrund Freier Software und den juristischen
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Fragen zur Seite steht.
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Ein anderes Beispiel für erfolgreiche Arbeit ist savannah.gnu.org, der
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Sourceforge-Service der FSF. Savannah wurde eingerichtet durch Loic
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Dachary und wird nun wesentlich durch ihn und Raphael Rousseau
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gepflegt.
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Natürlich ist die FSF Europe auch auf Messen und Konferenzen aktiv, so
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war sie beispielsweise auf dem GNU/LinuxTag in Stuttgart vertreten und
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wird im Oktober bei den "Wizards of Os" und der Systems anzutreffen
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sein.
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Auch die Kontakte zur Politik entwickeln sich sehr positiv. Vor allem
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mit dem BMWi stehen wir in engem Kontakt und denken über gemeinsame
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Projekte für Freie Software nach.
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Erste Kooperationen sind bereits im Gange, so kam vor etwa einer Woche
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Bernhard Reiter, der deutsche Vertreter der FSF Europe, aus Tokyo
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zurück, wo er im Auftrag der deutschen Freien Software Szene und des
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BMWi einen Vortrag über "Freie Software und Sicherheit" auf der
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"Information Security in a Networked World" Tagung der OECD gehalten
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hat.
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Daneben hat die FSF Europe beispielsweise ein Projekt zur Förderung
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der Initiativen in und um Freie Software in der Bildung begonnen, mit
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dem die zahlreichen Protagonisten auf diesem Gebiet miteinander
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vernetzt werden sollen.
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Bei der Pressearbeit war die FSF Europe auch bereits durchaus
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erfolgreich. Neben den Online-Medien hat die FSF Europe beispielsweise
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ein Live-Interview im Deutschlandfunk und eine Erwähnung im FOCUS
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vorzuweisen.
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Ein Teil der übrigen Aktivitäten lassen sich auf der Homepage oder den
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Mailinglisten finden.
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<b>Pro-Linux</b>:<i>
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Was können wir in Zukunft von der FSFE erwarten? Wird sie auch
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bestimmte Software-Projekte unterstützen?
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</i></p>
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<b>Georg Greve</b>:
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Die erste Frage ist wohl zum Teil bereits beantwortet. Wir hoffen
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natürlich, noch viel mehr Arbeit leisten zu können, um unsere
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erwähnten Ziele und Perspektiven zu verwirklichen. Allerdings werden
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wir das natürlich nicht ganz alleine schaffen.
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</p>
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<p>
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Grundsätzlich unterstützten wir auch bestimmte Software-Projekte,
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wobei wir grundsätzlich das Ziel haben werden, Schlüsselgebiete
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voranzubringen, die unserer Ansicht nach vernachlässigt werden.
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</p>
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Die praktische Unterstützung durch Wissensinput leisten wir bereits
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jetzt, für die finanzielle Förderung fehlt uns im Moment noch der
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Etat, doch sind wir optimistisch, daß sich auch dieses Problem lösen
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wird.
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<b>Pro-Linux</b>:<i>
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Wo wird die FSFE in 5 Jahren stehen? Welche Hoffnungen und
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Befürchtungen hast du persönlich?
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</i></p>
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<b>Georg Greve</b>:
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Für die FSF Europe selbst hoffe ich, daß sie in 5 Jahren in allen
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europäischen Ländern präsent und aktiv sein wird. Dies hängt natürlich
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maßgeblich von der Unterstützung und dem Interesse der einzelnen
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Länder ab, aber ich denke, es ist kein unrealistisches Ziel.
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</p>
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Was die Befürchtungen angeht, so haben wir uns große Mühe gegeben, die
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meisten Gefahren schon in der Planungsphase zu vermeiden, indem wir
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eine Struktur geschaffen haben, die sowohl juristisch tragfähig als
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auch krisenfest und gegen "Verwässerung" geschützt sein sollte. Die
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darauf verwandte Sorgfalt hat zwar Resourcen gekostet, doch sehe ich
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persönlich dies als eine sinnvolle Investition.
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</p>
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Inhaltlich hoffe ich, die FSF Europe wird in 5 Jahren allgemein
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spürbare Veränderungen zugunsten Freier Software realisiert haben. Es
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ist schwer, dazu konkreter zu werden.
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</p>
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</p>
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<p>
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<b>Pro-Linux</b>:<i>
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Wie kann man die FSFE unterstützen? Wo wird Unterstützung am
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dringendsten benötigt? Was siehst du als größtes Problem der FSFE
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an?
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</i></p>
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<b>Georg Greve</b>:
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Es gibt viele Wege, die FSF Europe zu unterstützen und ohne Hilfe
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werden wir die gesteckten Ziele nicht erreichen können.
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</p>
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Eine wesentliche Basis unserer Arbeit sind die Freiwilligen, die sich
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in bestimmten Projekten beteiligen, Stände auf Messen organisieren und
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als Ansprechpartner für Besucher agieren, an Broschüren mitarbeiten,
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übersetzungen anfertigen und die Webseite betreuen.
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</p>
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Gerade die Webseite benötigt dringend eine überarbeitung. Die
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wesentlichen Eckpunkte für das Redesign sind mittlerweile klar, doch
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sind scheinbar alle Beteiligten im Moment überlastet und kommen nicht
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dazu. Hier wäre Hilfe sofort sicht- und spürbar.
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</p>
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Wem Wissen oder Zeit fehlt, der kann unsere Arbeit natürlich auch
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finanziell unterstützen. Ohne ausreichende Finanzierung ist die FSF
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Europe nur sehr bedingt arbeits- und handlungsfähig und wir werden
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nicht durch die FSF in den Vereinigten Staaten unterstützt, insofern
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ist dies eine Möglichkeit, uns unmittelbar mehr Handlunsspielraum zu
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verschaffen.
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</p>
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<p>
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Unser größtes Problem ist im Moment wohl noch unser Alter. Als sehr
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junge Organisation ohne Rücklagen oder gewachsene Struktur existieren
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an vielen Stellen "Flaschenhälse", die unsere Arbeit bremsen.
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</p>
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<p>
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Dies ist ein Henne-und-Ei Problem, da Unterstützung zumeist aufgrund
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von geleisteter Arbeit erfolgt und gerade vielen Firmen noch nicht
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klar ist, daß eine Unterstützung der FSF Europe letztlich eine
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Investition in ihre eigene Zukunft darstellt.
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</p>
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<p>
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Mittlerweile erreichen wir den Punkt, an dem sich dieser Knoten
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langsam auflöst, doch wären wir niemals so weit gekommen, hätte es
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nicht ein paar Menschen gegeben, die uns selbstlos unterstützt haben,
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|
als wir ausser einer Vision nur wenig vorzuzeigen hatten.
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</p>
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<p>
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<b>Pro-Linux</b>:<i>
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Was erachtest du als größtes Problem Freier Software in Europa
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bzw. Deutschland?
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</i></p>
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<b>Georg Greve</b>:
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Die größten akuten Probleme sind vermutlich die Softwarepatente, sowie
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die DMCA-Richtlinie, die nun in Europa umgesetzt werden muß. Beide
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drohen zwar nicht nur aber eben auch Freier Software ernsthaft zu
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|
schaden. Hier gegenzusteuern wird viel Zeit und Energie erfordern.
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</p>
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<p>
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|
Das Größte Problem ist dabei das mangelnde Bewußtsein in der
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Bevölkerung und Politik. Aus Unwissenheit werden hier oft
|
|
Entscheidungen getroffen, die das Informationszeitalter fatal
|
|
beeinflussen könnten.
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</p>
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<p>
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Solange sie die Konsequenzen nicht absehen können, werden die Menschen
|
|
weiter demjenigen zujubeln, der ihnen verspricht, durch
|
|
Kryptografieverbote und streng reglementierte Software würde die Welt
|
|
sicherer.
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</p>
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<p>
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Gerade angesichts der Entwicklung der letzten Wochen gewinnt diese
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Gefahr an Substanz.
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</p>
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<p>
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|
</p>
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<p>
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|
<b>Pro-Linux</b>:<i>
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|
Manche Leute vertreten die Ansicht, dass die Software unter
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|
Copyleft-Lizenzen (wie der GNU GPL) "nicht wirklich frei" sei.
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|
Wie sollte man deiner Ansicht nach auf solche Aussagen reagieren?
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</i></p>
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<p>
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|
<b>Georg Greve</b>:
|
|
Man kann sie auf die überlegungen zur Staatsphilosophie hinzuweisen,
|
|
in denen dieses Problem zentral behandelt wird. Die größtmögliche
|
|
Freiheit der Menschheit erfordert eine Einschränkung der absoluten
|
|
Freiheit des Individuums.
|
|
</p>
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|
|
|
<p>
|
|
Wie Richard es einmal so schön sagte: "Your freedom to swing your fist
|
|
ends at my nose." Absolute Freiheit des Individuums führt in großem
|
|
Maßstab nahezu automatisch zu einem Recht des Stärkeren.
|
|
</p>
|
|
|
|
<p>
|
|
Ich persönlich kann gut ohne die Freiheit leben, anderen Menschen die
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|
Freiheit zu nehmen, daher empfinde ich diese Einschränkung nicht als
|
|
etwas Bedrohliches.
|
|
</p>
|
|
|
|
<p>
|
|
Es sollte aber festgestellt werden, daß der Schutz der Freiheit
|
|
("Copyleft") keine Voraussetzung Freier Software ist. Auch Software,
|
|
die z.B. der FreeBSD-Lizenz untersteht, ist im Sinne der FSF Freie
|
|
Software, wenn auch die GPL nach unserem Verständnis die eindeutig
|
|
bessere Lizenz ist. Natürlich kann es in Einzelfällen taktisch sinnvoll
|
|
sein, eine weniger gute Lizenz zu verwenden, doch muß bei solchen
|
|
Ausnahmen sehr bewußt und mit viel Bedacht vorgegangen werden, um die
|
|
langfristige Perspektive nicht zu gefährden.
|
|
</p>
|
|
|
|
<p>
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|
<b>Pro-Linux</b>:<i>
|
|
Existiert eine FreeBSD-Lizenz?
|
|
</i></p>
|
|
|
|
<p>
|
|
<b>Georg Greve</b>:
|
|
Diese Frage ist schwierig zu beantworten, da sie ein wenig vom
|
|
Kontext abhängt.
|
|
</p>
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|
|
|
<p>
|
|
Man muß wissen, daß es grundsätzlich zwei Formen von BSD-Lizenzen
|
|
gibt, die "original BSD license" und die "modified BSD
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|
license". Erstere ist aufgrund der "obnoxious BSD advertising clause"
|
|
inkompatibel mit der GPL, letztere enthält die Klausel nicht mehr und
|
|
ist daher kompatibel zur GPL.
|
|
</p>
|
|
|
|
<p>
|
|
Viele Leute scheinen die FreeBSD-Lizenz als die Lizenz des FreeBSD
|
|
Projektes zu sehen, das meines Wissens die originale (also
|
|
inkompatible) Form verwendet. Manche Menschen scheinen damit aber
|
|
eher die modifizierte Version zu bezeichnen, beziehen sich also mit
|
|
"Free" eventuell auf die größere Freiheit.
|
|
</p>
|
|
|
|
<p>
|
|
Für meine Aussage oben war es egal, aber vermutlich ist es
|
|
tatsächlich besser, direkt von modifizierter oder originaler Form der
|
|
BSD Lizenz zu sprechen.
|
|
</p>
|
|
|
|
<p>
|
|
<b>Pro-Linux</b>:<i>
|
|
Wie schätzt du die Unterstützung für Freie Software Seitens der
|
|
Politik in Europa bzw. Deutschland ein? Wird Freie Software
|
|
ausreichend gefördert? Oder wird sie gar durch etwas behindert?
|
|
</i></p>
|
|
|
|
<p>
|
|
<b>Georg Greve</b>:
|
|
Die Politik ist manchmal ein vielköpfiges Wesen, das in alle
|
|
Richtungen zugleich strebt. Es gibt einige Initiativen, die sehr
|
|
günstig für Freie Software sind und einige politisch Aktive, die sich
|
|
sehr für sie einsetzen.
|
|
</p>
|
|
|
|
<p>
|
|
Gleichzeitig gibt es politische Aktivitäten, wie z.B. Softwarepatente
|
|
und DMCA, die stark bedenklich sind.
|
|
</p>
|
|
|
|
<p>
|
|
Da vor einigen Jahren Freie Software noch kein Thema für die Politik
|
|
war, sehe ich darin eindeutig einen Fortschritt. Wir müssen jetzt aber
|
|
dafür sorgen, daß dieser Trend beibehalten wird.
|
|
</p>
|
|
|
|
<p>
|
|
<b>Pro-Linux</b>:<i>
|
|
Vielen Dank für das (virtuelle) Gespräch.
|
|
</i></p>
|
|
|
|
<br /><br />
|
|
<table border="1" summary="" width="100%" bgcolor="#f0f0f0">
|
|
<tr>
|
|
<td>
|
|
Copyright (C) <a href="mailto:wolfgang@pro-linux.de">Wolfgang</a>,
|
|
Zitat und Verteilung des vollständigen Artikels ist über jedes Medium
|
|
gestattet, solange dieser Hinweis erhalten bleibt. <br />Datum:
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2001-09-24 - <a href="http://www.pro-linux.de/">Pro-Linux</a>
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 (<a href="mailto:info@pro-linux.de">Info</a>)
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</td>
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</tr>
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</table>
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</body>
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</html>
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