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<title>Softwarevertrag der Europäischen Kommission ist schlecht für
Europa</title>
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<h1>Softwarevertrag der Europäischen Kommission ist schlecht für Europa</h1>
<p>Die Europäische Kommission wird innerhalb der nächsten
sechs Jahre 189 Millionen Euro für proprietäre Software ausgeben, in direktem
Widerspruch zu ihren eigenen Entscheidungen und Richtlinien. Die Kommission
kündigte letzte Woche einen auf sechs Jahre angelegten Rahmenvertrag zum
Kauf verschiedener, hauptsächlich proprietärer, Software und damit verbundener
Dienstleistungen an<a class="fn" href="#refs">1</a>.</p>
<p>„Dies ist schlecht für Europa,“ sagt Karsten Gerloff, Präsident der Free
Software Foundation Europe. „Statt eine Strategie zu entwickeln, um die
Vorteile Freier Software zu nutzen und unabhängig von einzelnen Anbietern
zu werden, bringt sich die Kommission noch stärker in eine durch den
Lock-in-Effekt bewirkte Abhängigkeit.“</p>
<p>Der Vertrag der letzten Woche widerspricht den Absichtserklärungen
in mehreren Dokumenten der Kommission. Laut den europäischen
Beschaffungsrichtlinien sollen Käufe des öffentlichen Sektors derart
erfolgen, dass „Diskriminierung vermieden und bei der Beschaffung im
öffentlichen Sektors ein Wettbewerb ermöglicht wird.“</p>
<p>Die im Mai 2010 veröffentlichte Digitale Agenda fordert, dass
„IKT-Produkte und -Dienstleistungen offen und
interoperabel“<a class="fn" href="#refs">2</a> sein müssen. Laut einer
vom OSOR-Projekt der Europäischen Kommission herausgegebenen Richtlinie
sollen in europäischen Beschaffungsrichtlinien „Ausschreibungen auf
funktionalen Anforderungen basieren, nicht auf bestimmten Produkten oder
Anbietern“<a class="fn" href="#refs">3</a>, während der Vertrag der letzten
Woche eine lange Liste von konkreten Produkten enthält, die die
Kommission kaufen will.</p>
<p>In den Erklärungen von Malmö und Granada 2009 und 2010 haben die
Mitgliedstaaten die Europäische Kommission aufgefordert, „besonders auf die
Vorteile zu achten, die sich aus der Verwendung offener Spezifikationen
ergeben, um Dienste so kosteneffizient wie möglich anzubieten und um
Innovation und Kosteneffizienz im E-Government durch die systematische
Förderung Offener Standards und interoperabler Systeme zu verankern“<a class="fn" href="#refs">4</a>.</p>
<p>Der Beschaffungsprozess wurde von der Generaldirektion Informatik (DIGIT)
durchgeführt. Diese Abteilung leitet auch den Prozess zur Revision des
European Interoperability Framework. Die FSFE hat bisherige
Entwürfe<a class="fn" href="#refs">6</a> stark
kritisiert<a class="fn" href="#refs">5</a>, da sie
Offene Standards<a class="fn" href="#refs">7</a> und Freie
Software<a class="fn" href="#refs">8</a> gegenüber der ursprünglichen Fassung
weniger unterstützen.</p>
<p>„Die Bürger in Europa erwarten von der Kommission, dass sie ihre Kosten
niedrig hält, dass sie ihre Steuergelder so verwendet, dass die Entwicklung
Europas gefördert wird, und dass sie sich an ihre eigenen Richtlinien hält,“
so Gerloff. „Dieses Verhalten von DIGIT wird den Europäern in allen drei
Punkten nicht gerecht. Es schadet der Glaubwürdigkeit der Kommission.“</p>
<h2 id="fn">Fußnoten</h2>
<ol id="refs">
<li>Siehe Mark Ballards Artikel „<a href="http://www.computerweekly.com/Articles/2010/12/03/244307/European-Commission-signs-largest-ever-software-deal.htm">European Commission signs largest ever software deal</a>“ vom 2. Dezember 2010.</li>
<li>Siehe die aktualisierte Version der <a href="http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:52010DC0245%2801%29:EN:NOT">Digitalen Agenda</a>, revidiert am 26. August 2010.</li>
<li>Siehe die <a href="http://www.osor.eu/idabc-studies/OSS-procurement-guideline%20-final.pdf">OSOR Guideline on public procurement of Open
Source Software</a>.</li>
<li>Siehe den Volltext der <a href="http://www.epractice.eu/en/library/299149">Erklärung von Malmö</a> und der
<a href="http://www.epractice.eu/en/news/316468">Erklärung von Granada</a>.</li>
<li>Siehe die <a href="/news/2010/news-20100330-01.html">Reaktion der FSFE auf die Entwicklungen beim EIFv2</a></li>
<li>Für weitere Informationen zur Entwicklung beim European Interoperability Framework, siehe den <a href="/freesoftware/standards/eifv2.html">Vergleich der verschiedenen Versionen</a> der FSFE.</li>
<li>Siehe die <a href="/freesoftware/standards/def.html">Definition Offener Standards der FSFE</a>.</li>
<li>Siehe <a href="/freesoftware/freesoftware.html">Definition Freier Software der FSFE</a>.
</li>
</ol>
<p class="n">
<a href="#top">To top</a>
</p>
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<translator>Markus Enzenberger</translator>
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