Obwohl Digitalgeräte heute allgegenwärtig sind, steigt die Zahl der Geräte, die sich nicht mit Freier Software nutzen lassen, exponentiell. Die sich daraus ergebende Konsequenz ist ein Kontrollverlust der Nutzer:innen über die Technologie. Geräteneutralität zielt darauf ab, Nutzer:innen zu ermächtigen, Einschränkungen zu umgehen, um ihnen eine diskriminierungsfreie Nutzung Freier Software auf ihren Geräten zu ermöglichen.
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Wir alle wissen, welche Freude es macht, ein neues Gerät zu bekommen und seine Features und Funktionalitäten zu entdecken. Stellen wir uns das Szenario vor, dass Sie sich ein neues Smartphone gekauft haben.
Sie freuen sich riesig darauf, alles zu entdecken und auszuprobieren, was Ihr Gerät leisten kann. Sie möchten Apps installieren, die Kamera benutzen, ins Netz gehen, Spiele spielen und alles genießen, was Ihr Gerät leisten kann. Jedoch stellen Sie bald fest, dass etwas nicht stimmt. Beim Einschalten Ihres Telefons werden Sie aufgefordert, einen Onlineaccount zu erstellen, um Ihr Gerät nutzen zu können.
Und dann bemerken Sie, wie limitiert die Möglichkeiten sind, neue Apps und Programme zu downloaden und zu installieren. Der einzige Weg führt über den App Store oder Marketplace des herstellenden Unternehmens. Es ist Ihnen womöglich sogar untersagt, Software von Drittanbietern aufzurufen oder zu installieren, einschließlich alternativer Repositories. Am verstecktesten ist jedoch, dass es Ihnen nicht erlaubt ist, vorinstallierte Programme zu deinstallieren, die den Speicherplatz Ihres Gerätes belegen und die Akkulaufzeit verschlechtern.
Nun denken Sie, dass das vielleicht ein Problem des Betriebssystems ist und suchen nach Alternativen. Jedoch lässt sich mit Ihrem Gerät nur ein vollständig oder teilweise proprietäres Betriebssystem booten. In anderen Worten, Sie können kein anderes Betriebssystem installieren. Schließlich sehen Sie traurig ein, dass Ihr Smartphone, obwohl es ein Allzweckcomputer ist, dennoch ein künstlich beschränktes Gerät ist, das viel schlechtere Leistung bringt, als erwartet.
Probleme wie diese und andere in Bezug auf Browser, Suchmaschinen oder Hardware sind auf digitalen Märkten an der Tagesordnung. Die Nutzenden erfahren verschiedene Einschränkungen ihrer Rechte und Möglichkeiten, frei über ihre Geräte zu verfügen. Grundlegende Freiheiten wie die Installation und Deinstallation von Software werden von diesen Unternehmen, die durch ihre monopolistische Kontrolle über die Geräte als Gatekeeper fungieren, unrechtmäßig eingeschränkt.
Geräteneutralität ist ein politisches Konzept, das es Nutzenden ermöglicht, Gatekeeper zu umgehen, um Freie Software und Services unabhängig von Geräteherstellenden, Händler:innen oder Plattformen zu nutzen. Auf dieser Seite erfahren Sie, dass Geräteneutralität durch die Erhaltung von Freiheit bezüglich Software auf Geräten sowie durch den Schutz der Nutzer:innen vor Lock-in-Zwang und die Förderung standardisierter Wege von Datenkompatibilität erreicht werden kann.
Digitalgeräte sind in allen Bereichen unseres Lebens gegenwärtig. Wir nutzen sie für die Arbeit, zur Kommunikation und Unterhaltung und um ins Internet zu gehen. Diese Geräte sind machtvolle Maschinen, die uns den Zugang zu einer Vielzahl von Features erlauben und mit denen sich fast unendlich viele Aufgaben bewältigen lassen. Unsere Smartphones, Tablets, Laptops und andere verbundene Geräte sind Universalcomputer. Das bedeutet, dass wir theoretisch jede gewünschte Software darauf spielen können, um die Möglichkeiten der Hardware voll zu nutzen. Dieses Potential wird durch die Freie Software begünstigt.
Freiheit in Bezug auf Software hängt davon ab, wie wir Software auf Geräten nutzen können. Die Bewahrung der vier Freiheiten der Freien Software auf Betriebssystemen, Treibern, Appstores, Browsern und sonstiger Software ist nicht nur in Bezug auf die Wahlfreiheit, sondern auch für eine gesunde, wettbewerbsorientierte, demokratische und nachhaltige Digitalumgebung unabdingbar.
Obwohl die von uns genutzten Geräte Universalcomputer sind, haben Gerätehersteller:innen, Händler:innen und Plattformbetreiber:innen die Softwarefreiheit durch ihre monopolartige Macht über die Hardware stark eingeschränkt. Diese Macht erstreckt sich über Funktionalitäten und Schlüsselkomponenten von Geräten wie Betriebssysteme, Browser oder Appstores. Seit diese Komponenten zum Betrieb der Geräte benötigt werden, schaffen diese eine Monopolstellung, die den Firmen Kontrolle über den Zugang zu Software für Nutzer:innen ermöglicht und so eine Gatekeeperfunktion für die Nutzer:innen in Bezug auf Zugang und Kontrolle von Software, Hardware und Dienste auf ihren Geräten darstellt.
Hersteller:innen, Händler:innen und Plattformen üben Kontrolle über Geräte aus und haben damit eine ähnliche Gatekeeperfunktion wie ein Internetserviceprovider bei der Kontrolle über den Internetzugang. Je wichtiger die Funktionalitäten der Geräte für die Nutzenden sind, umso gefestigter kann die Gatekeeperposition auf dem Digitalmarkt werden.
Monopolisierte Märkte sind für einen fairen Wettbewerb und Kundenzufriedenheit oft hinderlich. Mit Gatekeepern, die Betriebssysteme, Appstores, Browser und zentrale Onlinservices kontrollieren, sind die Nutzenden mit keinen oder nur wenigen Auswahlmöglichkeiten allein gelassen und werden somit an individueller Freiheit und Selbstbestimmung gehindert. Im Einzelnen kann Gatekeeperkontrolle erreicht werden durch:
Die monopolistische Macht von Gatekeepern bedroht die Wahlfreiheit in Bezug auf Software, Selbstbestimmung, Kundenzufriedenheit und digitale Souveränität. Geräteneutralität repräsentiert Auswege aus der Macht von Gatekeepern und stellt den Wettbewerb sowie die Kontrolle der Nutzer:innen über ihre Geräte wieder her. Die Nutzenden sollten in der Lage sein, Gatekeeper zu umgehen und die Möglichkeit haben, Freie Software auf ihren Geräten zu nutzen. Das Hauptziel von Geräteneutralität ist es, das Monopol über Geräte zu durchbrechen, damit die Nutzendne wieder Softwarewahlfreiheit genießen können und auf ihren Geräten Zugang zu alternativen Services und Inhalten haben.
Die Wiederherstellung der Kontrolle von Nutzernden über ihre Geräte und eines fairen Wettbewerbs auf digitalen Märkten erfordert es, die Softwarewahlfreiheit auf Geräten zu bewahren und sie vor Lock-in Zwang zu schützen und dafür zu werben, dass sie wieder die Kontrolle über ihre Daten haben.
Dass die Freiheit der Nutzer:innen, Software auf ihren Geräten zu installieren, zu nutzen und zu deinstallieren, blockiert wird, ist eine Säule, auf die sich die Kontrolle von Gatekeepern stützt. Jedoch werden sie vielleicht einwenden, dass die Installation von Drittanbietersoftware eine Gefahr für die Nutzer:innen in Bezug auf Sicherheit, Datenintegrität oder Privatsphäre darstellen könnte. Tatsächlich sind aber kommerzielle Interessen der Hauptgrund, Nutzer:innenrechte einzuschränken.
Stattdessen erfordert die Rückgewinnung der Kontrolle über die Geräte die Freiheit in Bezug auf Software zu bewahren. Die Nutzer:innen sollten die Möglichkeit haben, jede Software, einschließlich Betriebssystemen und Appstores zu installieren und zu deinstallieren. Daher sollten Gatekeeper Drittanbieterapplikationen die gleichen Zugangsprivilegien gewähren wie der vorinstallierten Software.
Die Nutzer:innen in sehr restriktivem Umfeld zu belassen, ist eine weitere Säule der Gatekeeperkontrolle. Sie können nur auf andere Dienste zugreifen und diese nutzen, wenn ihre Geräte mit anderen Geräten und Diensten interagieren und kommunizieren können. Große Technologieunternehmen üben direkte Kontrolle über ihre Nutzer:innen aus, indem sie sie in einer Umgebung mit einer limitierten Zahl von proprietären Alternativen einsperren, die teilweise, aber nicht vollständig kompatibel sind. Das führt für die Nutzer:innen zu weniger Freiheit und höheren Wechselkosten.
Daher ist ein hoher Grad von Kompatibilität, eine weitgehende Implementierung von Offenen Standards und ein einfacher Zugang zu API Spezifikationen und -funktionalitäten, die von Drittanbieterapps stammen, essenziell. Ebenso wichtig ist es, dass Geräte nicht an Appstores und Onlineaccounts gebunden sind. Gatekeeper sollten Appstores von Drittanbietern und Quelltextrepositories auf ihren Geräten erlauben. Sie sollten auch einen diskriminierungsfreien Zugang zu Freier Software in ihren Stores ermöglichen und nicht ihren eigenen Produkten den Vorzug geben.
Um Monopole über Geräte zu durchbrechen ist es erforderlich, die Nutzenden zu ermächtigen, Kontrolle über ihre eigenen Daten auf ihren Geräten zu haben. Smartphones, Smartwatches und Computer sind Geräte mit sehr persönlichen und nicht-persönlichen Daten, die für die Nutzenden wichtig sind. Solche Daten zu transferieren, kann zu Wechselkosten führen, die Nutzende davon abhalten, ihre Freiheit auf einen Gerätewechsel zu beanspruchen. Das stellt insbesondere beim Wechsel zwischen Betriebssystemen ein Problem dar. Und mit zunehmender Bedeutung der Korrelation zwischen Daten und Software, wie etwa die Entwicklung Künstlicher Intelligenz und anderer zukünftiger Technologien kommt eine weitere Komplexitätsschicht für die Nutzenden bezüglich der Kontrolle über ihre Daten hinzu.
Daher sollte es für Nutzer:innen einfach möglich sein, persönliche Daten von Apps, Betriebssystemen und Geräten zu transferieren. Das wichtigste dabei sollte sein, dass Gatekeeper an Offene Standards und standardisierte Interfaces für den Datentransfer gebunden sind.
Seit ihrer Gründung arbeitet die FSFE daran, die Kontrolle über Technologie in die Hände der Nutzer:innen zu geben. Über die Jahre haben wir bei verschiedenen Veranstaltungen, die der Ermächtigung der Nutzer:innen in Bezug auf ihre Geräte gewidmet waren, an Erfahrung gewonnen. Wir arbeiten eng mit Entscheidungsträgern, Kommunen und der Wirtschaft zusammen, um sicherzustellen, dass die Nutzenden zur Kontrolle über ihre Technologie ermächtigt werden können. Unsere Arbeit besteht darin, die Anforderungen für Geräteneutralität mittels verschiedener Initiativen und Veranstaltungen in eine verständliche Realität für Digitalmärkte zu übersetzen.
Als Teil der Upcycling Android Initiative, hat die FSFE einen offenen Brief an die Legislative der EU darüber gestartet, warum das universale Recht zur freien Wahl des Betriebssystems, von Software und Diensten zentral ist für eine nachhaltigere digitale Gesellschaft. Der Brief wird von hunderten von Menschen und zivil-gesellschaftlichen Organisationen unterstützt und unterzeichnet. Wir möchten, dass die Nutzenden das Recht über ihre Hardware haben und ihre Software so lange nutzen können, wie sie möchten. Zusammengefasst fordern wir, dass:
2022 wurden mehrere Teile der Geräteneutralität in den Digital Markets Act (DMA) integriert, die größte Initiative der Europäischen Union zur Regulierung von Gatekeepern auf Digitalmärkten. Obwohl das Gesetz die Prinzipien schon enthält, die Geräteneutraliät ermöglichen würden, betreffen die Regulierungen nur sehr große Plattformen. Der DMA führt Verpflichtungen für Gatekeeper ein - “dos” und “don'ts” an die sie sich halten müssen - und Strafen für Verstöße. Der DMA umfasst verschiedene Regelungen zu Geräteneutralität, er bewahrt das Recht, vorinstallierte Software zu deinstallieren und enthält auch Maßnahmen, um Lock-in zu vermeiden so wie Interoperabilität und die Kontrolle der Nutzer:innen über persönliche Daten zu fördern.
Digitale Ökosysteme sind extrem komplex und die Durchsetzung von Geräteneutralität erfordert entsprechende Initiativen, die auf die unterschiedlichen Aspekte der Nutzer :innen abzielen, ihre Geräte zu nutzen und damit zu interagieren. Im Verlauf der Jahre haben wir Veranstaltungen zu den verschiedenen Aspekten von Geräteneutralität durchgeführt und für Softwarefreiheit geworben sowie für den Schutz von Nutzer:innen vor Lock-in und die Selbstermächtigung in Bezug auf persönliche Daten gefördert.
Der Digital Markets Act (DMA) ist ein Game-Changer für die Regulierung von Gatekeepern. Die Regeln des DMA betreffen mehrere Aspekte von Geräteneutralität. Die FSFE hat am legislativen Prozess mitgewirkt und verfolgt auch die Umsetzung.
Routerfreiheit ist das Recht, das jede:r hat, Router und Modem frei zu wählen und zu nutzen. Die FSFE arbeitet seit einem Jahrzehnt daran, es zu verwirklichen.
Freie Software hilft dabei, die Lebensspanne von Geräten zu verlängern. Mit dem Androidupcycling werben wir für nachhaltige Lösungen um Softwareobsoleszenz in der Androidwelt zu überwinden.
Die EU Legislative stellt manchmal eine Hürde für die Nutzung Freier Software in Radiogeräten. Wir werben für bessere politische und gesetzgeberische Lösungen für die Nutzer:innen von Radioequipment.
Obwohl die Prinzipien der Geräteneutralität in der Community der Freien Software
zumeist bekannt sind, sind sie weit davon entfernt, von den Gatekeepern in ihrer
Geschäftspraxis anerkannt zu sein. Die Überwachung der Umsetzung und Erfüllung
der DMA, die Durchführung gerätebezogener Aktivitäten und die Werbung für
Softwarefreiheit erfordern viele Ressourcen.
Als Non-Profitunternehmen und Nichtregierungsorganisation arbeitet die Free Software Foundation Europe daran, ein umfassendes Verständnis und Unterstützung für die Freie Software und Offene Standards in Politik, Wirtschaft, Recht und Gesellschaft zu erreichen. Wenn Sie Unterstützer der FSFE werden, ermöglichen Sie unsere Arbeit und helfen dabei, unsere finanzielle Unabhängigkeit zu sichern.