diff --git a/freesoftware/developmentaid/developmentaid.de.xhtml b/freesoftware/developmentaid/developmentaid.de.xhtml index 5957531746..280c73f254 100644 --- a/freesoftware/developmentaid/developmentaid.de.xhtml +++ b/freesoftware/developmentaid/developmentaid.de.xhtml @@ -7,59 +7,71 @@
- Dieser Artikel beleuchtet die Vorteile des Einsatzes Freier Software in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. + Dieser Artikel beleuchtet die Vorteile des Einsatzes Freier Software in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Er ist Teil einer Serie über die Grundlagen Freier Software.
- Die internationale Entwicklungszusammenarbeit wird zusehends digital. Freie Software wird dabei zur unabdingbaren Grundtechnologie die eine rechtssichere internationale Kooperation und Wiederverwendung gewährleistet sowie eine globale Skalierung bei gleichzeitiger lokaler Anpassungsmöglichkeit ermöglicht. Um das volle Potenzial digitaler Entwicklungszusammenarbeit auszuschöpfen, fordert die FSFE eine Veröffentlichung aller durch Steuergelder (ko-)finanzierte Software-Entwicklung als Freie Software. +
+ Die internationale Entwicklungszusammenarbeit wird zusehends digital. Freie Software wird dabei zur unabdingbaren Grundtechnologie die eine rechtssichere internationale Kooperation und Wiederverwendung gewährleistet sowie eine globale Skalierung bei gleichzeitiger lokaler Anpassungsmöglichkeit ermöglicht. Um das volle Potenzial digitaler Entwicklungszusammenarbeit auszuschöpfen, fordert die FSFE eine Veröffentlichung aller durch Steuergelder (ko-)finanzierte Software-Entwicklung als Freie Software.
- +Inhaltsverzeichnis
- Bei der internationalen Entwicklungshilfe und -zusammenarbeit geht es um Zusammenschlüss verschiedener Akteure zur nachhaltigen Verbesserung der weltweiten wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und politischen Verhältnisse. Als besonders nachhaltiges Entwicklungsmodell wird dabei die „Hilfe zur Selbsthilfe“ angestrebt: Bestehende Abhängigkeiten der Entwicklungsempfänger sollen abgebaut und neue Abhängigkeiten unbedingt vermieden werden. Die daraus resultierende Unabhängigkeit wiederum erfordert die Unterstützung bestehender oder den Aufbau neuer lokaler Strukturen vor Ort. Zentrale Probleme sollen vor Ort gelöst, beziehungsweise lösbar werden, sowie Wohlstand zugänglich gemacht und angemessen verteilt werden. Viele entwicklungspolitische Initiativen und Akteure setzen deshalb maßgeblich darauf, mit verschiedenen Partnerorganisationen vor Ort zusammen zu arbeiten, diese zu unterstützen und gegebenenfalls in passende Entwicklungsprogramme einzubinden. + Bei der internationalen Entwicklungshilfe und -zusammenarbeit geht es um Zusammenschlüsse verschiedener Akteure mit dem Ziel einer nachhaltigen Verbesserung der weltweiten wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und politischen Verhältnisse. Als besonders nachhaltiges Entwicklungsmodell wird dabei die „Hilfe zur Selbsthilfe“ angestrebt: Bestehende Abhängigkeiten der Entwicklungsempfänger sollen abgebaut und neue Abhängigkeiten unbedingt vermieden werden.
+ +Die daraus resultierende Unabhängigkeit wiederum erfordert die Unterstützung bestehender oder den Aufbau neuer lokaler Strukturen vor Ort. Zentrale Probleme sollen vor Ort gelöst, beziehungsweise lösbar werden, sowie Wohlstand zugänglich gemacht und angemessen verteilt werden. Viele entwicklungspolitische Initiativen und Akteure setzen deshalb maßgeblich darauf, mit verschiedenen Partnerorganisationen vor Ort zusammen zu arbeiten, diese zu unterstützen und gegebenenfalls in passende Entwicklungsprogramme einzubinden.
-Immer mehr verlagert sich der Fokus der internationalen Entwicklungszusammenarbeit auf die Ebene digitaler Entwicklungshilfe. Ob Agrarwirtschaft, Industrieproduktion, Gesundheitswesen oder Öffentliche Verwaltung: Ohne Software sind die Entwicklung und Instandhaltung moderner gesellschaftlicher Prozesse nicht länger denkbar. Dabei bilden sich die globalen digitalen Gräben nahezu deckungsgleich mit den globalen analogen Gräben sozialer und politischer Ungleichheit. Klassische Geber- und Empfängerkonstellationen bleiben nahezu unverändert bestehen, nur verlagern sich die Entwicklungsleistungen immer weiter ins Digitale. @@ -74,70 +86,88 @@ Wie auch bei der analogen Entwicklungshilfe gilt, dass digitale entwicklungspolitische Lösungsansätze nur nachhaltig wirken können, wenn bestehende Abhängigkeiten abgebaut und neue Abhängigkeiten unbedingt vermieden werden. Aktuelle Abhängigkeiten und zentrale Probleme der Empfängerländer ergeben sich aus momentan insbesondere aus Zugangsbeschränkungen zu digitalen Ressourcen, fehlender Fachexpertise, fehlenden Übersetzungen und Anpassungsmöglichkeiten sowie der Ungleichverteilung digitaler Produkte und Hardware und der sich daraus ergebenden globalen und digitalen Macht- und Eigentumsunterschiede. Es sind zugleich genau diese Probleme, die nur vor Ort und mit Einbindung lokaler Zivilgesellschaft nachhaltig gelöst und berücksichtigt werden können. Und es sind genau diese Aspekte, in denen Freie Software gegenüber proprietärer Software brilliert und den entscheidenden Unterschied macht.
-Die meisten dieser digitalen Abhängigkeiten und Probleme sind ein Nebenprodukt des Einsatzes proprietärer Software. Schließlich bleiben bei proprietärer Software alle Wiederverwendungs- und Weiterentwicklungsrechte sowie Anpassungsmöglichkeiten den Herstellenden vorbehalten. Der Einsatz proprietärer Software verstärkt damit unbewusst oder auch gewollt die Abhängigkeiten der Nutzenden im globalen Süden zu der aktuell marktbeherrschenden Softwareindustrie im globalen Norden. Aus entwicklungspolitischer Sicht und unter nachhaltigen Gesichtspunkten sollte hingegen ein möglichst offener Zugang für alle zu Hardware, zu Software und zu entwicklungsfördernden Inhalten bestehen. Der Einsatz Freier Software bietet genau diese Grundlage für einen solchen offenen Zugang für die Software. In diesem Artikel sollen die Grundlagen und Vorteile des Einsatzes Freier Software in der Entwicklungszusammenarbeit eingehend beleuchtet werden.
-- eGovernance, eHealth, digitale Agrarwirtschaft und andere digitale Leistungsangebote der internationalen Entwicklungszusammenarbeit basieren auf der Nutzung von Software. Funktionale Software wird so zur Grundtechnologie gesellschaftlicher Organisation als auch der modernen Verwaltungsleistung. Freie Software erlaubt es, einmal getätigte Entwicklungsinvestitionen ohne (weitere) Lizenzkosten und ohne juristische oder technische Einschränkungen unbegrenzt und rund um den Globus wiederzuverwenden. Die gleichzeitige Veröffentlichung des Quellcodes auf öffentlichen Verwaltungsplattformen ermöglicht es der eigenen Softwareentwicklung zudem durch Wiederverwendung, Anpassung und Wiederveröffentlichung von den Beiträgen, einem sogenannten "upstream"1, anderer Akteure rund um den Globus zu profitieren. Ganz im Sinne internationaler Zusammenarbeit dient der frei lizenzierte Quellcode dabei als Grundlage für organisierte oder selbst gestaltete Wissensvermehrung und -vermittlung sowie internationale Kooperation. Freie Software erlaubt es, digitale Grundbausteine zu entwickeln und internationale Standards bereitzustellen, ohne gleichzeitig neue Monopole und Abhängigkeiten zu schaffen. Genau so kann die eigene Softwareentwicklung bereits bei der Ausgestaltung meist selbst von bestehenden Veröffentlichungen anderer Freier Software profitieren. Anstatt das Rad stets neu zu erfinden können bei Freier Software alle Menschen zugleich "auf den Schultern von Giganten stehen". + eGovernance, eHealth, digitale Agrarwirtschaft und andere digitale Leistungsangebote der internationalen Entwicklungszusammenarbeit basieren auf der Nutzung von Software. Funktionale Software wird so zur Grundtechnologie gesellschaftlicher Organisation als auch der modernen Verwaltungsleistung. Freie Software erlaubt es, einmal getätigte Entwicklungsinvestitionen ohne (weitere) Lizenzkosten und ohne juristische oder technische Einschränkungen unbegrenzt und rund um den Globus wiederzuverwenden. Die gleichzeitige Veröffentlichung des Quellcodes auf öffentlichen Verwaltungsplattformen ermöglicht es der eigenen Softwareentwicklung zudem durch Wiederverwendung, Anpassung und der Wiederveröffentlichung von Beiträgen - dem sogenannten "upstream"1- anderer Akteure rund um den Globus zu profitieren. Ganz im Sinne internationaler Zusammenarbeit dient der frei lizenzierte Quellcode dabei als Grundlage für organisierte oder selbst gestaltete Wissensvermehrung und -vermittlung sowie internationale Kooperation. Freie Software erlaubt es, digitale Grundbausteine zu entwickeln und internationale Standards bereitzustellen, ohne gleichzeitig neue Monopole und Abhängigkeiten zu schaffen. Genau so kann die eigene Softwareentwicklung bereits bei der Ausgestaltung meist selbst von bestehenden Veröffentlichungen anderer Freier Software profitieren. Anstatt das Rad stets neu zu erfinden können bei Freier Software alle Menschen zugleich "auf den Schultern von Giganten stehen".
- -- Viele europäische Akteure und Initiativen in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit sind von öffentlichen Geldern gefördert oder komplett finanziert – über die Europäische Union oder deren Mitgliedstaaten. Entsprechend der „Public Money? Public Code!“-Kampagne fordert die FSFE gerade auch im Bereich der internationalen Entwicklungszusammenarbeit, dass durch Steuergelder (ko-)finanzierte Software-Entwicklung als Freie Software veröffentlicht wird. Darunter fällt sowohl für interne Arbeitsabläufe als auch von und für Partner vor Ort entwickelte Software. Nur so können die zahlreichen und weiter unten aufgelisteten Vorteile komplett ausgeschöpft werden. Und von allen bezahlter Code muss für alle verfügbar sein! + 2014 wurden die „Prinzipien für digitale Entwicklungszusammenarbeit“ von der der United Nations Foundation zugehörigen Digital Impact Alliance entwickelt. Eines der darin enthaltenen neun Prinzipien fordert die Veröffentlichung von Software, Daten und Standards unter Freier Lizenz (#6: "Use Open Standards, Open Data, Open Source, and Open Innovation"). Die Verwendung freier Lizenzen wirkt zugleich positiv auf die meisten der anderen Prinzipien ein, darunter: +
+ ++ Das offensichtliche Zusammenspiel zwischen den genannten Prinzipien und den darunterliegenden Entwicklungszielen sowie die Wiederverwendbarkeit bestehender digitaler Lösungen zeigen, dass Freie Software ein essentieller Bestandteil einer nachhaltigen Entwicklung ist. Folgerichtig investiert beispielsweise der UNICEF Innovation Fund exklusiv nur in Technologien, die Freie Software sind3. +
+ ++ Zahlreiche Durchführungsorganisationen der Entwicklungszusammenarbeit sowie Geberakteure von Entwicklungshilfe, IT-Dienstleister sowie internationale Organisationen haben die „Prinzipien für digitale Entwicklungszusammenarbeit“ seitdem unterzeichnet. Andere Initiativen orientieren oder berufen sich zusehends auf diese Vorgaben, beispielsweise die “Principles of Donor Alignment for Digital Health”. Die Unterzeichner beider Dokumente fordern so von den Vorteilen Freier Software in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit profitieren zu wollen.
-Im Gegensatz zur Migration bestehender Systemarchitekturen oder bisheriger Softwareentwicklungen2, hat die Fokussierung auf die Veröffentlichung von zukünftigen Eigenentwicklungen zahlreiche strategische Vorteile:
++ Doch trotz aller positiven Entwicklungen in den letzten Jahren setzen immer noch viele nationale und internationale Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit auf die Entwicklung proprietärer Software. Damit entgehen ihnen nicht nur die Vorteile des Einsatzes Freier Software. Auch als vornehmlich mit öffentlichen Geldern finanzierte Organisationen widersprechen sie damit der Forderung nach eine Kopplung von öffentlichen Geldern an Öffentliche Software4. Häufig geschieht dies aus Unwissenheit oder der Reproduktion bestehender Vergabepraxis. Um diese Dynamiken zum positiven zu ändern fordert die FSFE aller durch Steuergelder (ko-)finanzierte Software-Entwicklung als Freie Software und beleuchtet auf dieser Seite zudem die Vorteile des Einsatzes und der Entwicklung Freier Software in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. +
+ ++ ++ +(II) FSFE fordert: Öffentlicher Code für öffentlich finanzierte Entwicklungszusammenarbeit
+ + ++ Viele europäische Akteure und Initiativen in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit sind von öffentlichen Geldern gefördert oder komplett finanziert – über die Europäische Union oder deren Mitgliedstaaten. Entsprechend der „Public Money? Public Code!“-Kampagne fordert die FSFE gerade auch im Bereich der internationalen Entwicklungszusammenarbeit, dass durch Steuergelder (ko-)finanzierte Software-Entwicklung als Freie Software veröffentlicht wird. Darunter fällt sowohl für interne Arbeitsabläufe als auch von und für Partner vor Ort entwickelte Software. Nur so kann das ganze Potential der positiven Entwicklungspolitischen Wirkung des Einsatzes und der Entwicklung Freier Software komplett ausgeschöpft werden. Gerade in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit gilt: Von allen bezahlter Code muss für alle verfügbar sein! +
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Im Gegensatz zur Migration bestehender Systemarchitekturen oder bisheriger Softwareentwicklungen2, hat die Fokussierung auf die Veröffentlichung von zukünftigen Eigenentwicklungen zudem zahlreiche strategische Vorteile:
- 2014 wurden die „Prinzipien für digitale Entwicklungszusammenarbeit“ von der der United Nations Foundation zugehörigen Digital Impact Alliance entwickelt. Eines der darin enthaltenen neun Prinzipien fordert die Veröffentlichung von Software, Daten und Standards unter Freier Lizenz3. Die Verwendung freier Lizenzen wirkt zugleich positiv auf die meisten der anderen Prinzipien ein, darunter: -
-- Das offensichtliche Zusammenspiel zwischen den genannten Prinzipien und den darunterliegenden Entwicklungszielen sowie die Wiederverwendbarkeit bestehender digitaler Lösungen zeigen, dass Freie Software ein essentieller Bestandteil einer nachhaltigen Entwicklung ist. Folgerichtig investiert beispielsweise der UNICEF Innovation Fund exklusiv nur in Technologien, die Freie Software sind4. -
+- Zahlreiche Durchführungsorganisationen der Entwicklungszusammenarbeit sowie Geberakteure von Entwicklungshilfe, IT-Dienstleister sowie internationale Organisationen haben die „Prinzipien für digitale Entwicklungszusammenarbeit“ seitdem unterzeichnet. Andere Initiativen orientieren sich zusehends an diesen Vorgaben. 2018 wurden beispielsweise die “Principles of Donor Alignment for Digital Health” auf dem Weltgesundheitsgipfel in Berlin vorgestellt, die sich wiederum auf die Einhaltung der „Principles for digital Development“ berufen. Die Unterzeichner beider Dokumente fordern so von den Vorteilen Freier Software in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit zu profitieren. -
- -- Doch trotz aller positiven Entwicklungen in den letzten Jahren setzen immer noch viele nationale und internationale Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit auf die Entwicklung proprietärer Software. Damit entgehen ihnen nicht nur die Vorteile des Einsatzes Freier Software. Auch als vornehmlich mit öffentlichen Geldern finanzierte Organisationen widersprechen sie damit der Forderung nach eine Kopplung von öffentlichen Geldern an Öffentliche Software5. Häufig geschieht dies aus Unwissenheit oder der Reproduktion bestehender Vergabepraxis. Um diese Dynamiken zu ändern und die Bedeutung Freier Software zu beleuchten, werden im nächsten Kapitel die Vorteile des Einsatzes und der Entwicklung Freier Software in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit detaillierter besprochen. -
-Wirkungsziel - Vorteile durch den Einsatz und der Entwicklung Freier Software
Die Veröffentlichung von Software unter Freier Lizenz6 ermöglicht ein nachhaltiges Betreiber- und Entwicklungsmodell auch nach Übergabe einer Lösung an die Partnerorganisationen sowie das volle Ausschöpfen der digitalen Ressource: Da weder Lizenzkosten noch lizenzrechtliche Einschränkungen oder Abhängigkeiten existieren, kann Freie Software unbegrenzt wiederverwendet werden und skalieren – lokal ebenso wie global.
Per Lizenz bietet Freie Software zudem die uneingeschränkte Möglichkeit der Weiterentwicklung bestehenden Codes und damit der Anpassung von Software. Diese Anpassungen können selbst gestaltet werden oder durch Auftragsvergabe an Drittparteien geschehen. Dadurch können zum Beispiel auch lokale Dienstleister uneingeschränkt Weiterentwicklung, Wartung und Support der Software übernehmen. Freie Software erlaubt eine maximale Unabhängigkeit für Dienstleistungsempfangende und Partnerorganisationen und kann so dem Aufbau eigener oder lokaler IT-Expertise dienen.
+Per Lizenz bietet Freie Software die uneingeschränkte Möglichkeit der Weiterentwicklung bestehenden Codes und damit der Anpassung von Software. Diese Anpassungen können selbst gestaltet werden oder durch Auftragsvergabe an Drittparteien geschehen. Dadurch können zum Beispiel auch lokale Dienstleister uneingeschränkt Weiterentwicklung, Wartung und Support der Software übernehmen. Freie Software erlaubt eine maximale Unabhängigkeit für Dienstleistungsempfangende und Partnerorganisationen und kann so dem Aufbau eigener oder lokaler IT-Expertise dienen.
Freie Software bietet rechtlich uneingeschränkte Möglichkeiten der Weiterentwicklung bestehenden Codes und der Anpassung von Software. Insbesondere die uneingeschränkten Möglichkeiten der Weiterentwicklung und Lokalisierung durch Drittparteien ermöglichen den Aufbau, Einsatz und die Entwicklung digitaler Ressourcen vor Ort. Werden für die Softwareentwicklung oder -anpassung lokale Akteure beauftragt, führt dies direkt zur Stärkung der lokalen Wirtschaftskraft und zum Kompetenzgewinn vor Ort. Die so gewonnene Expertise kann unter Umständen sogar als Dienstleistung weiter exportiert werden.7
+Durch die Abwesenheit von Nutzungsbeschränkungen und Lizenzgebühren kann zudem jede erfolgreiche Lösung unbeschränkt kopiert bzw. implementiert werden. Das kann den eingeschränkten Budgets in Entwicklungsländern zugutekommen8. Es besteht weitherhin nicht die Gefahr versteckter Kosten, indem mittels einer zunächst günstig angebotenen proprietären Lösung nach deren erfolgter Implementation und entstandener Abhängigkeit hohe Folgekosten oder andere unkontrollierbare Preisstrukturen auferlegt werden könnten.
+Durch die Abwesenheit von Nutzungsbeschränkungen und Lizenzgebühren kann eine erfolgreiche Lösung unbeschränkt kopiert bzw. implementiert werden. Das kann den eingeschränkten Budgets in Entwicklungsländern zugutekommen8. Es besteht weitherhin nicht die Gefahr versteckter Kosten, indem mittels einer zunächst günstig angebotenen proprietären Lösung nach deren erfolgter Implementation und entstandener Abhängigkeit hohe Folgekosten oder andere unkontrollierbare Preisstrukturen auferlegt werden könnten.
+Die Anpassungs- und Einsatzfreiheiten Freier Software ermöglichen schließlich auch den internationalen Entwicklungsakteuren auf der Geberseite eine maximale Flexibilität und Skalierung jeglicher eigenentwickelten IT-Lösung ohne zusätzliche Lizenzkosten9, 10 (vgl. auch BMZ Toolkit 2.010, Kleine Anfrage11 ): Entwicklungspolitische Lösungen von einem Ort können an einem anderen Ort wiederverwendet werden.
+Die Anpassungs- und Einsatzfreiheiten Freier Software ermöglichen schließlich auch den internationalen Entwicklungsakteuren auf der Geberseite eine maximale Flexibilität und Skalierung jeglicher eigenentwickelten IT-Lösung ohne zusätzliche Lizenzkosten9, 10: Entwicklungspolitische Lösungen von einem Ort können an einem anderen Ort wiederverwendet werden.
+Neben Software-Anpassungen ermöglicht Freie Software die unabhängige und unbeschränkte Übersetzung bestehender Software und Dokumentationen in beliebige lokale Sprachen und die Adaption kultureller Gegebenheiten. Diese Lokalisierung kann helfen, einen Teil des „digital divide“ zwischen Englischsprachigen und nicht-Englischsprachigen zu überwinden. Zusätzliche lokale Anpassungen an kulturelle Gegebenheiten ermöglichen die Inklusion lokaler Gesellschaften und erhöhen schließlich die Annahme und die Akzeptanz einer IT-Lösung vor Ort11.
+Neben Software-Anpassungen ermöglicht Freie Software die unabhängige und unbeschränkte Übersetzung bestehender Software und Dokumentationen in beliebige lokale Sprachen und die Adaption kultureller Gegebenheiten. Diese Lokalisierung kann helfen, einen Teil des „digital divide“ zwischen Englischsprachigen und nicht-Englischsprachigen zu überwinden11. Zusätzliche lokale Anpassungen an kulturelle Gegebenheiten ermöglichen die Inklusion lokaler Gesellschaften und erhöhen schließlich die Annahme und die Akzeptanz einer IT-Lösung vor Ort.
+Neben der Sprache können bei konsequenter Anwendung einer Veröffentlichung unter Freien Lizenz auch alle anderen Inhalte den lokalen Gegebenheiten angepasst werden; beispielsweise Währungs- und Maßeinheiten oder die verwendete Bildsprache. Derartige kulturelle Anpassungen können weiter helfen, das Verständnis und die lokale Akzeptanz zu fördern. Genauso kann auch die Software selbst zu verschiedenen lokalen Zwecken angepasst werden, beispielsweise auf spezielle Geschäftsprozesse oder unterschiedliche juristische Anforderungen.
+Neben dem Quellcode und der Sprache können bei konsequenter Anwendung einer Veröffentlichung unter Freien Lizenz auch alle anderen Inhalte den lokalen Gegebenheiten angepasst werden; beispielsweise Währungs- und Maßeinheiten oder die verwendete Bildsprache. Derartige kulturelle Anpassungen können weiter helfen, das Verständnis und die lokale Akzeptanz zu fördern. Genauso kann auch die Software selbst zu verschiedenen lokalen Zwecken angepasst werden, beispielsweise auf spezielle Geschäftsprozesse oder unterschiedliche juristische Anforderungen.
+Bereits in der Projektkonzeption oder bei lokalen Anpassungen und Umsetzungen können lokale Partner federführend oder unterstützend tätig werden – wie auch später in der Übersetzung, bei Schulungen oder der Übergabe der Software 12. Diese lokalen Partnerschaften können sehr hilfreich sein, um Technologien inkrementell einzuführen, die Akzeptanz zu fördern und die Lernkurve zu erleichtern13. Im Idealfall bildet sich ein lokaler Markt für den Einkauf technischer Expertise.
- +Da Freie Software zu jedem Zweck verändert werden darf, gilt dies auch zum Zwecke kommerzieller Verwertung. Freie Software fördert den lokalen Wettbewerb, indem bestehende Lösungen wiederverwertet werden können oder Dienstleistungen um bestehende Lösungen herum auch vor Ort angeboten werden können, ohne dabei einem „Hersteller“ Gebühren pflichtig zu sein 14. Es verhindert damit auch eine Monopolbildung.
+Da Freie Software zu jedem Zweck verändert werden darf, gilt dies auch zum Zwecke kommerzieller Verwertung. Freie Software fördert den lokalen und den internationalen Wettbewerb, indem bestehende Lösungen wiederverwertet werden können oder Dienstleistungen um bestehende Lösungen herum auch vor Ort angeboten werden können, ohne dabei einem „Hersteller“ Gebühren pflichtig zu sein 14. Es verhindert damit auch eine Monopolbildung.
-Entschärfung von Legalitätsproblemen: Alle im Rahmen der Lizenz eingehaltenen möglichen lokalen Lösungen, Anpassungen und Weiterentwicklung von Freie Software geschehen global im rechtssicheren Raum. Freie Software kennt keine illegalen Vervielfältigungen nicht-lizenzierter, proprietärer Software.
+Freie Software bietet durch die globale Anpass- und Wiederverwendbarkeit und der Verwendung offener Standards16 beste Möglichkeiten, um kooperativ globale Interoperabilität zu gewährleisten. Öffentlich bereitgestellte Standards können von verschiedenen Herstellern in deren Software integriert werden und so eine Kommunikation zwischen verschiedenen Diensten gewährleisten.
+Freie Software bietet durch die globale Anpass- und Wiederverwendbarkeit und der Verwendung offener Standards15 beste Möglichkeiten, um kooperativ globale Interoperabilität zu gewährleisten. Öffentlich bereitgestellte Standards können von verschiedenen Herstellern in deren Software integriert werden und so eine Kommunikation zwischen verschiedenen Diensten gewährleisten.
-Die Offenheit des Quellcodes ermöglicht ein „Viele-Augen-Prinzip“. Wie in der Wissenschaft sorgt die Möglichkeit der gegenseitigen Kontrolle für hohe Qualität und ermöglicht dadurch häufig ein schnelles Auffinden und Ausmerzen von Sicherheitsproblemen. Sicherheitsprobleme dürfen zudem veröffentlicht und gelöst werden, Nutzende können somit umgehend informiert und gewarnt werden16.
- -Freie Software ist überall auf der Welt zugänglich ohne Einschränkung. Und so ist auch die zugehörige Dokumentation, Training und Wissensaustausch global ohne Grenzen verfügbar. Durch Zugang zu vorhandener Lektüre und Wissensplattformen kann lokale Expertise aufgebaut werden.
-Ergebnisse der Softwareentwicklung stehen weltweit für andere zur Verfügung. Damit kommen wir dem Prinzip „Niemanden zurücklassen“ der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung einen Stück näher.
- +Ergebnisse der Softwareentwicklung stehen weltweit für andere zur Verfügung. Damit kommen wir dem Prinzip „Niemanden zurücklassen“ der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung einen Stück näher.
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